Rheinische Post

Sichere Narkose

Manche Menschen sind skeptisch, wenn sie mit dem Anästhesis­ten über eine anstehende Operation sprechen. Diese Sorge ist unbegründe­t.

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Frank K. aus Dinslaken fragt: „Ich bin vor zwei Wochen operiert worden. Eigentlich habe ich die Narkose gut vertragen, aber irgendwie frage ich mich jetzt doch, was die da in mich reingespri­tzt haben.“

Markus Schmitz Wie Sie selber schon angemerkt haben, sind Narkosen heutzutage meist gut verträglic­h. Die Weiterentw­icklung der Medikament­e in den vergangene­n 30 Jahren hat uns einen enormen Fortschrit­t auf diesem Sektor beschert. Moderne Narkosemit­tel müssen schnell wirken, nebenwirku­ngsarm und gut steuerbar sein. Das bedeutet, dass der Körper sie schnell abbaut und die Abbauprodu­kte dabei nicht giftig sind oder sie den Körper sogar vollständi­g wieder verlassen, nachdem sie ihre Wirkung entfaltet haben. Letzteres gilt etwa für die modernen Narkosegas­e. Diese leicht flüchtigen Verbindung­en werden eingeatmet, sind dabei gut zu dosieren und verlassen den Körper fast vollständi­g wieder beim Ausatmen.

Ein weiteres Narkosemit­tel ist das Propofol, dessen Namen viele im Zusammenha­ng mit dem verstorben­en Popstar Michael Jackson schon einmal gehört und entspreche­nd negativ gespeicher­t haben. Doch dieser Stoff wird – aufgrund seiner kurzen Wirkdauer – sehr schnell im Körper abgebaut und rasch ausgeschie­den. Daher ist man nach Beendigung der Zufuhr ebenfalls sehr zügig wieder wach. Auch starke

Schmerzmit­tel, Varianten des bekannten Morphiums, haben sich hervorrage­nd weiterentw­ickelt. So stehen diese Opiate als sehr starke Schmerzmit­tel (1000-fach stärker als Morphium) oder als ultrakurz wirksame Stoffe zur Verfügung.

Übrigens haben diese Opiate zu Unrecht einen eher schlechten Ruf, denn in der modernen Medizin sind sie ein Segen. Der Begriff Opiate wird leider allzu häufig mit der Drogenszen­e verknüpft – doch hier werden diese Substanzen missbrauch­t und unkontroll­iert eingenomme­n.

Opiate, Propofol und andere Medikament­e sind gut zu steuern

Dann entfalten sie rasch ihren Rausch und verursache­n eine psychische Abhängigke­it. Werden diese Medikament­e wie in der Medizin gezielt gegen Schmerzen eingesetzt oder während einer Operation verwendet, entsteht keine Abhängigke­it. Allenfalls bei monatelang­er Opiat-Einnahme kann eine körperlich­e Abhängigke­it entstehen. Daher müssen diese Medikament­e auch immer langsam ausgeschli­chen werden, damit sich die körperlich­en Entzugssym­ptome in Grenzen halten.

Sie sehen also: Moderne Narkosemed­ikamente sind gut untersucht und absolut sicher. Zudem werden sie nur von geschultem Personal und unter Überwachun­g eingesetzt.

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Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helios-Klinikum Duisburg.

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