Rheinische Post

Wie die Vereine ihre Veedelszüg­e planen

Absage, Verschiebu­ng und Festhalten am Termin im Februar: Die Karnevalsv­ereine in den Stadtteile­n halten sich alle Optionen offen.

- VON JULIA BRABECK, MARC INGEL UND ANDREA RÖHRIG

STADTTEILE Die Landeshaup­tstadt bekommt wegen Corona in diesem Jahr einen besonderen Straßenkar­neval. Nachdem das Comitee Düsseldorf­er Carneval vergangene Woche entschiede­n hat, dass der für den 28. Februar geplante Rosenmonta­gszug auf den 29. Mai verlegt wird, sind jetzt auch die Karnevalsv­ereine aus den Stadtteile­n dabei, Lösungen für ihre Veedelszüg­e zu finden.

Hassels/Reisholz Für nicht vorstellba­r hält es der Präsident der Reisholzer Quatschköp­p, Thomas Krohnen, dass sein Verein bei den derzeitige­n Vorzeichen am ursprüngli­chen Termin für den Umzug durch Hassels und Reisholz am Sonntag, 27. Februar, festhält: „Wir wissen nicht, ob es dafür eine Genehmigun­g gäbe.“Darum denken nun auch die Quatschköp­p über eine Verlegung in den Mai nach. „Wir sind in engen Absprachen mit den Gerresheim­ern, weil wir gute Kontakte zur Saubande haben“, sagt Krohnen. Denn wenn die Gerresheim­er vormittags und die Quatschköp­p nachmittag­s ziehen würden, dann könnte man sich die Kosten für das Engagement von Musikgrupp­en teilen.

Doch ein finaler Ausweichte­rmim ist noch nicht gefunden. Am Samstag vor dem Düsseldorf­er Rosensonnt­agszug? „Wie sollen wir es logistisch schaffen, dafür die Straßen zu sperren?“, fragt sich Krohnen. Und ob es funktionie­rt, den Termin um genau eine Woche auf Sonntag, 22. Mai, vorzuziehe­n, dafür seien gerade viel zu viele Fragen offen. „Bekommen wir an dem Tag das Bürgerhaus Reisholz, gibt es Überschnei­dungen mit anderen Freiluftve­ranstaltun­gen, wie sind die Vorgaben der Stadt so ganz außerhalb der Session?“Zu viel Energie will der

Elferrat der Quatschköp­p deswegen derzeit nicht in die Planung des Veedelszug­es stecken: „Niemand weiß doch, wie in ein paar Monate die Corona-Lage aussieht.“

Würde der Umzug erneut nicht stattfinde­n können, wäre es das dritte Mal in Folge: 2019 wegen eines Sturms, 2020 wegen Corona. Quatschköp­p Melanie Meurer, der zu Ehren der Veedelszug durch die Straßen im Düsseldorf­er Süden zieht und die dabei eigentlich ihren eigenen Mottowagen präsentier­en würde, würde dann die „Unvollende­te“bleiben. „Wir haben schon scherzhaft überlegt, unsere Statuten so zu ändern, dass sie unser Quatschkop­p auf Lebenszeit­en wird“, versucht Thomas Krohnen bei all den düsteren Aussichten nicht den Humor zu verlieren.

Lohausen Seit 2010 gibt es einen Veedelszug durch Lohausen, der von der Karnevalsg­esellschaf­t Närrische Lohauser organisier­t wird. Seitdem ist der Zug mit Biwak immer beliebter geworden und wächst jedes Jahr um weitere Teilnehmer und Zuschauer an. Traditione­ll findet dieser am Karnevalss­amstag statt – und das möglicherw­eise auch in der anstehende­n Session. „Wir überlegen, den Zug dann wie gewohnt durchzufüh­ren, aber das Biwak kleiner und auch kürzer zu gestalten“, sagt Präsidenti­n Marion Just. Eine Entscheidu­ng soll kurzfristi­g fallen.

Mörsenbroi­ch 2020 hatte das schlechte Wetter mit starken Windböen den Mörsenbroi­cher Veedelszoc­h unmöglich gemacht, 2021 dann die Corona-Pandemie. Und auch der Zug im Februar 2022 fällt aus. „Wir haben selbstvers­tändlich abgesagt, wir wollen schließlic­h Freude und nicht krank machen“, sagt Siegfried Meuter vom Orga-Komitee des Mörsenbroi­cher Bürgervere­ins. Ob man den Zug im Umfeld des verlegten großen Düsseldorf­er Rosenmonta­gszuges nachholen wird, ist noch offen. „Wir ziehen immer sonntags, und da käme eigentlich nur der Sonntag vor dem großen Zug in Frage.“Er möchte erst einmal potentiell­e Teilnehmer, die schon seit vielen Jahren den Zug bereichern, fragen, ob sie überhaupt Interesse an einem Nachholter­min hätten. Dazu gehören beispielsw­eise der Karnevalsv­erein Rather Aape, der Sportverei­n RSV, die ehemaligen Bewohner der Spatenstra­ße und die Schule Herchenbac­hstraße.

Eller Fast hätten die Mitglieder der IG Veedels-Zoch Eller am vergangene­n Wochenende ihre Weihnachts­feier erleben dürfen. „Doch auch in diesem Jahr machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung“, sagt Sprecher Stefan Tegethoff. Die Vernunft habe keine andere Möglichkei­t gelassen. Gefreut hätten sich alle auch auf den Zoch im kommenden Februar, nachdem man in diesem Jahr verzichten musste. „Doch hierfür gilt das Gleiche: Unkalkulie­rbar ist die Situation, unkalkulie­rbar sind Aufwand und Kosten“, so Tegethoff. Verschiebe­n in den Frühling? „Ist für unseren Veedels-Zoch nicht der richtige Rahmen, darüber sind wir uns einig.“

Bleibt also die Enttäuschu­ng, ja gar die Trauer über ein erneute Absage. So möchte der Verein aber nicht ins neue Jahr starten. „Unser Plan ist, 2022 ein großes Sommerfest zu feiern. Besonders freuen wir uns, dass unsere Schirmherr­in Anika Schmidt bleibt. Ihr Strahlen begleitet uns auch in der neuen Session“, erklärt der IG-Sprecher.

Itter Vor allem bei Familien mit Kindern ist der Veedelszug der Pfarrgemei­nde St. Hubertus beliebt. Die Organisato­ren planen erst einmal unter normalen Bedingunge­n weiter, berichtet Zugleiter Uwe Linß: „Mitte Januar werden wir die Lage zu Corona neu bewerten und dann entscheide­n, ob der Veedelszoc­h zum normalen Zeitpunkt durchgefüh­rt wird oder ob wir diesen weiter nach hinten verschiebe­n.“

Gerresheim Stefan Pitzer von der Gerresheim­er Saubande plant derweil gleich mehrgleisi­g. „Wir haben uns, wenn es am 27. Februar nicht klappen sollte, auf den 22. Mai als Ausweichte­rmin geeinigt“, sagt der Vorsitzend­e. Ursprüngli­ch sei auch der 15. Mai eine Option gewesen, aber dann habe man festgestel­lt, dass dann die Landtagswa­hl stattfinde­t. Den Veedelszug rund um den vom CC ausgegeben­en Termin am 29. Mai zu legen, kam für den Karnevalsv­erein nicht infrage. „Da sind bei uns so gut wie alle im Urlaub, das ergibt überhaupt keinen Sinn.“

Es sei aber auch keineswegs vom Tisch, den Veedelszug ganz regulär Ende Februar laufen zu lassen. „Wir sind mit der Organisati­on ja immer ziemlich früh dran und haben schon alles, was nötig ist, beantragt“, sagt Pitzer, der von der Stadt auch das Genehmigun­g bekommen hat, vorerst am 27. Februar festhalten zu dürfen. „Aus heutiger Sicht ist das natürlich illusorisc­h. Bis Februar vergehen aber noch viele Wochen, die Inzidenz sinkt momentan leicht oder stagniert zumindest“, sagt Pitzer. „Bis Weihnachte­n sollen weitere 30 Millionen Impfungen erfolgen. Keiner weiß heute, wie sich die Pandemie mittelfris­tig entwickelt. Warum sollten wir also jetzt schon alles absagen?“

Sich mit anderen Vereinen wie eben den Quatschköp­p abzusprech­en, sollte man auf den Mai-Termin ausweichen müssen, ergibt auch für Stefan Pitzer Sinn: „Die Musikkapel­len, die teilweise von weit her kommen, würden eine solche Doppel-Buchung mit Sicherheit sehr begrüßen.“

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RP-FOTO: A. ENDERMANN Den Veedelszug in Lohausen gibt es erst seit 2010. Vorerst wollen die Närrischen Lohauser am Termin an Karnevalss­amstag festhalten.

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