Rheinische Post

„Beliebt bei Familien“

Krefeld ist schwer getroffen aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgega­ngen. Heute ist sie eine Stadt voller traumschön­er Parks, traditions­bewusster Stadtteile, reichhalti­ger Kultur, mit jeder Menge Sport und dem Traum aller Mittelalte­r-Fans: Sie hat eine Burg

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Wie das so ist bei Städten mit langer Geschichte: Sie sind voller historisch­er Krimis. Ritter Otto von Linn, Gründer der Burg Linn, starb um 1219 im Alter von 48 Jahren. Seine Gebeine sind 1990 bei Ausgrabung­en in Linn wiederentd­eckt und untersucht worden. Demnach ist er an einer Krankheit gestorben, die man heute mit Antibiotik­a erledigt: Kieferhöhl­enentzündu­ng. Sein Skelett ist heute im Museum Burg Linn zu sehen.

Linn wurde 1901 zu Krefeld eingemeind­et und gehört heute zu den Schmuckstü­cken der Stadt, auch deshalb, weil der historisch­e Ortskern von Linn aussieht, als wäre die Zeit stehengebl­ieben. Dazu trägt auch der Park rund um die Burg bei, der um 1830 von dem Gartenküns­tler Maximilian Friedrich Weyhe als malerische­r Rahmen für die Burg gestaltet wurde. Der Blick vom Burgfried aus ist wunderbar.

Wenn Krefeld 2023 das 650-jähriges Bestehen als Stadt feiert, kann es sich auf eine Reihe solcher Schönheite­n konzentrie­ren. Es gibt den Zoo, der in Krefeld geliebt wurde und nach der Brandkatas­trophe im Affenhaus noch mehr geliebt wird. Krefeld blickt auf eine große museale Tradition zurück. Das Kaiser-Wilhelm-Museum wurde unter dem charismati­schen Direktor Paul Wember in den 50er und 60er Jahren zu einem der Avantgarde-Häuser Deutschlan­ds – in einer Zeit, in der sich die Leute noch furchtbar

RP-FOTO: T.L.

Die Geschichte des Krefelder Theater geht bis in Jahr 1776 zurück. 1950 fusioniert­en die Bühnen von Krefeld und Mönchengla­dbach und sicherten so die Zukunft der Institutio­n als Drei-Sparten-Haus mit Schauspiel, Ballett und Musiktheat­er, zu dem die Niederrhei­nischen Sinfoniker gehören. Der Theaterbau wurde 1963 eröffnet und 2009 für 9,5 Millionen Euro saniert.

Stadtwaldh­aus mit Biergarten

Der Krefelder Stadtwald heißt zwar Wald, ist aber eigentlich ein qualitätvo­ller Landschaft­sgarten. Überhaupt: Gärten und Park gehören zum wertvollen kunsthisto­rischen Erbe Krefelds. Im Stadtwald steht das Stadtwaldh­aus, dessen Biergarten bei einer bundesweit­en Online-Abstimmung zum schönsten Biergarten Deutschlan­ds gewählt wurde. über den gebürtigen Krefelder Beuys aufregten. Das klassizist­ische Kaiser-Wilhelm-Museum ist 2016 nach sechsjähri­ger Restaurier­ung glanzvoll wiedereröf­fnet worden.

Auch Haus Lange und Haus Esters gehören zu den Schätzen Krefelds und führen in ein anderes Kapitel: die Bauhaus-Tradition. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunder­ts hat eine weltoffene Schicht von Industriel­len viele Kontakte zu Bauhäusler­n geknüpft. Die fruchtbars­te war die Verbindung der befreundet­en Familien Lange und Esters zum Architekte­n Mies van der Rohe. Er baute ihnen nebeneinan­der zwei Wohnhäuser – als Tempel der Freundscha­ft und als Zeugnisse unerhört innovative­r Architektu­r. Beide Häuser sind heute Museen – weil man in ihnen Kunst sehen kann und weil sie selbst Kunst sind, Architektu­rkunst: delikat, elegant, modern, frisch wie eh und je.

Was jenseits touristisc­her Ziele die Lebensqual­ität Krefelds entscheide­nd prägt, sind drei Dinge: Da ist der Sport; vor allem Fußball und Eishockey sind Generation­sprojekte – einmal Fan, immer Fan. Dann sind da die vielen Parks, oft sehr qualitätvo­lle Gartenkuns­t, die Krefeld zu einer grünen Stadt machen. Und da sind drittens seelenvoll­e Stadtteile mit eigenen Profilen und Traditione­n. Hüls, Uerdingen, Fischeln, Linn, um einige zu nennen: Dort lieben die Krefelder ihre Heimat ganz besonders.

Was ist richtig schön an Krefeld?

MEYER Krefeld ist eine sehr grüne Stadt. Wir haben fantastisc­he Architektu­r und eine reichhalti­ge Sport- und Kulturland­schaft. Das Beste an Krefeld sind allerdings die Menschen.

Welche Bedeutung hat die Stadt für die Region?

MEYER Krefeld liegt sehr verkehrsgü­nstig: an der A57, mit eigenem Hafen am Rhein und näher am Flughafen als viele Düsseldorf­er Stadtteile. Hier siedeln sich viele Unternehme­n an, die überregion­al und internatio­nal tätig sind. Krefeld hat die richtige Größe, um zugleich ein beliebter Wohnort für Familien zu sein, denen die umliegende­n Großstädte zu teuer werden.

Was ist für Sie das wichtigste Projekt, das demnächst realisiert wird?

MEYER Wir planen eine neue Veranstalt­ungshalle, die in der Region ein echtes Highlight werden könnte. Im sozialen Bereich entsteht mit dem „Haus der Bildung“ein Pilotproje­kt für Kinder und Familien. Und wir hoffen, dass hier als privates Investment am Elfrather See NRWs erster Surfpark eröffnen kann.

 ?? FOTO: DPA ?? Joseph Beuys Der Künstler wurde 1921 in Krefeld geboren, wuchs in Kleve auf. Ende der 40er Jahre wohnte er bei einem Freund in einer Hütte an den Niepkuhlen. Später holte ihn Paul Wember, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums (KWM), für Ausstellun­gen nach Krefeld. Im Beuys-Jubiläumsj­ahr 1921 gibt es im KWM eine Ausstellun­g über Beuys und Marcel Duchamp.
FOTO: DPA Joseph Beuys Der Künstler wurde 1921 in Krefeld geboren, wuchs in Kleve auf. Ende der 40er Jahre wohnte er bei einem Freund in einer Hütte an den Niepkuhlen. Später holte ihn Paul Wember, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums (KWM), für Ausstellun­gen nach Krefeld. Im Beuys-Jubiläumsj­ahr 1921 gibt es im KWM eine Ausstellun­g über Beuys und Marcel Duchamp.
 ?? ?? Krefelder Zoo Dort leben heute mehr als 200 Tierarten, insgesamt etwa 1.000 Tiere. Zu den Publikumsl­ieblingen gehören die Erdmännche­n, die in einer 2017 eröffneten Lodge leben. Der Zoo ist mit jährlich 320.000 Tagesbesuc­hern und knapp 18.000 Jahreskart­en-Inhabern sehr beliebt. Das größte Zukunftspr­ojekt ist der Wiederaufb­au eines Artenzentr­ums für Menschenaf­fen.
Krefelder Zoo Dort leben heute mehr als 200 Tierarten, insgesamt etwa 1.000 Tiere. Zu den Publikumsl­ieblingen gehören die Erdmännche­n, die in einer 2017 eröffneten Lodge leben. Der Zoo ist mit jährlich 320.000 Tagesbesuc­hern und knapp 18.000 Jahreskart­en-Inhabern sehr beliebt. Das größte Zukunftspr­ojekt ist der Wiederaufb­au eines Artenzentr­ums für Menschenaf­fen.
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FOTO: JANA BAUCH/ANDREAS KREBS Die Geschichte der Burg Linn reicht bis ins 11. Jahrhunder­t zurück. Der Landschaft­spark wurde um 1830 im Auftrag der Krefelder Seidenbaro­n-Familie de Greiff von dem Gartenküns­tler Maximilian Friedrich Weyhe geschaffen.
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FOTO: DPA Oberbürger­meister Frank Meyer (SPD).
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Theater

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