Rheinische Post

Bernhard Ebners langer Weg zurück

Wochenlang hatte der DEG-Verteidige­r mit den Folgen seiner Corona-Infektion zu kämpfen. Am Sonntag stand er erstmals wieder auf dem Eis – und erzählte danach von seinen Problemen und Sorgen.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Der kurze Gang zum Bäcker, ein paar Treppenstu­fen – die meisten Menschen um die 30 bringt das nicht an den Rand der Erschöpfun­g, erst recht nicht Profisport­ler. Bernhard Ebner erlebte in den vergangene­n Wochen aber genau das: „Du gehst dir Semmeln holen und bist klatschnas­s geschwitzt, du bringt Müll runter, kommst wieder hoch und bist klatschnas­s. Da denkst du dir: Wann hört das auf? Das kann ja nicht ewig so gehen“, erzählt der Verteidige­r der Düsseldorf­er EG nach dem 3:4 gegen Augsburg.

Das war kein schönes Spiel, keins, was einen besonderen Platz in der Vereinsges­chichte einnehmen wird. Bernhard Ebner aber wird sich noch lange daran erinnern, durfte er doch endlich wieder mitspielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Nach fast sieben Wochen Pause. Ganz neu war das natürlich nicht für ihn, Ebner war mehrfach schwerer verletzt, fiel auch mal Monate aus. Aber das hier war anders.

Alles begann mit dem CoronaAusb­ruch bei der DEG Mitte Oktober. Auch Ebner wurde positiv getestet, musste in Quarantäne, war aber geimpft und erlebte keinen schweren Verlauf. Nach einigen Tagen war er wieder negativ. Doch ausgestand­en war es damit nicht. Nun begann das, was er am Sonntag als „langen Weg zurück“beschrieb. Und als „Achterbahn“. Denn bevor man nach einer Infektion wieder aufs DEL-Eis darf, sind Untersuchu­ngen verpflicht­end. Und was die Ärzte sahen, gefiel ihnen nicht: „Der Bluttest war nicht gut“, sagt der 31-Jährige, dazu die Erschöpfun­g. Also weitere Untersuchu­ngen an Lunge

und Herz. CT, MRT, Ultraschal­l. „Da dachte ich schon: Hoppla, was passiert denn hier?“, erinnert sich Ebner, dessen Blutwerte sich zwar langsam besserten, aber Sport war weiter nicht erlaubt. Also hieß es: „Warten, warten, warten.“

Das Problem am Warten: Man macht sich Gedanken. Und man schaut, wie es anderen aus der Branche

erging. Janik Möser aus Wolfsburg oder Johannes Sedlmayr aus Bad Tölz, bei denen nach ihren Infektione­n Herzmuskel­entzündung­en festgestel­lt wurden. Sedlmayr hat seit einem Jahr nicht gespielt. So ernst war es bei Bernhard Ebner zum Glück nicht, „aber du hörst von Long Covid, du musst ein Herz-MRT machen, und die erste Reaktion ist:

Was muss ich? Was ist hier los?“

Erst nach mehr als einem Monat bekam Ebner grünes Licht, durfte laut dem „Return-to-play-Protokoll“aber nur dosiert aufs Eis. Zunächst 20 Minuten am Tag. „Du gehst dann immer einen Schritt weiter, aber wenn irgendwas nicht stimmt, fällst du wieder zwei Schritte zurück.“Erst als er das komplette

Protokoll hinter sich hatte, konnte er das Training hochfahren. Doch auch das war nicht einfach. „Ich hatte fünf Wochen keine Hantel angefasst, saß fünf Wochen nicht auf dem Fahrrad.“Da habe er sich gefühlt, wie zum Beginn der Saisonvorb­ereitung. Hinzu kam der enge Spielplan mit vielen Reisen, der Rest des Teams trainierte notdürftig. Und wenn die Kollegen unterwegs waren, stand Ebner auch mal allein auf dem Eis, „ich bin ohne Gegen- und Mitspieler gelaufen“.

Das habe er am Sonntag natürlich gemerkt. „Die Spielfitne­ss kommt nur aus dem Spiel.“Eigentlich wollte er „den Jungs nur ein paar Wechsel abnehmen“, aber weil es neben ihm nur vier fitte Verteidige­r gab, wurden es 25, Ebner spielte 16:37 Minuten. Und machte seine Sache ordentlich. Dennoch war das alles andere als einfach. „Es ist auch die mentale Frische, wenn du müde zur Bank kommst und müde wieder aufs Eis gehst“. Was hilft? Weitere Spiele. Gut für ihn, dass allein diesen Monat noch elf anstehen, das erste am Dienstag (19.30 Uhr) in Iserlohn. Bernhard Ebners nächster Schritt auf seinem langen Weg zurück.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? So sehen die DEG-Fans Bernhard Ebner am liebsten: auf dem Eis in Aktion.
FOTO: HORSTMÜLLE­R So sehen die DEG-Fans Bernhard Ebner am liebsten: auf dem Eis in Aktion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany