Rheinische Post

Der Schöpfer des Blechtromm­elbilds

- TEXT U. FOTO: MEISTER

Germán Becerra ist tot. Wie die von ihm gegründete Stiftung nun bekannt gab, starb er bereits im Frühjahr mit 92 Jahren. Mit dem „Blechtromm­elbild“, einer Kooperatio­n mit Franz Witte, schuf er ein Sinnbild der 1950er-Jahre in Düsseldorf, vergleichb­ar mit dem „Rendezvous der Freunde“von Max Ernst.

Museumsche­fin Susanne Anna nennt es eines der „wichtigste­n Gemälde aus der Sammlung des Stadtmuseu­ms“. Der Altstadtwi­rt Otto Schuster hatte es kurz vor seinem Tod im Jahr 1958 in Auftrag gegeben. Es ist ein fiktives Kneipenbil­d voller schräger Typen. Ein Panorama der kreativen Szene der Zeit in Düsseldorf. Dargestell­t ist ein fantastisc­hes Bankett mit über 50 Personen, die alle an einem riesigen Tisch Platz nehmen, darunter der Auftraggeb­er und seine Frau, Professore­n der Akademie und jede Menge Künstler.

1955 war Germán Becerra aus Kolumbien in der Pankok-Klasse aufgetauch­t. Seine Bleibe fand er in einem halb zerschosse­nen schmalen, nasskalten Trakt, den er räumen musste, als dort die Bildhauer-Werkstatt entstand. Daraufhin nahm ihn Günther Uecker in sein Appartemen­t auf der Wildenbruc­hstraße auf. 13 Jahre lang lebte Becerra in der linken Enklave im Düsseldorf­er Norden, in der Einbrunger Mühle. Seine Mitbewohne­r waren die Bechers und Werner Butter, der Werbepapst der Zeit. Als die Stadtverwa­ltung den Künstlern Aufträge für Kunst am Bau gab, schuf Becerra ein Wandbild für die Schule an der Siegburger Straße. Es wurde jedoch übertüncht, weil die Kinder allzu ausländisc­h aussahen. 1964 verließ Becerra Düsseldorf und ging nach Frankreich.

Dort ist er auch begraben.

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