Galeria braucht bis zu 220 Millionen Euro
Der Warenhauskonzern hat den Bund um ein weiteres Darlehen gebeten und hofft auf eine positive Entscheidung noch in diesem Jahr.
ESSEN Die Beschränkungen im deutschen Einzelhandel treffen nicht nur die vielen kleinen Ladeninhaber in den Innenstädten, sondern auch große Konzerne. Und wenn man ohnehin nicht auf Rosen gebettet ist, wird es unter Umständen noch schwieriger. Der Warenhauskonzern Galeria, dessen Traditionsmarken Karstadt und Kaufhof weithin bekannt sind, hat deshalb nun erneut um Unterstützung gebeten. Bis zu 220 Millionen Euro möchte sich das Unternehmen vom Staat leihen, wie Finanzvorstand Guido Mager der „FAZ“am Mittwoch gesagt hat. Das Geld soll aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds kommen, der nach dem Ausbruch der CoronaKrise aufgelegt und mit 600 Milliarden Euro ausgestattet wurde, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Man erwarte eine „wohlwollende Entscheidung noch in diesem Kalenderjahr“, hat Mager gesagt.
In dem Interview spricht er über ein „zusätzliches, verzinstes Darlehen“. Dabei könnte es sich den Bestimmungen des Stabilisierungsfonds zufolge um ein sogenanntes Nachrangdarlehen handeln: Wie der Name schon sagt, bekäme der Darlehensgeber sein Geld bei einem Zusammenbruch des Unternehmens erst dann, wenn alle anderen Gläubiger bedient worden sind. Das Unternehmen beantwortete eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch nicht; eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums verwies auf die Website der Finanzagentur und erklärte, das Ministerium könne sich zu Einzelfällen nicht äußern.
Galeria bittet nicht zum ersten Mal um Staatshilfe: Schon im Januar dieses Jahres hatte der angeschlagene Konzern 460 Millionen Euro aus dem Stabilisierungsfonds erhalten, die er bis 2026 zurückzahlen und für die er 6,5 Prozent Zinsen aufbringen muss. Allein das sind annähernd 30 Millionen Euro pro Jahr. Wie andere Handelsunternehmen hat Galeria unter den vorangegangenen Einschränkungen gelitten. Wie den Rest der NonFood-Branche und die Gastronomie trifft das Unternehmen nun die 2GRegel, die dazu führt, dass weniger Menschen in die Innenstädte kommen: „Wir gehen im Dezember von einem Umsatzrückgang um 40 Prozent aus“, sagte Mager der „FAZ“.
Das ist die Größenordnung, die andere Händler in Deutschland und ihr Spitzenverband HDE auch immer wieder nennen.Gleichzeitig hat der Konzern schon seit Jahren Probleme, die auch die staatliche Hilfe nicht lösen wird. Denn selbst, wenn das Land die Pandemie irgendwann im Griff haben sollte, ist längst nicht sicher, dass die Menschen dauerhaft in die Innenstädte zurückkehren – zumindest nicht in dem Maße, wie es Warenhausbetreiber für ein dauerhaft erfolgreiches Geschäft brauchen. Dazu ist der Trend zum Online-Shoppen, das in der Corona-Krise auch ältere Menschen für sich entdeckt haben, zu stark.
Galeria versucht seit Kurzem, der Shopping-Entwicklung unter anderem mit einer neuen Kategorisierung seiner Häuser zu begegnen:
Premium-Häuser mit Luxuswaren und Attraktionen, sogenannte lokale Magneten mit zusätzlichen Serviceangeboten sowie lokale Foren mit regionalen Schwerpunkten. Pilotfilialen in Frankfurt, Kassel und Kleve hat der Essener Konzern der Öffentlichkeit im Oktober präsentiert.
Was die Eigentümer angeht: In der Vergangenheit ist schon mehrfach Kritik laut geworden an René Benko, dem Gesicht des österreichischen Galeria-Eigentümers Signa. Der investiere zu wenig in das Unternehmen, hatte es mehr als einmal geheißen. Das hat Mager zurückgewiesen: „Der Gesellschafter hat uns immer wieder mit hohen Millionenbeträgen unterstützt und leistet auch jetzt einen erheblichen Beitrag“, betonte er.