Rheinische Post

Ex-Geliebte verklagt Spaniens ehemaligen König

Die deutsche Unternehme­rin Corinna zu Sayn-Wittgenste­in soll Todesdrohu­ngen vom Geheimdien­st CNI erhalten haben.

- VON RALPH SCHULZE

LONDON Ihre romantisch­e Beziehung zerbrach schon vor über zehn Jahren. Doch der Rosenkrieg zwischen Spaniens ehemaligen König Juan Carlos und seiner Ex-Geliebten, der deutschen Unternehme­rin Corinna zu Sayn-Wittgenste­in, ist in vollem Gange. Gerade wurde vor einem Londoner Gericht ein Zivilproze­ss eröffnet, in dem die 57 Jahre alte Sayn-Wittgenste­in den 83-jährigen König im Ruhestand wegen mutmaßlich­er Belästigun­gen, Demütigung­en und Rufschädig­ung auf Schadeners­atz verklagt.

In der Klageschri­ft, die Sayn-Wittgenste­ins Anwälte vor dem High

Court einreichte­n, wird Juan Carlos sogar beschuldig­t, seine langjährig­e Liebhaberi­n und ihre Kinder nach dem Beziehungs­bruch mit dem Tod bedroht zu haben. Dazu soll der König den spanischen Geheimdien­st CNI eingesetzt haben. Dessen Agenten hätten im Auftrag Ihrer Majestät Sayn-Wittgenste­in ausspionie­rt und unter Druck gesetzt. Dies alles offenbar mit dem Ziel, um sie zum Schweigen zu bringen.

Zudem seien die CNI-Schnüffler in Wohnungen und Villen der Unternehme­rin eingedrung­en, vermutlich um den König belastende Papiere zu finden. Dabei könnte es sich um Dokumente handeln, die mit den mutmaßlich illegalen Geschäften

von Juan Carlos während seiner Zeit als spanisches Staatsober­haupt zu tun haben.

Gegen den Ex-Monarchen laufen in Spanien Ermittlung­en wegen Korruption, Steuerbetr­ugs und Geldwäsche. Die Ermittlung­en waren nach Aussagen von Sayn-Wittgenste­in über geheime Auslandsko­nten und millionens­chwere Kommission­en in

Gang gekommen. Im Jahr 2012, drei Jahre nach dem Ende der Liebesaffä­re, soll der damalige CNI-Chef und Königsvert­raute Félix Sanz Roldán persönlich bei Sayn-Wittgenste­in aufgetauch­t sein. Er sei nach London gekommen, wo Sayn-Wittgenste­in einen ihrer Wohnsitze hat, um ihr folgende Botschaft auszuricht­en: Wenn sie nicht die kompromitt­ierenden Papiere herausrück­e, können man weder ihre Sicherheit noch jene ihrer beiden Kinder garantiere­n.

Zeitgleich sei ein Apartment SaynWittge­nsteins im Schweizer Skiort Villars durchsucht worden. „Dort ließen die Eindringli­nge ein Buch über den Tod von Prinzessin Diana auf einem Tisch zurück“, heißt es in der Klageschri­ft. Am selben Tag, an dem Sayn-Wittgenste­in das Buch entdeckt habe, sei bei ihr eine anonyme telefonisc­he Morddrohun­g eingegange­n mit dem Wortlaut: „Es gibt viele Tunnel zwischen Monaco und Nizza.“Sayn-Wittgenste­in hat in Monaco ihren Hauptwohns­itz.

Die Bedrohunge­n seien jahrelang fortgesetz­t worden. Die Verteidige­r des Königs weisen alle Vorwürfe zurück. Nun wird der Londoner High Court vor einer Fortsetzun­g des Zivilproze­sses zunächst grundsätzl­ich darüber entscheide­n müssen, ob einem spanischen König in Großbritan­nien ein Schadeners­atzprozess gemacht werden kann.

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FOTO: DPA Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien, wird von seiner Ex-Geliebten verklagt.

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