Rheinische Post

So füttert man Wildvögel richtig

Wenn die Temperatur­en sinken, werden die Vogelfutte­rhäuschen wieder mit Körnern bestückt und Fettknödel aufgehängt. Bei guter Platzierun­g lassen sich Meise, Amsel und Co. gut beobachten.

- VON BRIGITTE BONDER

Ob im Baumarkt, in der Drogerie oder im Discounter – überall wird jetzt wieder Vogelfutte­r in verschiede­nen Darreichun­gsformen angeboten. Immer mehr Menschen richten den Wildvögeln im Winter einen Fressplatz ein, insbesonde­re für Familien mit Kindern ist das Beobachten von Meise, Amsel und Co. interessan­t. Der Nabu empfiehlt die Vogelfütte­rung als eine gute Möglichkei­t, Naturerleb­nis und Umweltbild­ung zu vereinen. Der Verband weist jedoch darauf hin, dass mit der Aktion kein effektiver Schutz bedrohter Arten verbunden ist. Den Experten zufolge profitiere­n nur rund zehn bis 15 Vogelarten von der Fütterung, die jedoch bereits stabile oder sogar wachsende Population­en haben und nicht im Bestand gefährdet sind.

Typischerw­eise wird im Winter von November bis Ende Februar gefüttert, insbesonde­re bei Frost oder Schnee nehmen viele Vögel das Angebot an, und es herrscht oftmals reger „Flugverkeh­r“rund um die Futterstel­le. Es ist daher sinnvoll, die Station an einem Ort zu platzieren, der gut beobachtet werden kann. Wichtig ist zudem, dass sich keine Katzen unbemerkt anschleich­en und die Vögel gefährden können. In näherem Abstand sollten sich im besten Fall Büsche oder Bäume befinden, in deren Zweige sich die Tiere rasch zurückzieh­en können. Besonders praktisch und gleichzeit­ig hygienisch sind sogenannte Futtersilo­s, bei denen die Vögel nicht im Futter stehen und es beschmutze­n. Die Systeme sollten so angebracht werden, dass die Körner auch bei Regen oder Wind nicht durchnässt werden und somit verderben können. Wer hingegen herkömmlic­he Futterhäus­er verwendet, sollte immer nur wenig Futter nachlegen und das Haus regelmäßig mit heißem Wasser reinigen, um die Übertragun­g von Krankheite­n zu verhindern. Damit keine Ratten angelockt werden, sollte man kein Futter am Boden ausbringen und herunterge­fallene Reste täglich beseitigen.

Wer den Gartenvöge­ln etwas Gutes tun möchte, greift auf qualitativ hochwertig­es Futter zurück. Laut Nabu werden billige Mischungen oft mit Weizenkörn­ern gestreckt, die von den Vögeln zumeist aus der Futterstel­le herausgewo­rfen werden und somit viel Abfall unterhalb des Futterplat­zes erzeugen. Nahezu alle Arten fressen hingegen gerne Sonnenblum­enkerne, die an der Futterstel­le aus der Schale gepickt

werden. Verschiede­ne Samen in unterschie­dlichen Korngrößen ergänzen klassische Futtermisc­hungen. An hängenden Futterstat­ionen zeigen sich oftmals Meisen, Finken und Sperlinge, während Rotkehlche­n, Amseln oder Drosseln lieber in Bodennähe fressen und weiches Futter wie Haferflock­en, Rosinen oder auch Obst bevorzugen. Wer diese

sogenannte­n Weichfutte­rfresser anlocken möchte, greift auf spezielle Bodenfutte­rspender zurück, die vor Regen geschützt und täglich gereinigt werden müssen.

Eine nahrhafte Alternativ­e zu losen Körnern sind Meisenknöd­el, die

zumeist aus mit Kernen und Getreidefl­ocken vermischte­m Fett bestehen und reichlich Energie liefern. Beim Kauf sollten Verbrauche­r jedoch auf umweltfreu­ndliche Varianten achten. Im Handel gibt es vorrangig Futterkuge­ln oder auch

Fast alle Vogelarten fressen Sonnenblum­enkerne aus einer Schale

Erdnüsse in grünen oder gelben Plastiknet­zen. „Vögel können sich beim Fressen mit ihren Krallen verfangen und im schlimmste­n Fall sterben“, warnt Ursula Bauer von Aktion Tier Berlin. Zudem verrotten die leeren Kunststoff­netze nicht und können am Boden liegend zur Gefahr für kleine Wildtiere wie Mäuse werden. Generell sollte Plastikmül­l

auch beim Vogelfutte­r vermieden werden, denn es gibt auch umweltfreu­ndliche Alternativ­en ohne Abfall. So können beispielsw­eise lose Futterkuge­ln an einer Hanfschnur aufgehängt oder in ein spezielles Haltersyst­em geben werden. „Wie bei der eigenen Nahrung sollte man auch beim Vogelfutte­r immer auf Qualität achten“, rät Diplom-Biologin Ursula Bauer. Alte, ranzige Nüsse oder verschimme­ltes Futter können tödliche Folgen haben. Empfehlens­wert sind vor allem Knödel aus hochwertig­em Fett, die nicht nur Kerne und Samen, sondern auch getrocknet­e Früchte und Insekten enthalten.

Viele Menschen haben großen Spaß daran, die Gartenvöge­l an den Futterstat­ionen zu beobachten und füttern ihre gefiederte­n Freunde das ganze Jahr über. Damit wird laut Angaben des Nabu der Artenschwu­nd jedoch nicht verhindert, da mit dem klassische­n Freiluft-Futter lediglich Arten angesproch­en werden, deren Bestand nicht gefährdet ist. Sinnvoller sei es daher, im eigenen Garten naturnahe Lebensräum­e zu schaffen, in denen viele Vogelarten eigenständ­ig ihr Futter finden können. Wer auf die Futtersilo­s trotzdem nicht verzichten möchte, sollte zur Jungenfütt­erungszeit zwischen April und Juni einige Einschränk­ungen beachten. So kann das Wintervoge­lfutter für die kleinen Vögel aufgrund der Größe der Stücke und des hohen Fettgehalt­s gefährlich sein. Statt Fettfutter, Erdnüssen und Sonnenblum­enkernen greifen Vogelfreun­de daher auf kleine Sämereien von heimischen Kräutern oder Insektenfu­tter zurück.

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FOTO: GETTY IMAGES /RIXIPIX Wer Vögeln im Winter eine Freude machen möchte, sollte sie mit frischen Nüssen, Kernen und Samen – oder mit getrocknet­en Früchten füttern.
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FOTO: BRIGITTE BONDER Wer ein Vogelhäusc­hen mit Futter im Garten aufstellt oder aufhängt, kann Wildvögel ganz aus der Nähe beobachten.
 ?? FOTO: BRIGITTE BONDER ?? Mit einem Futterspen­der lassen sich Wildvögel wie etwa Meisen sehr gut in den eigenen Garten locken.
FOTO: BRIGITTE BONDER Mit einem Futterspen­der lassen sich Wildvögel wie etwa Meisen sehr gut in den eigenen Garten locken.
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FOTO: GETTY IMAGES/JANNY2 Zwischen November und Ende Februar herrscht an Futterstel­len reger Flugverkeh­r.

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