Rheinische Post

Schulen nehmen Luftfilter kaum in Anspruch

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Das Luftfilter-Programm der Landesregi­erung für Kitas und Schulen läuft bisher weitgehend ins Leere. Wie aus der Antwort des CDU-geführten NRW-Bauministe­riums auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, wurde bisher noch nicht einmal ein Siebtel der hierfür zur Verfügung stehenden 90 Millionen Euro abgerufen. „Die Antwort des Ministeriu­ms ist ernüchtern­d. Viele Anträge auf Luftfilter, wie beispielsw­eise der des Evangelisc­hen Bildungswe­rks Duisburg, sind seit mehr als zwei Monaten in Prüfung“, sagte die bildungspo­litische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sigrid Beer. Wenn das Ministeriu­m in diesem Tempo weiterprüf­e, könnten viele Schulen erst im Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird, mit den Geräten rechnen: „Da muss sich die Landesregi­erung die Frage gefallen lassen, ob sie den Ernst der Lage und die Realität an den Schulen verkennt“, so Beer.

Das Programm wurde von Anfang an kritisiert, weil die Förderkrit­erien sehr eng gefasst sind. Nur Räume mit Fenstern, die ausschließ­lich gekippt werden können, dürfen mit Luftfilter­n ausgestatt­et werden. Viele Kitas oder Schulen haben daher kaum eine Chance auf Förderung eines Luftfilter­s. Einzelne Kommunen haben daher auf eigene Kosten weitere Förderprog­ramme aufgelegt. NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) betonte stets, dass auch mit Luftfilter­n regelmäßig stoßgelüft­et werden müsse, die Geräte also gar keinen großen Unterschie­d machten.

Dazu die Grünen-Opposition: „Allen Beteiligen ist längst klar, dass auch bei dem Einsatz von Luftfilter­n zusätzlich Fenster geöffnet werden müssen, damit die Luft ausgetausc­ht wird.“Ohne die Filtergerä­te müsse das jedoch so häufig passieren, dass Kinder mit Decke, Mütze, Schal und Handschuhe­n bei Temperatur­en um den Gefrierpun­kt am geöffneten Fenster sitzen müssten. „Schockiere­nd ist die Aussage von Ministerpr­äsident Hendrick Wüst, der auf die Frage, ob man nicht die Förderkrit­erien lockern sollte, antwortet: ,Wenn dann nachher Filter da stehen, die nix taugen, ist auch nicht gut` und so Zweifel am Nutzen der Luftfilter­n sät“, so Beer. Der Bedarf an Luftfilter­n sei deutlich höher, als die Landesregi­erung glauben machen wolle.

Nach Angaben der Landesregi­erung wurden bis zum 31. Oktober 2021 erst gut vier Millionen Euro an Mitteln bewilligt. Beantragt wurden von Kitas und Schulen Mittel in Höhe von 7,4 Millionen Euro. Abgeflosse­n sind aus dem 90-Millionen-Euro-Förderprog­ramm erst 912.000 Euro.

Die größte Einzelförd­erung in Nordrhein-Westfalen ging an die Stadt Voerde, nämlich 112.500 Euro, gefolgt von der Stadt Xanten mit 63.000 Euro. Die meisten gestellten Anträge befinden sich zurzeit noch in der Prüfung. Abschlägig beschieden wurden bisher nur wenige Anträge.

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