Mehr gefälschte Impfpässe im Umlauf
Polizei und Apotheken in Düsseldorf registrieren immer häufiger falsche Nachweise, mit denen Ungeimpfte die 2G-Regeln umgehen wollen. Der Betrug ist strafbar – und die Fälschungen sind oftmals nur an Details erkennbar.
DÜSSELDORF In Düsseldorf sind immer mehr gefälschte Corona-Impfnachweise im Umlauf. Die Polizei hat zunehmend Betrugsfälle mit falschen Pässen registriert. Gerade in den vergangenen Wochen sei die Zahl angestiegen, so eine Polizeisprecherin. Seit April wird der Betrug mit gefälschten Corona-Impfpässen gesondert erfasst, bis Juli verzeichnete die Polizei aber immer nur ein oder zwei Fälle pro Monat. Seit dem Herbst aber haben mit den strengeren Regeln für Ungeimpfte, die mittlerweile zu allen Freizeitaktivitäten keinen Zutritt mehr haben, auch die registrierten Betrugsfälle in Düsseldorf zugenommen – 15 waren es im Oktober, 14 im November. In ganz Nordrhein-Westfalen hat das Landeskriminalamt seit April 1041 solcher Delikte erfasst.
Nicht erfasst werde, ob die Fälschungen bei einer Kontrolle aufgefallen sind oder etwa von Apotheken, Veranstaltern oder Gastronomen gemeldet wurden. Die Apotheken nehmen nämlich eine besondere Rolle als Schnittstelle ein: Sie kontrollieren die Impfpässe aus Papier und stellen die digitalen Nachweise aus. Für Betrüger also ein Weg, um mit einem gefälschten Ausweis an ein gültiges digitales Zertifikat zu kommen. Auch hier hätten solche Versuche mit dem Druck auf Ungeimpfte zugenommen, heißt es vom Apothekerverband Nordrhein in Düsseldorf. Die Zahl der Fälle sei spürbar gestiegen.
Wie genau die Apotheker die Impfpässe kontrollieren, um eine Fälschung zu erkennen, wollen sie nicht verraten – sie wollen nicht, dass die Betrugsmasche weitere Nachahmer findet. Doch die Pharmazeuten achten genau auf die Formalien, heißt es. So werde etwa auch darauf geschaut, wo und wann sich eine Person hat impfen lassen. Wer sich in einer weit entfernten Stadt impfen lässt und dann in Düsseldorf in die Apotheke geht, brauche zumindest eine plausible Erklärung, heißt es. Laut LKA finden sich auf den unechten Impfausweisen in der Regel gefälschte Aufkleber oder Stempel. Verbogene Heftnadeln oder ausgefranste Löcher können ebenfalls ein Indiz dafür sein, dass der Pass bereits einmal auseinandergenommen wurde.
Mit welchen Konsequenzen Personen rechnen müssen, die sich mit solchen Fälschungen Zutritt zu Restaurants, Kinos oder Konzerten verschaffen wollen, ist erst seit kurzem klar. Denn im Strafgesetzbuch war bis Ende November nur der Gebrauch bei Versicherungen oder Behörden explizit geregelt. Erst seit einer Gesetzesänderung auf Vorschlag der Ampel-Koalition ist der Gebrauch von gefälschten Impfnachweisen nun auch „im Rechtsverkehr“strafbar, also beim Vorzeigen im Alltag. Betrüger müssen dann mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe rechnen.
Das Landeskriminalamt begrüßt die neue Regelung. „Wer Impfpässe fälscht, verhält sich sozialschädlich und menschengefährdend. Das ist eine Straftat, meiner Ansicht nach eine moralisch ganz üble“, sagte LKA-Chef Ingo Wünsch in Düsseldorf. In ganz Nordrhein-Westfalen stünden gefälschte Impfdokumentationen derzeit „hoch im Kurs“. Da im öffentlichen Leben größtenteils die 2G-Regel gilt, sei es wahrscheinlich, dass die Fallzahlen in NRW weiter ansteigen. Der Profit, den der Verkauf gefälschter Zertifikate nach sich ziehen könne, spreche ein Täterspektrum an, „das zumindest zum Teil auch professionell agiert“, heißt es vom LKA. Demnach gebe es Fälle, die auf einen größer angelegten Handel mit Fälschungen vor allem im Internet schließen lassen.
Die Sicherheitsbehörden mahnen, grundsätzlich keine Fotos von echten Impfpässen, auf denen Chargennummern der Impfstoffe zu erkennen sind, etwa in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Diese könnten Fälscher nämlich als Vorlage nutzen. Wer Angebote von Betrügern im Internet entdeckt, soll sie bei der Polizei und den Netzwerkbetreibern melden.