„Eine Impfpflicht muss kommen“
Der grüne Bezirksbürgermeister Patrick Schiffer hat seinen Job als Mediendesigner aufgegeben und konzentriert sich auf die Politik.
STADTBEZIRK 2 In unserer InterviewSerie berichten die vor einem Jahr neu gewählten Bezirksbürgermeister von ihren bisherigen Erfahrungen. Nach Annette Klinke spricht ihr grüner Parteifreund Patrick Schiffer über sein erstes Jahr im Amt. Und er sagt, warum es eine Impfpflicht geben muss.
Wie hat sich Ihr Leben als Bezirksbürgermeister verändert?
PATRICK SCHIFFER Mein Leben hat sich seit Ende vergangenen Jahres stark verändert. Ich habe meinen bisherigen Beruf als Mediendesigner aufgegeben und bin auch beruflich in die Politik gegangen.
Was machen Sie jetzt?
SCHIFFER Seit Mai diesen Jahres arbeite ich in Vollzeit als Wahlkampfmanager für Bündnis90/Die Grünen Düsseldorf. In meiner Tätigkeit als Bezirksbürgermeister ergaben sich viele neue Aufgaben, wie etwa die Sitzungsleitung der Bezirksvertretung, die für mich eine völlig neue Erfahrung war. Termine, Anfragen per Mail und öffentliche Veranstaltungen nehmen viel Zeit in Anspruch. Meine Sprechstunde findet wöchentlich montags zwischen 10 und 12 Uhr statt und wird gut frequentiert.
Hat die Pandemie Ihren Start erschwert?
SCHIFFER Sehr. In den ersten Monaten meiner Amtszeit wurde durch die fehlende Vernetzung und die rein digitale Kommunikation das gemeinsame Kennenlernen mit vielen Akteuren im Stadtbezirk erschwert. Ich kann die Kacheln der Videokonferenzen nicht mehr sehen. Aber mittlerweile konnte ich viele Menschen kennenlernen und einige Termine vor Ort nachholen. Es bleibt aber noch viel zu tun, und die steigenden Inzidenzen machen das alles nicht einfacher. Eine Impfpflicht muss kommen!
Kann man Impfkritiker nicht anders zu einer Impfung bewegen? SCHIFFER Ein kleiner Teil der Kritiker, die sogenannten Querdenker und Schwurbler, werden sich womöglich nie von den Errungenschaften der Wissenschaft und den Werten einer solidarischen Gesellschaft überzeugen lassen. Der Rest der Ungeimpften war entweder zu bequem oder konnte nicht erreicht werden. Das muss sich jetzt ändern.
Befürchten Sie mit der Impfpflicht eine Spaltung der Gesellschaft? SCHIFFER Nein, alle Impfstoffe sind nachweislich sicher und wirkungsvoll.
Eine Impfpflicht wird uns auf längere Sicht in die Lage versetzen, schlimme Zustände vermeiden zu können. Das wird der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen.
Zurück zu Ihnen. Gab es schon Momente, in denen Sie es bereuten, das Amt des Bezirksbürgermeisters übernommen zu haben?
SCHIFFER Nein, bisher macht es mir großen Spaß und sorgt für vielfältige Herausforderungen, die ich gerne annehme. Ich schätze meinen Stadtbezirk und seine Menschen sehr.
Was war bisher Ihr schönster Moment
als Bezirksbürgermeister? SCHIFFER Die Begegnung mit einem fünfjährigen Jungen, der mit seiner Mutter in die Bezirksverwaltungsstelle kam, mir eine kindgerechte und fußgängerfreundliche Umgestaltung der Degerstraße rund um die Liebfrauen-Kirche an der Ackerstraße aufgemalt hatte und mich darum bat, diese doch zeitnah umzusetzen. Außerdem war die Eröffnung des Kabawil-Festivals im Sommer – meine erste größere öffentliche Veranstaltung in Präsenz nach dem letzten Lockdown – ein weiteres Highlight: Die Stimmung, die Aufführungen und die Künstlerinnen
und Künstler waren einfach fantastisch.
Was haben Sie in Ihrem ersten Jahr als Bezirksbürgermeister erreicht? SCHIFFER Die Vernetzung, das Verständnis untereinander, den Dialog und viele spannende Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern und zivilgesellschaftlichen Akteuren in unserem vielfältigen Stadtbezirk anzugehen. Darüber hinaus konnte ich meine Sitzungsleitung verbessern und bereits erste Impulse in der Kulturpolitik setzen.
Welche sind das?
SCHIFFER Im Frühjahr wird es einen Runden Tisch für die Kunstund Kulturszene im Stadtbezirk geben, wo ich allen Akteuren nach der schwierigen Corona-Zeit zuhören werde und auf ihre Belange eingehen möchte.
Wo besteht der größte Nachholbedarf und wie kann die Herausforderung gelöst werden?
SCHIFFER Nachholbedarf gibt es in nahezu allen Bereichen, aber ich möchte insbesondere die Verkehrswende und das Thema Grünflächen hervorheben. Die Bedingungen für
Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende müssen bevorzugt verbessert werden.
Wie soll das funktionieren?
SCHIFFER Sei es mit dem weiteren Ausbau von Radwegen, der Verlängerung von Ampelschaltungen und der Erschließung neuer Wege, wie beispielsweise einem Grünverbinder zwischen Stadtwerke-Park und dem Stadt-Naturpark Flingern. Da es in unserem Stadtbezirk besonders wenige Grünflächen gibt, müssen wir weitere versiegelte Flächen entsiegeln und begrünen, wie das beispielsweise mit dem Projekt „Stadtwald“an der Albertstraße derzeit in Planung ist.
Welches Projekt liegt Ihnen am meisten am Herzen und muss bis zur nächsten Wahl umgesetzt werden?
SCHIFFER Die Kunst- und Kulturmeile Flingern-Düsseltal. Dieser Stadtbezirk hat ein enorm vielfältiges kulturelles Potenzial, was unbedingt gefördert und ausgebaut werden muss.
Worüber sollte in Ihrem Bezirk einmal berichtet werden?
SCHIFFER Über die unterschiedlichen Initiativen, die kulturellen Einrichtungen und das große bürgerschaftliche Engagement, sei es die Flinger Stele, die Planwerkstatt 378 an der Kiefernstraße, die VielplatzInitiative und die verschiedenen Nachbarschaftsinitiativen. Auch die Kleingärten- und Sportvereine im Stadtbezirk sind außerordentlich engagiert und beachtenswert.
Treten Sie bei der nächsten Wahl eigentlich wieder an?
SCHIFFER Das sind noch vier Jahre, in denen viel passieren kann. Aber ja, ich kann es mir sehr gut vorstellen!