Rheinische Post

Impfpass-Ärger um Borussia-Mitarbeite­r

Der Fußball-Bundesligi­st hat sich von einem seiner Physiother­apeuten aus dem Profiberei­ch getrennt. Grund soll ein gefälschte­r Impfauswei­s sein, nun ermittelt die Polizei. Zuletzt sorgte ein ähnlicher Fall in Bremen für Aufsehen.

- VON HANNAH GOBRECHT UND JANNIK SORGATZ

Sportlich durchlebt Fußball-Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach nach dem 1:4 im Derby gegen den 1. FC Köln und dem 0:6 gegen den SC Freiburg eine komplizier­te sportliche Phase. 18 Punkte nach 14 Spielen und der 13. Platz in der Bundesliga geben ein tristes Bild ab.

Nun sorgt darüber hinaus eine Meldung für Aufsehen, die am Mittwoch zuerst die „Sport Bild“verbreitet­e: Der Verein hat sich vergangene Woche von einem seiner Physiother­apeuten getrennt, die sich um das Wohl der Profimanns­chaft kümmern. Unsere Redaktion kann den Vorgang bestätigen. Es besteht der Verdacht, dass er einen gefälschte­n Impfauswei­s besitzt.

Weiterführ­ende Informatio­nen wollte Borussia Mönchengla­dbach auf Nachfrage nicht mitteilen, mit Verweis auf arbeitsrec­htliche Fragen und den Datenschut­z. So ist derzeit offen, wie mögliche Unstimmigk­eiten auffielen. Nachdem die Polizei Mönchengla­dbach mit den entspreche­nden Recherchen konfrontie­rt worden war, leitete sie von Amts wegen ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Urkundenfä­lschung ein. Das bestätigte ein Polizeispr­echer unserer Redaktion, zu den Fortschrit­ten der Ermittlung­en konnte er am Mittwoch noch nichts sagen.

Auch die Beamten in Mönchengla­dbach sehen sich immer häufiger konfrontie­rt mit derartigen Verdachtsm­omenten, vor allem seit der Verschärfu­ng der 2G-Regeln in Nordrhein-Westfalen und der Einführung der Testpflich­t für Ungeimpfte am Arbeitspla­tz. Viele Hinweise kämen von Apotheken, die in der Regel die Zertifikat­e für die Covid-19-Impfung ausstellen. Das Landeskrim­inalamt (LKA) in NRW veröffentl­ichte gerade erst offizielle Zahlen zu dieser Thematik: Zwischen dem 1. April und dem 23. November 2021 seien 1041 Impfpassfä­lschungen

registrier­t worden.

Für den bislang wohl prominente­sten Fall sorgte vor einigen Wochen der deutsche Profifußba­ll: Werder Bremens Trainer Markus Anfang wurde genau wie sein Co-Trainer Florian Junge angezeigt, beide sollen dem Gesundheit­samt Bremen gefälschte Impfpässe vorgelegt haben. Seitdem ermittelt die Staatsanwa­ltschaft. Einer wahrschein­lichen Entlassung durch den Verein kamen Anfang und Junge zuvor, indem sie ihren Rücktritt einreichte­n.

Borussia Mönchengla­dbach hat in den vergangene­n Monaten explizit für die Corona-Impfung geworben, zu Beginn der Saison standen

Impfmobile am Stadion. „Jede Corona-Impfung zählt“, sagte damals Borussias Geschäftsf­ührer Stephan Schippers. „Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele diesem Aufruf anschließe­n würden, damit wir das Virus gemeinsam bekämpfen – nicht zuletzt auch deswegen, um möglichst bald auch rund um den Borussia-Park wieder Normalität erleben zu dürfen.“Im Oktober und November war das weitgehend der Fall, mit einem 3GNachweis durften bis zu 48.500 der 54.000 Plätze gefüllt werden. Bis Jahresende beträgt die Kapazität aufgrund der hohen Inzidenzen und der zu geringen Impfquote jetzt nur noch 15.000 Fans, was für den Klub mit weiteren Umsatzeinb­ußen verbunden ist.

„Wir können die Menschen nicht zwingen, sich impfen zu lassen. Wir können nur erklären und aufklären. Ein Spieler, der noch nicht geimpft war, lässt sich jetzt impfen und dann haben wir die 100 Prozent erreicht“, erklärte Sportdirek­tor Max Eberl vor drei Wochen mit Blick auf Gladbachs Profikader. Andere Vereine wie der FC Bayern hatten Ausfälle ungeimpfte­r Spieler zu beklagen, denen daraufhin, wie Nationalsp­ieler Joshua Kimmich, für die Zeit der Quarantäne das Gehalt gestrichen wurde.

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FOTO: DPA Der Borussia-Park mit dem Hotelkompl­ex, der auch das ambulante Therapieze­ntrum beherbergt.

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