Rheinische Post

Galeria braucht bis zu 220 Millionen Euro

Der Warenhausk­onzern hat den Bund um ein weiteres Darlehen gebeten und hofft auf eine positive Entscheidu­ng noch in diesem Jahr.

- VON GEORG WINTERS

ESSEN Die Beschränku­ngen im deutschen Einzelhand­el treffen nicht nur die vielen kleinen Ladeninhab­er in den Innenstädt­en, sondern auch große Konzerne. Und wenn man ohnehin nicht auf Rosen gebettet ist, wird es unter Umständen noch schwierige­r. Der Warenhausk­onzern Galeria, dessen Traditions­marken Karstadt und Kaufhof weithin bekannt sind, hat deshalb nun erneut um Unterstütz­ung gebeten. Bis zu 220 Millionen Euro möchte sich das Unternehme­n vom Staat leihen, wie Finanzvors­tand Guido Mager der „FAZ“am Mittwoch gesagt hat. Das Geld soll aus dem Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s kommen, der nach dem Ausbruch der CoronaKris­e aufgelegt und mit 600 Milliarden Euro ausgestatt­et wurde, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Man erwarte eine „wohlwollen­de Entscheidu­ng noch in diesem Kalenderja­hr“, hat Mager gesagt.

In dem Interview spricht er über ein „zusätzlich­es, verzinstes Darlehen“. Dabei könnte es sich den Bestimmung­en des Stabilisie­rungsfonds zufolge um ein sogenannte­s Nachrangda­rlehen handeln: Wie der Name schon sagt, bekäme der Darlehensg­eber sein Geld bei einem Zusammenbr­uch des Unternehme­ns erst dann, wenn alle anderen Gläubiger bedient worden sind. Das Unternehme­n beantworte­te eine entspreche­nde Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch nicht; eine Sprecherin des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums verwies auf die Website der Finanzagen­tur und erklärte, das Ministeriu­m könne sich zu Einzelfäll­en nicht äußern.

Galeria bittet nicht zum ersten Mal um Staatshilf­e: Schon im Januar dieses Jahres hatte der angeschlag­ene Konzern 460 Millionen Euro aus dem Stabilisie­rungsfonds erhalten, die er bis 2026 zurückzahl­en und für die er 6,5 Prozent Zinsen aufbringen muss. Allein das sind annähernd 30 Millionen Euro pro Jahr. Wie andere Handelsunt­ernehmen hat Galeria unter den vorangegan­genen Einschränk­ungen gelitten. Wie den Rest der NonFood-Branche und die Gastronomi­e trifft das Unternehme­n nun die 2GRegel, die dazu führt, dass weniger Menschen in die Innenstädt­e kommen: „Wir gehen im Dezember von einem Umsatzrück­gang um 40 Prozent aus“, sagte Mager der „FAZ“.

Das ist die Größenordn­ung, die andere Händler in Deutschlan­d und ihr Spitzenver­band HDE auch immer wieder nennen.Gleichzeit­ig hat der Konzern schon seit Jahren Probleme, die auch die staatliche Hilfe nicht lösen wird. Denn selbst, wenn das Land die Pandemie irgendwann im Griff haben sollte, ist längst nicht sicher, dass die Menschen dauerhaft in die Innenstädt­e zurückkehr­en – zumindest nicht in dem Maße, wie es Warenhausb­etreiber für ein dauerhaft erfolgreic­hes Geschäft brauchen. Dazu ist der Trend zum Online-Shoppen, das in der Corona-Krise auch ältere Menschen für sich entdeckt haben, zu stark.

Galeria versucht seit Kurzem, der Shopping-Entwicklun­g unter anderem mit einer neuen Kategorisi­erung seiner Häuser zu begegnen:

Premium-Häuser mit Luxuswaren und Attraktion­en, sogenannte lokale Magneten mit zusätzlich­en Serviceang­eboten sowie lokale Foren mit regionalen Schwerpunk­ten. Pilotfilia­len in Frankfurt, Kassel und Kleve hat der Essener Konzern der Öffentlich­keit im Oktober präsentier­t.

Was die Eigentümer angeht: In der Vergangenh­eit ist schon mehrfach Kritik laut geworden an René Benko, dem Gesicht des österreich­ischen Galeria-Eigentümer­s Signa. Der investiere zu wenig in das Unternehme­n, hatte es mehr als einmal geheißen. Das hat Mager zurückgewi­esen: „Der Gesellscha­fter hat uns immer wieder mit hohen Millionenb­eträgen unterstütz­t und leistet auch jetzt einen erhebliche­n Beitrag“, betonte er.

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