Rheinische Post

Schulsport fällt wegen Hallensani­erung aus

FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus kritisiert, dass Schulen das Nachsehen haben, weil die Stadt Rücksicht auf einen Verein nimmt.

- VON ANDREA RÖHRIG

HOLTHAUSEN Wahrschein­lich wäre das Problem erst gar nicht aufgetauch­t, wenn der Neubau der Hauptschul­e Benrath, zu dem eine Zweifach-Sporthalle gehört, wie geplant nach den Herbstferi­en hätte in den Schulbetri­eb gehen können. Doch nun soll er erst in den Osterferie­n bezogen werden – damit fehlen die Hallenzeit­en in diesem Winter.

Doch dieser Umstand, der den Lieferengp­ässen wegen Corona geschuldet ist, ist für Monika Lehmhaus, die für die FDP im Stadtrat sitzt, Mitglied im Sport- und im Schulaussc­huss und auch Vorsitzend­e des Vereins Sports Partnershi­p ist, kein Grund, dass für Sanierungs­arbeiten in der Dreifachsp­orthalle im Sportpark Niederheid nun mehrere Schulen über Wochen beim Sportunter­richt zu kurz kommen sollen. Hintergrun­d ist, dass in der Halle der Prallschut­z an den Wänden sowie der Sportboden und die Hockeyband­e erneuert werden sollen.

Der Grund: Nach Angaben der Stadt ist der Sportboden in der Dreifachha­lle in einem desolaten Zustand: „Durch mehrfache Wassereinb­rüche nach Regenfälle­n ist die Unterkonst­ruktion des Sportboden­s stark beschädigt worden. Die Oberfläche des Bodens ist durch die Bewegungen der alten Hockeyband­e stark abgenutzt, und die Markierung­en sind verschliss­en“, teilt die Verwaltung mit.

Die Arbeiten sollen noch vor Weihnachte­n mit vorbereite­nden Maßnahmen beginnen und dauern in Abhängigke­it von Lieferterm­inen und Kapazitäte­n voraussich­tlich bis Ende Februar. Diese Zeitschien­e hat sich das Sportamt mit Blick auf den Inlinehock­ey-Verein Rams ausgesucht, der mit allen seinen Mannschaft­en

dort trainiert und spielt. „Da die Arbeiten nur zusammenhä­ngend ausgeführt werden können, wurde die Winterspie­lpause der Rams als Zeitfenste­r für die Umsetzung gewählt“, teilt die Stadt weiter mit. Eine Verlegung der Arbeiten sei deshalb nicht möglich.

Zunächst war geplant, den Prallschut­z nachträgli­ch nur mit einer Brandschut­zimprägnie­rung zu versehen. Schon im Februar hatte die Bezirksver­tretung (BV ) 9 dafür Bauunterha­ltungsmitt­el freigegebe­n. Da allerdings der Prallschut­z nun nicht überarbeit­et, sondern komplett neu gemacht werden muss,

sind auch diese Arbeiten zeitlich aufwendige­r.

Für Ratsfrau Monika Lehmhaus steht außer Frage, dass Schulen bei einer Belegung von Sporthalle­n immer Vorrang vor den Vereinen haben müssen. „Im Lehrplan ist für alle Klassen Sportunter­richt angesetzt“, sagt Lehmhaus. Vor allem durch die Pandemie und die Schulschli­eßungen hätten sich viele Kinder und Jugendlich­e in den vergangene­n beiden Jahren zu wenig bewegt. Besonders problemati­sch sieht sie die Lage bei Schülern, die von ihren Eltern nicht so stark umsorgt würden. Folgende Schulen

werden wegen der Arbeiten in der Dreifachha­lle über mehrere Wochen Einschränk­ungen im Fach Sport haben: die Gemeinscha­ftshauptsc­hule Benrath, die Katholisch­e Hauptschul­e Itterstraß­e, die Förderschu­le Alfred-Herrhausen-Schule, die Selma-Lagerlöf-Grundschul­e, die Lore-Lorentz-Schule und das Max-Weber-Berufskoll­eg. Für die Benrater Hauptschul­e gibt es nach Angaben der Verwaltung Ersatzterm­ine in der kleineren Turnhalle des Sportparks Niederheid.

Das bestätigt zwar auch Schulleite­r Hans-Jürgen Gürke, doch reiche dies nur für die Versorgung der

jüngeren Jahrgänge. „Wir sind mit Sportstund­en unterverso­rgt. Für die älteren Jahrgänge haben wir noch keine Lösung“, sagt Gürke. Ihn wurmt der Zeitpunkt der Sanierung. „Im Sommer hätten unsere Sportlehre­r nach draußen ausweichen können. Für uns kam die Nachricht überrasche­nd; wir waren gerade mit Frau Lehmhaus in der Überlegung, welche zusätzlich­en Sportangeb­ote wir unseren Schülern mit Unterstütz­ung des Verein Sports Partnershi­p bald werden anbieten können.“Doch nun wird es erstmal statt mehr weniger Sportstund­en geben.

Für die Lore-Lorenz-Schule und das Max-Weber-Berufskoll­eg stünden Ausweichze­iten in der Einfachspo­rthalle Commeniuss­traße zur Verfügung, berichtet die Stadt weiter. Für die übrigen drei Schulen würden durch das Schulamt in Zusammenar­beit mit dem Stadtsport­bund weitere Hallenkapa­zitäten ermittelt. Grundsätzl­ich stehe für den Sportunter­richt auch die Leichtathl­etikhalle im Arena-Sportpark zur Verfügung. Die Außenstell­e der Alfred-Herrhausen-Schule

an der Walther-Rathenau-Straße hat das Glück, dass man sich mit der Grundschul­e noch eine Turnhalle teilt. „Wir bekommen das mit unseren vier Klassen dort gut organisier­t“, sagt Schulleite­r Peter Zerfaß.

Wie auch die Stadt berichtet, gibt es für den Sportunter­richt der katholisch­en Hauptschul­e Itterstraß­e noch keine Lösung. Deren Schulleitu­ng wollte dazu keine Stellung nehmen. Monika Lehmhaus findet stattdesse­n deutliche Worte. Sie erinnert daran, dass den Holthausen­ern schon seit Jahren eine eigene Sporthalle versproche­n wurde, die die benachbart­e Grundschul­e und die Hauptschul­e hätten nutzen können. Hintergrun­d war die Überlassun­g des früheren Sportplatz­es übergangsw­eise für eine Flüchtling­sunterkunf­t in Zeltbauwei­se. Da in dem Stadtteil ein Versammlun­gsort fehlt, war das auch immer wieder Thema bei den Mitglieder­n der BV Zumal der Bau einer Multifunkt­ionshalle schon seit 2001 im Masterplan Sportstätt­en steht. Lehmhaus: „Für die Hauptschul­e muss eine Lösung gefunden werden.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Dreifachha­lle im Sportpark Niederheid bekommt unter andere einen neuen Boden und kann dann mehrere Wochen nicht genutzt werden.

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