Koalitionsvertrag besteht aus Eifeler Büttenpapier
DÜREN. (hsr) Als Olaf Scholz den Koalitionsvertrag unterzeichnete, hielt der designierte Bundeskanzler feinstes Büttenpapier aus Nordrhein-Westfalen in den Händen. Das Papier stammt aus der Papierfabrik Zerkall in Hürtgenwald in der Eifel. Gedruckt wurde der Vertrag in Düren. „Ich kann versichern, dass wir nichts verändert haben“, sagt Frank Schnorrenberg und lacht. Er ist Geschäftsführer der Druckerei Schloemer, wo das Regierungsprogramm der Ampelkoalition am Montag abgeholt und nach Berlin gebracht wurde. „In Anlehnung an den Titel ‚Mehr Fortschritt wagen` haben wir uns für eine offene Fadenheftung entschieden, die bunten Fäden wurden als Kontrast zum traditionellen Papier vernäht,“sagt Schnorrenberg. Die Farben sind – natürlich – Rot, Grün und Gelb.
Für die Papierfabrik Zerkall war es nicht der erste prominente Auftrag: Schon das Büttenpapier für das Grundgesetz 1949 stammt von der Eifeler Firma. Das edle Papier war auch schon in Kinos auf der ganzen Welt zu sehen – in Harry Potters Zauberbüchern. Und 1997 konnten Fans von Lady Di einen letzten Gruß für die Prinzessin auf dem Papier hinterlassen, denn auch das Kondolenzbuch stammte aus der Papierfabrik Zerkall. Wie das Unternehmen an diese Aufträge kam, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. „Das lief damals über unsere Großhändler“, sagt Geschäftsführer Hans-Wilhelm Hambloch.
Dass seine Fabrik das Papier für den Koalitionsvertrag liefern wird, war lange vor der Wahl vereinbart. Der Dürener Bundestagsabgeordnete Dietmar Nietan, Bundesschatzmeister der SPD, hatte den Kontakt hergestellt. Als die Flut im Sommer kam, wurde auch die alte Papiermaschine in der Fabrik zerstört. „So eine Maschine ist wie ein Oldtimer, es ist nicht leicht, die richtigen Ersatzteile zu finden“, sagt Hambloch. Das Büttenpapier für den Koalitionsvertrag war zu dem Zeitpunkt schon fertig und blieb unbeschädigt. Hambloch hofft nun, dass die Politiker den Vertrag mit Leben füllen. „Wichtig sind jetzt die Menschen, nicht das Papier“, sagt er.