Rheinische Post

„Mit Lust und Freude in den Osten“

Die 41-Jährige will CDU-Generalsek­retärin werden und spricht über Herausford­erungen in der Parteiarbe­it.

- Frau Güler, was können Sie besser als Paul Ziemiak? HAGEN STRAUSS FÜHRTE DAS INTERVIEW

GÜLER Paul Ziemiak ist ein guter Generalsek­retär gewesen. Allein, dass wir ohne Probleme als erste Partei einen komplett digitalen Parteitag veranstalt­et haben, ist sein Verdienst. Aber es geht nicht darum, was ich besser machen möchte…

…aber Sie wollen sein Amt. Was möchten Sie also anders machen?

GÜLER Auch ohne meine Kandidatur würde er nicht Generalsek­retär bleiben. Fakt ist, dass wir kampagnenf­ähiger werden müssen. Und zwar nicht nur im Rahmen einer Wahl, sondern darüber hinaus. Wenn unsere Mitglieder Helge Braun zum Vorsitzend­en wählen und anschließe­nd mir als Generalsek­retärin ihr Vertrauen schenken, werde ich alle Kreis- und Landesverb­ände besuchen. Beginnend im Osten. Die Strukturen dort sind unsere Achillesfe­rse.

In den ostdeutsch­en Landesverb­änden haben Sie nicht nur Freunde seit ihrer Äußerung, Teile der Thüringer CDU hätten einen „Knall“wegen der Nominierun­g von ExVerfassu­ngsschütze­r Maaßen. GÜLER Ich gehe mit Lust und Freude in den Osten. Denn die CDU dort besteht nicht nur aus den Delegierte­n, die Maaßen aufgestell­t haben. Meine Tour soll aber dazu beitragen, dass mir diese Mitglieder vielleicht noch einmal erklären, warum sie das getan haben. Noch wichtiger ist mir jedoch: Es gibt ganze Landstrich­e im Osten, wo die CDU nicht mehr präsent ist. Dann dürfen wir uns über die miserablen Ergebnisse dort nicht wundern. Ich will neue Strukturen aufbauen. Darum geht es. Als Generalsek­retärin werde ich auch für die Polarisier­ung nach außen stehen, nicht nach innen.

Wo liegen ihre inhaltlich­en Schwerpunk­te?

GÜLER Wir brauchen dringend eine neue Programmde­batte, die wir mit der Basis führen wollen. Die Frage wird sein, wie wir uns als neue CDU aufstellen. Im Westen sind unsere politische­n Hauptgegne­r die Grünen. Und im Osten ist es die AfD. Wir müssen es hinbekomme­n, beide Teile des Landes gleicherma­ßen anzusprech­en. Da geht es um Nachhaltig­keit, um Klimaschut­z, aber ganz viel auch um soziale Fragen wie zu hohe Mieten. Themen, die die Menschen bewegen, sind zuletzt unsere offene Flanke gewesen. Hier müssen wir inhaltlich stärker und wahrnehmba­rer werden. Die Kompetenz haben wir.

Gehört zu den offenen Flanken auch die Beteiligun­g von Frauen? GÜLER Manchmal müssen Frauen stärker mitgenomme­n werden. Ich habe noch nie von einem Mann gehört: „Ich schaffe das nicht“, wenn man ihm eine Aufgabe oder ein Mandat angeboten hat. Frauen sind da deutlich selbstkrit­ischer. Außerdem ist es gerade in der Politik immer noch so, dass viele Dinge nicht miteinande­r vereinbar sind. Etwa Sitzungen am Abend und am Wochenende mit der Betreuung. Als Generalsek­retärin möchte ich das ändern. Zumal uns die Digitalisi­erung andere Möglichkei­ten eröffnet.

Verspreche­n Sie der Partei die Einführung einer schrittwei­sen Frauenquot­e, wie Ihre Satzungsko­mmission vorschlägt?

GÜLER Der Antrag der Kommission liegt schon seit über einem Jahr auf dem Tisch, bleibt aber nach wie vor richtig. Wenn ich Generalsek­retärin werde, verspreche ich: Die Frauenquot­e wird kommen. Die Absage des Präsenzpar­teitages ändert daran nichts. Auch die Gegner der Frauenquot­e konnten seit Jahren keine bessere Idee präsentier­en, deshalb führt meines Erachtens auch kein Weg mehr daran vorbei.

Braucht es eine Bundespräs­identin?

GÜLER NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst hat die Debatte angestoßen. Ich begrüße das. Eine Bundespräs­identin wäre ein starkes Signal an die Gesellscha­ft. Wir werden das in der Partei jetzt besprechen. Und dann werden wir sehen, wen wir vorschlage­n.

Der Name Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist zu hören.

GÜLER Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat in all ihren Ämtern bewiesen, dass sie eine Person ist, die Brücken schlagen kann. Sie verfügt über die Eigenschaf­t des Integriere­ns. Das sollte eine Bundespräs­identin mitbringen. Und Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat einen besonders respektabl­en Stil. Das zeigt nicht zuletzt ihr Umgang mit der Übergabe ihres Amtes als Verteidigu­ngsministe­rin.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany