2G-Kontrollen klappen in Benrath gut
Eine gemeinsame Lösung der Händler, etwa mit einem überall gültigen Bändchen-Nachweis, wird es aber wohl zunächst nicht geben. Denn jeder Händler haftet selbst für die 2G-Kontrolle.
BENRATH In zwei Monaten kann Kirsten Schmidke von der Benrather Boutique „Lieblingsteile for you“an der Sistenichstraße vierjähriges Bestehen feiern. Die Hälfte dieser Zeit muss die Geschäftsfrau schon unter Coronabedingungen mit Lockdown, der Kontrolle von Coronatests oder wie seit Samstag dem Überprüfen von 2G ihre Ware an die Frau bringen. Gleich am Eingang ihres Geschäftes an der Sistenichstraße fragt sie nun jede ihre Kundinnen nach den Nachweisen über geimpft oder genesen.
Wenn es wie angekündigt ab Mittwoch Kontrollen der Ordnungskräfte geben könnte, fühlt sie sich gewappnet. „Wir machen das seit Samstag, und es läuft gut.“Da die Geschäfte in Benrath am Sonntag öffnen durften, hat Schmidke schon ein paar Tage Übung: „Meine Kundinnen bleiben an der Tür stehen und warten, bis ich zu ihnen komme und kontrolliere.“Allerdings sieht sie die Einschränkungen, wer nun bei ihr einkaufen darf, auch kritisch: „Ich frage mich schon, warum wir nicht auch Getestete in den Laden lassen dürfen.“Sie habe schon Anrufe von Kunden erhalten, die ihr mitteilten, unter diesen Voraussetzungen nicht mehr kommen zu wollen, sondern stattdessen im Internet bestellen wollten. „Die Verschärfung auf 2G im Handel schadet doch dem Mittelstand“, sagt eine geimpfte Kundin, die gerade die Boutique betreten hat und die Vorgabe auch als zu streng empfindet.
Bei Lederwaren Brass an der Göresstraße ist am Eingang ein Tischchen aufgestellt, an dem alle warten müssen, bis Inhaber Jörg Richter per
App den Status geimpft oder genesen kontrolliert hat. Ob schon Kunden dabei gewesen seien, auf die das nicht zugetroffen habe? Ja, sagt Richter und berichtet, dass er und seine Frau das dann flexibel handhabten und eine Auswahl an Taschen oder Koffer vor die Tür gebracht hätten. Auf die Frage, ob ihm ein Lockdown und eine staatliche finanzielle Unterstützung lieber wäre, hat der Geschäftsmann eine klare Antwort: „Ich möchte arbeiten und Geld verdienen dürfen. Uns ist das in der jetzt schon 22 Monate
dauernden Pandemie ja schon zweimal verboten worden.“
So mancher Kunde wundert sich beim Besuch der Benrather Fußgängerzone über den Flickenteppich: In der Buchhandlung Dietsch gibt es keine Einschränkungen für Kunden, genauso wenig wie für die Geschäfte Vom Fass, Garlic und Teehaus, die alle in den Bereich Lebensmittler fallen. Auch beim Optiker gilt die 2G-Regel nicht.
Melina Schwanke, Vorsitzende der Händlergemeinschaft Aktionsgemeinschaft Benrath, hätte sich für die Geschäfte des Stadtteils eine gemeinsame Lösung gewünscht: „In unserem Weihnachtsdörfchen bekommen Kunden, die kontrolliert wurden, einen Stempel auf die Hand, und Besucher des Schloss-Weihnachtsmarktes an den Wochenenden haben Aufkleber. Wir haben überlegt, ob wir lieber Bändchen verteilen, sind aber noch nicht zu einer gemeinsamen Entscheidung gekommen.“Hintergrund sei, so Schwanke, dass jeder Einzelhändler haftbar sei, wenn ein Kunde sich mit „als überprüft“ausweise, er dann aber weder geimpft oder genesen sei.