Klimakrise belastet Albatros-Paare
Eine neue Studie zeigt, dass die Erderwärmung den Beziehungen der Vögel schadet. Die normalerweise ausgesprochen treuen Tiere müssen für die Nahrungssuche in kalten Gewässern immer weiter fliegen. Das führt zu Stress und immer häufiger zu Trennungen.
Eigentlich gilt der Albatros als besonders treu – die Seevögel führen normalerweise monogame Beziehungen. Umso erschreckender ist nun die Nachricht, dass der Klimawandel das Leben der Albatrosse so sehr zu beeinträchtigen scheint, dass er ihre langjährigen Beziehungen zerstört.
Die Vögel, die in vielerlei Hinsicht einzigartig sind, faszinieren nicht zuletzt auch wegen ihres imposanten Aussehens. In Neuseeland beispielsweise hat das neuseeländische Umweltministerium eine Webcam auf ein Albatros-Nest gerichtet. Das Küken, das in diesem Jahr dort schlüpfte, schaffte es zu internationalem Ruhm. Bei einem Namenswettbewerb gaben über 1600 Fans aus der ganzen Welt ihre Stimme ab. Sie tauften das Küken schließlich auf den Namen Tiaki.
Bemerkenswert ist aber auch der bis zu zwölf Kilogramm schwere Wanderalbatros, der eine Flügelspannweite von bis zu 3,5 Metern hat. Damit ist er der größte flugfähige Vogel der Welt. Wegen seiner überdimensionalen Flügel kann er Hunderte Kilometer segeln, ohne auch nur einmal mit den Flügeln schlagen zu müssen.
Doch die Tiere, die vor allem in den Regionen der südlichen Ozeane vorkommen, sind aus verschiedenen Gründen gefährdet. Da sie ihr Futter meist über ihren Geruchssinn finden, ernähren sie sich häufig von Fischen, Krill, Tintenfischen und Fischabfällen, die von Schiffen über Bord geworfen werden. Laut der Tierschutzorganisation WWF verwechseln Albatrosse Köder an Fischleinen deswegen häufig mit Fischen, weswegen jährlich mehrere Hunderttausend Tiere ertrinken. Zudem gefährden die zunehmende Plastikverschmutzung im Meer und die Überfischung die Tiere.
Eine weitere Gefahr stellt nun der Klimawandel dar. Denn wie Forscher jetzt herausfanden, veranlassen die steigenden Meerestemperaturen die Vögel dazu, bei ihrer Nahrungssuche weiter wegzufliegen. Denn bei höheren Temperaturen nimmt auch der Fischbestand ab. Außerdem beobachteten die
Forscher höhere Stresslevel bei den Tieren. Beide Faktoren führten letztendlich dazu, dass sich mehr Vogelpaare voneinander trennten als in früheren Zeiten.
Für ihre Studie, die die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society“veröffentlicht haben, beobachteten sie 15.500 Brutpaare auf den Falklandinseln über rund 15 Jahre hinweg. Dabei kam heraus, dass sich in Jahren mit ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen bis zu acht Prozent der Paare trennten, während es in warmen Jahren nur ein bis drei Prozent waren.
Francesco Ventura, ein Forscher an der portugiesischen Universität
Lissabon und Mitautor der aktuellen Studie, erklärte im Interview mit dem „Guardian“, warum der Klimawandel Albatros-Beziehungen vermutlich so sehr belastet. Seine Hypothese ist, dass das Weibchen den physiologischen Stress spürt und diesen höheren Stress auf eine schlechte Leistung des Mannes zurückführt. Denn die Forscher beobachteten auch, wie die „Männchen vermutlich weniger anfällig für Scheidungen sind als die Weibchen“, weil letztere eine höhere Chance haben, sich mit einem neuen Partner zu paaren.
Für den letzteren Fall ist eine Albatros-Dame auf Hawaii ein gutes Beispiel. Der als Wisdom bekannte Vogel ist stolze 70 Jahre alt und paart sich nach wie vor. Da die meisten Albatrosse aber nur bis zu 40 Jahre alt werden, musste Wisdom ihren Partner wohl schon häufiger wechseln. Dies scheint aber kein größeres Problem für das Weibchen gewesen zu sein. Denn in diesem Jahr hat sie vermutlich bereits das 36. Küken zusammen mit dem aktuellen Albatrosvater großgezogen.
Dabei ist aber auch sie eher treu: Die zuständigen US-Behörden vermuten, dass die betagte AlbatrosDame mindestens seit 2012 mit dem gleichen Männchen zusammen ist. Albatrosse nehmen es übrigens nicht nur bei ihrer Beziehung genau, sie haben zudem eine „Nesttreue“. So kehren sie nach ihrer Zeit auf hoher See stets zum gleichen Nest zurück.
Die Forscher beobachteten 15.500 Brutpaare über einen Zeitraum von 15 Jahren