Steinmeier bleibt Spielen in Peking fern
Der Bundespräsident plant keinen Olympia-Besuch, Großbritannien boykottiert das
BERLIN (dpa) Auch wenn sich immer mehr westliche Länder dem diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking anschließen, hat sich der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in dieser Frage zurückhaltend gezeigt. „Die Olympischen Spiele sind auch immer ein Beitrag für das Miteinander in der Welt“, sagte Scholz nach seiner Wahl zum Kanzler am Mittwoch dem Fernsehsender Welt. „Wir werden Entscheidungen treffen, wenn sie anstehen.“
Am Mittwoch verkündeten nach den USA auch Großbritannien und Australien entsprechende Schritte. Es handle sich „effektiv um einen diplomatischen Boykott“, sagte der britische Premierminister Boris
Johnson im Parlament in London.
Nach dem Vorstoß der USA hatte sich die Europa-Politikerin Nicola Beer (FDP) für einen Komplett-Boykott
der Winterspiele ausgesprochen. Die Europäische Union sollte „nicht nur im Windschatten der USA bleiben, sondern sich selbst für die Einhaltung von Menschenrechten auf die Hinterbeine stellen“, sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.
Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz fordert auch von der EU einen solchen Schritt. „Damit könnten die Athleten an der Olympiade teilnehmen, aber das Regime in Beijing wäre politisch weitgehend isoliert“, sagte der Politiker dem Nachrichtenportal „t-online“.
Die Spitze der neuen Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat bisher offen gelassen, ob sie sich dem Boykott anschließt. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sprach sich dagegen aus. „Nein, das ist etwas, was ich sehr skeptisch sehe, dass man Olympische Spiele boykottiert“, sagte Klingbeil dem Radiosender ffn. Große Sportereignisse seien aus seiner Sicht immer auch „eine Möglichkeit, gezielt auf kritische, gesellschaftliche Entwicklungen hinzuweisen“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fliegt nicht zu den Winterspielen. „Es gibt keine Pläne des Bundespräsidenten, nach Peking zu reisen“, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidenten der ARD„Sportschau“. „Diese Pläne gab es aber auch nicht, bevor die USA ihre Entscheidung bekannt gaben.“