So füttert man Wildvögel richtig
Wenn die Temperaturen sinken, werden die Vogelfutterhäuschen wieder mit Körnern bestückt und Fettknödel aufgehängt. Bei guter Platzierung lassen sich Meise, Amsel und Co. gut beobachten.
Ob im Baumarkt, in der Drogerie oder im Discounter – überall wird jetzt wieder Vogelfutter in verschiedenen Darreichungsformen angeboten. Immer mehr Menschen richten den Wildvögeln im Winter einen Fressplatz ein, insbesondere für Familien mit Kindern ist das Beobachten von Meise, Amsel und Co. interessant. Der Nabu empfiehlt die Vogelfütterung als eine gute Möglichkeit, Naturerlebnis und Umweltbildung zu vereinen. Der Verband weist jedoch darauf hin, dass mit der Aktion kein effektiver Schutz bedrohter Arten verbunden ist. Den Experten zufolge profitieren nur rund zehn bis 15 Vogelarten von der Fütterung, die jedoch bereits stabile oder sogar wachsende Populationen haben und nicht im Bestand gefährdet sind.
Typischerweise wird im Winter von November bis Ende Februar gefüttert, insbesondere bei Frost oder Schnee nehmen viele Vögel das Angebot an, und es herrscht oftmals reger „Flugverkehr“rund um die Futterstelle. Es ist daher sinnvoll, die Station an einem Ort zu platzieren, der gut beobachtet werden kann. Wichtig ist zudem, dass sich keine Katzen unbemerkt anschleichen und die Vögel gefährden können. In näherem Abstand sollten sich im besten Fall Büsche oder Bäume befinden, in deren Zweige sich die Tiere rasch zurückziehen können. Besonders praktisch und gleichzeitig hygienisch sind sogenannte Futtersilos, bei denen die Vögel nicht im Futter stehen und es beschmutzen. Die Systeme sollten so angebracht werden, dass die Körner auch bei Regen oder Wind nicht durchnässt werden und somit verderben können. Wer hingegen herkömmliche Futterhäuser verwendet, sollte immer nur wenig Futter nachlegen und das Haus regelmäßig mit heißem Wasser reinigen, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Damit keine Ratten angelockt werden, sollte man kein Futter am Boden ausbringen und heruntergefallene Reste täglich beseitigen.
Wer den Gartenvögeln etwas Gutes tun möchte, greift auf qualitativ hochwertiges Futter zurück. Laut Nabu werden billige Mischungen oft mit Weizenkörnern gestreckt, die von den Vögeln zumeist aus der Futterstelle herausgeworfen werden und somit viel Abfall unterhalb des Futterplatzes erzeugen. Nahezu alle Arten fressen hingegen gerne Sonnenblumenkerne, die an der Futterstelle aus der Schale gepickt
werden. Verschiedene Samen in unterschiedlichen Korngrößen ergänzen klassische Futtermischungen. An hängenden Futterstationen zeigen sich oftmals Meisen, Finken und Sperlinge, während Rotkehlchen, Amseln oder Drosseln lieber in Bodennähe fressen und weiches Futter wie Haferflocken, Rosinen oder auch Obst bevorzugen. Wer diese
sogenannten Weichfutterfresser anlocken möchte, greift auf spezielle Bodenfutterspender zurück, die vor Regen geschützt und täglich gereinigt werden müssen.
Eine nahrhafte Alternative zu losen Körnern sind Meisenknödel, die
zumeist aus mit Kernen und Getreideflocken vermischtem Fett bestehen und reichlich Energie liefern. Beim Kauf sollten Verbraucher jedoch auf umweltfreundliche Varianten achten. Im Handel gibt es vorrangig Futterkugeln oder auch
Fast alle Vogelarten fressen Sonnenblumenkerne aus einer Schale
Erdnüsse in grünen oder gelben Plastiknetzen. „Vögel können sich beim Fressen mit ihren Krallen verfangen und im schlimmsten Fall sterben“, warnt Ursula Bauer von Aktion Tier Berlin. Zudem verrotten die leeren Kunststoffnetze nicht und können am Boden liegend zur Gefahr für kleine Wildtiere wie Mäuse werden. Generell sollte Plastikmüll
auch beim Vogelfutter vermieden werden, denn es gibt auch umweltfreundliche Alternativen ohne Abfall. So können beispielsweise lose Futterkugeln an einer Hanfschnur aufgehängt oder in ein spezielles Haltersystem geben werden. „Wie bei der eigenen Nahrung sollte man auch beim Vogelfutter immer auf Qualität achten“, rät Diplom-Biologin Ursula Bauer. Alte, ranzige Nüsse oder verschimmeltes Futter können tödliche Folgen haben. Empfehlenswert sind vor allem Knödel aus hochwertigem Fett, die nicht nur Kerne und Samen, sondern auch getrocknete Früchte und Insekten enthalten.
Viele Menschen haben großen Spaß daran, die Gartenvögel an den Futterstationen zu beobachten und füttern ihre gefiederten Freunde das ganze Jahr über. Damit wird laut Angaben des Nabu der Artenschwund jedoch nicht verhindert, da mit dem klassischen Freiluft-Futter lediglich Arten angesprochen werden, deren Bestand nicht gefährdet ist. Sinnvoller sei es daher, im eigenen Garten naturnahe Lebensräume zu schaffen, in denen viele Vogelarten eigenständig ihr Futter finden können. Wer auf die Futtersilos trotzdem nicht verzichten möchte, sollte zur Jungenfütterungszeit zwischen April und Juni einige Einschränkungen beachten. So kann das Wintervogelfutter für die kleinen Vögel aufgrund der Größe der Stücke und des hohen Fettgehalts gefährlich sein. Statt Fettfutter, Erdnüssen und Sonnenblumenkernen greifen Vogelfreunde daher auf kleine Sämereien von heimischen Kräutern oder Insektenfutter zurück.