Henkel macht Werbe-Rückzieher in Belarus
Der Düsseldorfer Konzern schaltete TV-Spots im regimetreuen Staatsfernsehen. Das stieß auf Kritik.
DÜSSELDORF Der Düsseldorfer DaxKonzern Henkel ist massiv in die Kritik geraten, weil er im Staatsfernsehen des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko noch immer viele bezahlte Werbespots geschaltet hat, während EU und Deutschland das Land immer deutlicher kritisierten. Schon am 4. August wies die deutsch-schweizerische Menschenrechtsorganisation Libereco darauf hin, dass Henkel nach den Wettbewerbern Procter & Gamble (USA), Nestlé (Schweiz) und Mars (USA) der Konzern ist, der am viertmeisten Werbung in den staatlichen Sendern schaltete, während Tausende Menschen
wegen Äußerung ihrer Meinung im Gefängnis saßen.
Ab dem 11. November wiederholte Libereco dann die Zählung der TV-Spots. Henkel war mittlerweile auf Platz drei des Rankings vorgerückt, während Nestlé und CocaCola sich praktisch zurückgezogen hatten. Auch Carlsberg und L'Oréal hatten keine Spots mehr geschaltet. Darauf wies Libereco am 6. Dezember hin.
Henkel erklärte nun auf Anfrage, das Unternehmen werde keine Spots mehr in den staatlichen TVSendern in Belarus schalten. „Wir nehmen die geäußerte Kritik an dieser Praxis sehr ernst und haben vor diesem Hintergrund unsere lokalen Marketingaktivitäten angepasst“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion. Der Entschluss zum Ende der TV-Spots sei „im Sommer“getroffen worden, ergänzte der Sprecher. Der genaue Termin der Entscheidung wird aber nicht genannt.
Libereco hatte davor darauf hingewiesen, dass Henkel für Waschmittel in einem Umfeld werbe, in dem gegen Regimegegner und gegen die EU gehetzt werde. So zeigte das dortige TV ein Gespräch mit dem Regierungskritiker Roman Protassewitsch, in dem er angebliche Verfehlungen gestand. In Wahrheit war er entführt worden, indem Weißrußland eine Ryanair-Maschine widerrechtlich zur Landung gezwungen hatte, was die EU massiv kritisiert hatte.
Henkel ergänzt, man habe die in Belarus verfügbaren Werbebudgets auf andere Kanäle umverteilt. Man beschäftige in dem Land rund 100 Mitarbeiter. Der Anteil von Belarus am Gesamtumsatz betrage „weit weniger als ein Prozent“. Wie praktisch alle anderen Konzerne der westlichen Staaten ist Henkel auch in einer Reihe anderer Staaten aktiv, die politisch als fragwürdig zu betrachten sind. Die Besonderheit in Belarus ist, dass dort noch im August 2020 eine Wahl stattgefunden hatte, die in Wahrheit vermutlich die Opposition gewonnen hatte. Spätestens seitdem steht Machthaber Lukaschenko mit dem Rücken zur Wand, die EU dringt auf ein Ende der Menschenrechtsverletzungen.