Biden und Putin sprechen über Ukraine
Der US-Präsident droht Russland mit „militärischen und anderen Maßnahmen“im Falle einer Eskalation.
MOSKAU/WASHINGTON (dpa/rtr) Überschattet von massiven Spannungen im Ukraine-Konflikt haben sich Russlands Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Joe Biden bei einem Videogipfel ausgetauscht. Das russische Staatsfernsehen zeigte den Kremlchef am Dienstag an seinem Schreibtisch vor einem Bildschirm. „Gut, Sie wieder zu sehen“, sagte Biden zur Begrüßung. Leider sei der Kremlchef Ende Oktober nicht beim G20-Gipfel in Rom gewesen. Nächstes Mal wolle er Putin wieder persönlich treffen, erklärte der US-Präsident.
Schnell jedoch wurde es ernst: Präsident Biden drohte nach Angaben des Weißen Hauses im Falle einer Eskalation im Ukraine-Konflikt mit Konsequenzen. Nach dem gut zweistündigen Gespräch am Dienstag teilte das Weiße Haus am Abend deutscher Zeit mit, Biden habe „die tiefe Besorgnis der Vereinigten Staaten und unserer europäischen Verbündeten“über die Ukraine-Krise zum Ausdruck gebracht. Er habe zugleich deutlich gemacht, „dass die USA und unsere Verbündeten im Falle einer militärischen Eskalation mit militärischen und anderen Maßnahmen reagieren“würden, hieß es.
Weiter teilte das Weiße Haus mit, Biden habe seine Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine bekräftigt. Er habe zur Deeskalation und zur Rückkehr zur Diplomatie aufgerufen. Ursprünglich war mit einem längeren Austausch gerechnet worden. Der Kreml hatte erklärt, es handele sich um „ein Arbeitsgespräch in einer sehr schwierigen Zeit“.
Die Nato ist alarmiert wegen Berichten über mutmaßliche Angriffspläne Russlands auf die Ukraine. Moskau weist das zurück und beschuldigt im Gegenzug die Ukraine, mehr als 120.000 Soldaten an die Linie zu den ostukrainischen Separatistenregionen Donezk und Luhansk verlegt zu haben.
Nach dem Gespräch mit Putin wollte Biden sich nach US-Angaben mit der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premier Boris Johnson und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi beraten. Zuvor hätten die Verbündeten bereits vereinbart, „eng miteinander in Kontakt zu bleiben, um ein koordiniertes und umfassendes Konzept zu entwickeln“.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter: „Wir werden auf jede weitere Aggression mit einer Verschärfung und Ausweitung der bestehenden Sanktionen reagieren.“Dazu gehört nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters möglicherweise auch ein Stopp des Pipepline-Projekts Nord Stream 2.