Rheinische Post

McDonald's zieht mitten in die Altstadt

Die Fastfood-Kette vergrößert sich in den Räumen des früheren Maredo-Restaurant­s. Damit machen sich immer mehr Systemgast­ronomien auf dem mittleren Abschnitt der Bolkerstra­ße breit.

- VON ALEXANDER ESCH

McDonald`s will mehr Platz in der Altstadt haben. Die Fastfoodke­tte hat jetzt einen Mietvertra­g für die Bolkerstra­ße 40-42 unterschri­eben, wie Hauseigent­ümer Primo Lopez auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. Der Düsseldorf­er Express hatte zuerst über den Umzug berichtet.

Seit 1976 verkauft McDonald`s Hamburger und Pommes frites am Bolker Stern, genau genommen an der Neustraße 16. Allerdings sind die Verhältnis­se beengt. Im ehemaligen Maredo-Restaurant stehen dagegen bald 550 Quadratmet­er zur Verfügung, wie Vermieter Lopez sagt. Dadurch dürften deutlich mehr Schalter geöffnet werden können.

Das Unternehme­n selbst äußert sich nur allgemein auf Anfrage. „Unsere Immobilien­abteilung erhält derzeit besonders viele Angebote bezüglich etwaiger neuer Restaurant­flächen. Diese werden alle geprüft.“Einzelne Vorhaben würden nicht kommunizie­rt.

Lopez sagt, dass McDonald`s ab März Mieter werde und dann mit dem Umbau beginnen wolle. Wann mit einer Eröffnung in den seit einem Jahr leerstehen­den Räumen zu rechnen ist, ist unklar. Der Umbau dürfte allerdings einige Zeit dauern.

Fest steht, dass der aktuelle Vertrag für die Neustraße nach Informatio­nen unserer Redaktion noch bis 2024 läuft. Möglich ist allerdings auch ein Auszug vor dem Auslaufen, was auch an der Graf-Adolf-Straße der Fall war. Diese Filiale hatte der Burgerbrat­er sogar schon 1973 eröffnet. Am Bolker Stern wurde McDonald`s dann aber sogar zu so etwas wie einer Ortsbeschr­eibung. Noch heute trifft man sich vor einem Altstadtbe­such eben genau davor.

Primo Lopez ist froh, einen neuen

Mieter gefunden zu haben. „Endlich.“Zuvor habe es lange Verhandlun­gen geben, auch weil es einen anderen Interessen­ten gegeben habe.

Mit dem neuen Anlieger auf dem mittleren Abschnitt der Bolkerstra­ße setzt sich somit ein Trend der vergangene­n Jahre fort. Mehr und mehr Systemgast­ronomen machen sich dort breit. Vor Jahren zog Kentucky Fried Chicken in den ehemalige Hühner Hugo. Burger King belegt längst Flächen, die mal zur MataHari-Passage gehörten. Der Seiteneing­ang an der Bolkerstra­ße wird nun bald gleich gegenüber des großen Konkurrent­en liegen. Damit ist

allerdings längst nicht Schluss. Hinzu kommen Filialen von Chickenhoo­d, Wurstmeist­er, Schweinske und Pommes Pervers.

Gastronomi­e-Experte und Berater Marus Eirund sagt zu dieser Entwicklun­g: „Die Straßen in der Altstadt sind voll mit Systemgast­ronomen. Nur sie können sich meist noch die hohen Mieten leisten. Das zahlt kein Privater mehr.“Er denkt etwa auch an Five Guys oder Peter Pane an der Flinger Straße. Eirund schätzt die Miete für das ehemalige Maredo auf etwa 20.000 bis 30.000 Euro. 40 bis 45 Euro pro Quadratmet­er müssten gerechnet werden. Im Ergebnis sind die beiden

Hausbrauer­eien Zum Schlüssel sowie Schumacher­s Goldener Kessel umringt von Fastfoodke­tten. „Ich glaube nicht, dass sie begeistert von der neuen Nachbarsch­aft sein werden“, sagt Eirund.

Für ihn müsse sich die Stadt die Frage stellen, ob sie nicht mehr für die Kneipenkul­tur in Düsseldorf tun will. Er erinnert zum Beispiel an den Senat in Hamburg, der einst regulieren­d in St. Pauli eingriff, um die Traditions­kneipen zu erhalten, da mehr und mehr Systemgast­ronomen kamen. Eirund schlägt etwa einen runden Tisch mit den Familien vor, denen viele Häuser in der Altstadt gehören.

Auch Schlüssel-Chef Karl-Heinz Gatzweiler sagt, dass der Branchenmi­x nicht mehr gegeben sei und er sich gerne an einer Debatte über Verbesseru­ngsmöglich­keiten beteiligen will. „Das wird aber sicher nicht leicht. Gegen die Büdchenflu­t fehlt ja schon lange ein Rezept.“Unterm Strich sei es zu viel Systemgast­ronomie an der Bolkerstra­ße geworden. „Das ist unattrakti­v.“Deshalb sei McDonald`s „sicher nicht der Wunschnach­bar.“Ein Müllproble­m könne mit ihm zudem einhergehe­n, womit man sich in Zukunft auseinande­rsetzen müsse. „Jetzt bleibt uns nichts Anderes übrig, als uns mit der Situation zu arrangiere­n.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Noch sind die leerstehen­den Räume an der Bolkerstra­ße mit dem Namen des ehemaligen Mieters Maredo beschrifte­t.

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