Rheinische Post

Medizinstu­dent und Prostituie­rte erpressten Arzt

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Der Traum von einem Geldregen in Höhe von 1,5 Millionen Euro ging für einen Medizinstu­denten (24) und dessen Freundin (29) im Juli in einem Hotel am Spichernpl­atz jäh zu Ende. Damals hatte das Paar laut Anklage versucht, einen „angesehene­n, wohlhabend­en Arzt“in Düsseldorf mit angeblich „kompromitt­ierenden Fotos“um 1,5 Millionen Euro zu erpressen. Bis zur Übergabe im Hotel war das Erpresser-Duo schon auf 220.000 Euro herunterge­handelt worden. Und kaum hielt der Medizinstu­dent beim Abholen das Geld in Händen, griff die Polizei zu. Auf der Anklageban­k beim Amtsgerich­t saß der 24-Jährige am Dienstag allerdings ganz alleine: Seine Ex-Partnerin ist flüchtig, hält sich vermutlich in Rumänien auf.

„Ich war naiv und blind vor Liebe“, gestand der angehende Mediziner zerknirsch­t. Eigentlich habe er mit der Freundin große Zukunftspl­äne gehabt, doch dann den ersten Schock erlebt: „Sie hat mir nie erzählt, dass sie nebenberuf­lich als Callgirl arbeitete“– und dadurch wohl auch Kontakt zum späteren Erpressung­sopfer hatte. Und wenn dieser Mann gerade nicht im Zimmer war, habe sie angebliche SexFotos von seinem Handy herunterge­laden – und ihm wenig später zusammen mit ihrem Freund über eine niederländ­ische Mobilnumme­r mit der Veröffentl­ichung dieser Aufnahmen gedroht – wenn er nicht 1,5 Millionen Euro zahlt.

„Sie war wie besessen davon, so viel Geld von dem Arzt zu bekommen“, beschrieb der Angeklagte die Frau als Triebfeder der kriminelle­n Aktion. Als eine erste Geldüberga­be misslang, sei die Frau „außer sich vor Wut gewesen“– und er habe angeboten, beim zweiten Versuch den Abholer zu spielen. Die Frau sei sich sicher gewesen, dass der vermögende Arzt wegen solcher Fotos „seine Karriere nicht aufs Spiel setzen würde“. Und zu zweit habe man vom Beutegeld danach unbeschwer­t quer durch Europa reisen wollen. „Aus blinder Liebe habe ich sie unterstütz­t“, so der Student nach fünf Monaten in U-Haft jetzt vor Gericht. Weil er nicht vorbestraf­t war, zudem geständig und damit dem Arzt die öffentlich­e Aussage erspart hat, kam der junge Mann mit einer Bewährungs­strafe von 18 Monaten davon – und durfte das Gericht als freier Mann verlassen. Prompt will er sich wieder dem Medizinstu­dium widmen und unbedingt Arzt werden. „Eine Frau aus dem Gewerbe hatte ihm den Kopf verdreht“, sagte einer seiner Anwälte. Jene Frau, die der Student einst für die TraumPartn­erin hielt, die will er jetzt „nie mehr wieder sehen“.

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