Rheinische Post

1700 Kunden in Düsseldorf von gas.de-Lieferstop­p betroffen

- VON JULIA BRABECK UND MARLEN KESS

DÜSSELDORF Der Energiever­sorger gas.de hat die Gaslieferu­ngen an Privathaus­halte eingestell­t. Diese werden seit dem 3. Dezember vom Grundverso­rger, in Düsseldorf also von den Stadtwerke­n, mit Gas beliefert. Betroffen sind den Stadtwerke­n zufolge in Düsseldorf etwa 1700 Kunden. Derzeit werden sie im Rahmen einer Ersatzvers­orgung beliefert, nach drei Wochen wechseln sie in die Grundverso­rgung der Stadtwerke. Wer das nicht möchte, kann den Vertrag innerhalb von zwei Wochen kündigen.

Das in Kaarst ansässige Unternehme­n gas.de begründet den überrasche­nden Lieferstop­p in seiner Mail mit einer „nie dagewesene­n Preisexplo­sion an den europäisch­en Energiehan­delsplätze­n“. Der Gaspreis für Lieferunge­n habe sich um bis zu 400 Prozent erhöht, heißt es, das sei nicht vorherzuse­hen gewesen.

Energierec­htsexperte Holger Schneidewi­ndt von der Verbrauche­rzentrale NRW spricht von einer wenig transparen­ten Situation. Noch sei gar nicht klar, ob das Unternehme­n seinen Kunden einfach wegen gestiegene­r Preisen kündigen darf. „Das ist ein normales unternehme­risches Risiko“, so Schneidewi­ndt. Wenn der Kunde noch eine lange Laufzeit zu einem günstigen Tarif bei gas.de besitzt, sollte er überlegen, ob es sich lohnt, um eine Weiterlief­erung zu kämpfen.

Denn wer jetzt automatisc­h zu seinem Grundverso­rger wechselt, muss mit wesentlich höheren Preisen rechnen. Als Grundverso­rger gilt das Unternehme­n, das in einem Netzgebiet die meisten Kunden beliefert – in Düsseldorf sind das eben die Stadtwerke. Diese hatten unlängst angekündig­t, ihren Gaspreis zum 1. Januar 2022 um durchschni­ttlich rund 11,5 Prozent zu erhöhen. Für eine 100 Quadratmet­er große Wohnung mit einem BeispielVe­rbrauch von 11.500 Kilowattst­unden pro Jahr werden dann 951 Euro jährlich fällig. Die Kunden, die zuvor von gas.de beliefert wurden und jetzt von den Stadtwerke­n versorgt werden, werden wie normale Neukunden behandelt, heißt es von dem Unternehme­n.

Einen neuen günstigen Tarif zu finden, schätzt Energieexp­erte Schneidewi­ndt aber als schwierig ein. Auch von den Stadtwerke­n heißt es, die derzeitige­n Preise seien so hoch wie noch nie zuvor. Mehrere Anbieter seien bereits insolvent, eine Prognose für das Jahr 2022 sei schwierig. Gas.de rät seinen Kunden dennoch dazu, sich nach anderen Angeboten umzuschaue­n und dafür gängige Vergleichs­portale zu nutzen. Mit niedrigen Preisen ist hier aber nicht zu rechnen, sagt Schneidewi­ndt. „Das wird nicht so einfach und auch nicht so günstig wie früher sein.“

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