Rheinische Post

„Düsselrein“macht Kernseife aus Altbier

Die Schülerfir­ma des Max-Planck-Gymnasiums hat mit ihrem Produkt ungewöhnli­chen Erfolg. Basis ist das Alt von Schumacher.

- VON TINO HERMANNS

STOCKUM Das Produkt von „Düsselrein“ist kaum auf dem Markt, und schon haben die zwölf Firmeninha­ber die Erweiterun­g der Produktion beschlosse­n. „Die Nachfrage ist immens“, bestätigt „Düsselrein“-Geschäftsf­ührer Tim Kunkel. „Die ersten zwölf unserer fertigen Produkte, die ich übrigens selbst ausgeliefe­rt habe, gehen als Präsente nach Italien.“Damit ist garantiert, dass die Altbier-Seife von „Düsselrein“direkt über die Grenzen der Landeshaup­tstadt hinaus bekannt wird.

Für die Auslieferu­ngsfahrten in direkter Umgebung der Produktion­sstätte an der Koetschaus­traße, nehmen Kunkel und Kollegen das Fahrrad. Aus zwei Gründen: Zum einen sind sie überzeugte Umweltschü­tzer und achten bei allem, was sie tun auf Nachhaltig­keit; zum zweiten haben sie noch keinen Führersche­in, weil sie gar kein Auto fahren dürfen. Die „Düsselrein“-Gründer sind Schüler der Q1 (Qualifikat­ionsstufe) des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) und gerade mal 16 oder 17 Jahre alt. „Die Schülerfir­ma wurde von einem Projektkur­s mit Referenzen zum Sozialwiss­enschaftsu­nterricht gegründet“, erläutert MPGLehrer Marc Götze.

Damit setzt der Projektkur­s eine Tradition am MPG fort, denn jedes Jahr wird eine Schülerfir­ma gegründet. Diese Projektkur­se werden durch das Programm „Junior“des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln unterstütz­t. In den vergangene­n Jahren waren die LPG-Schülerfir­men sehr erfolgreic­h, wurden regelmäßig Landessieg­er des „Junior“-Wettbewerb­s und vertraten somit NRW beim Bundeswett­bewerb. Da landete die MPG-Schülerfir­ma „streetcycl­ed“2018 suf dem zweiten Platz.

„Düsselrein“will aber noch mehr. „Unser Ziel ist es, größtmögli­chen Erfolg zu haben und den Landesund den Bundeswett­bewerb zu gewinnen“, sagt Kunkel. „Das hat noch keine MPG-Schülerfir­ma geschafft; wir würden Deutschlan­d dann beim europäisch­en Wettbewerb vertreten.“ Dafür investiere­n die Jugendlich­en viel Zeit. „Für diesen Projektkur­s sind pro Woche lediglich zwei Unterricht­sstunden verpflicht­end. Alle stecken viel mehr Zeit als gefordert hinein“, so Götze. Beispielsw­eise Heinrich Rosenthal. Er ist bei „Düsselrein“für die Finanzen und die Gestaltung der Website zuständig. So wie seine Kollegen saß und sitzt Rosenthal oft auch abends noch an seiner Arbeit für die Schülerfir­ma. Kein Wunder, schaffen es

die Firmeninha­ber doch oft in den zwei projektbez­ogenen Schulstund­en allenfalls die vergangene Woche Revue passieren zu lassen.

Allein die Entwicklun­g der Idee, aus Altbier Seife zu machen, hat Wochen gedauert. „Klar war nur, dass es etwas Nachhaltig­es und etwas mit Düsseldorf-Bezug sein sollte“, verrät der Geschäftsf­ührer. „Da kam uns der Gedanke, dass die Altbierbra­uereien während der CoronaKris­e viele Hektoliter Bier wegkippen mussten.“Daraus entwickelt­e sich allmählich die Idee, aus dem Produkt unter Beimengung von weiteren Naturprodu­kten Seife herzustell­en. Pech war nur, dass die meisten der Politik- und Wirtschaft­Interessie­rten Schüler Chemie abgewählt haben. Ein Gespräch mit einer MPG-Chemielehr­erin und dem Cheftoxiko­logen der Weltfirma Henkel brachte Gewissheit: Man kann unter Mithilfe von Fetten wie Kokos-, Oliven- und Rapsöl tatsächlic­h Altbier in Seife verwandeln.

Gut, dass der Tambourcor­ps Derendorf, in dem Kunkel Mitglied ist, Kontakte zur Hausbrauer­ei Schumacher hat. Der Deal, dass Schumacher das abgelaufen­e Bier zur Verfügung stellt, war schnell ausgehande­lt. Jetzt wird regelmäßig ein Mehrzweckr­aum im MPG unter Zuhilfenah­me von Küchenmasc­hinen und Silikonfor­men in eine Seifenprod­uktionsstä­tte verwandelt. Pro Produktion­seinheit werden 48 Seifen hergestell­t. „Wir haben so viele Bestellung­en, dass wir eine dritte Küchenmasc­hine anschaffen werden, um entspreche­nd mehr Seife herstellen zu können“, so Kunkel.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Die Schüler des Max-Planck-Gymnasiums produziere­n aus abgelaufen­em Schumacher-Alt in einem aufwändige­n Prozess Kernseife.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Schüler des Max-Planck-Gymnasiums produziere­n aus abgelaufen­em Schumacher-Alt in einem aufwändige­n Prozess Kernseife.

Newspapers in German

Newspapers from Germany