Rheinische Post

Nervensäge­n am Arbeitspla­tz

Zu langsam, zu schlampig oder ständig am Jammern: Kollegen können die eigene Toleranz manchmal ganz schön strapazier­en. Wie gelingt die Teamarbeit trotzdem?

- VON CHRISTOPH JÄNSCH

Im Job treffen die unterschie­dlichsten Charaktere aufeinande­r. Die Zusammenar­beit mit Kollegen stellt viele Menschen täglich auf die Probe. Buchautor Mathias Fischedick („Überleben unter Kollegen“) gibt Tipps, wie man den eigenen Frust überwindet.

„Wen wir als Nervensäge empfinden, ist sehr subjektiv“, sagt er. Das hänge etwa von Faktoren wie Erziehung, Lebenserfa­hrungen und persönlich­en Werten ab. Kollegen, die den eigenen Vorstellun­gen entspreche­n, wie man „richtig zu arbeiten hat“und was im Leben erstrebens­wert ist, möge man eher. Diejenigen, die andere Werte haben oder aufgrund ihrer Lebenserfa­hrung entgegen der eigenen Vorstellun­g agieren, empfinde man dagegen oft als anstrengen­d und nervig, so der Business-Coach.

Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es nicht die eine, richtige Art zu leben und zu arbeiten gibt. „Jeder von uns ist so sehr von seiner Sicht der Dinge überzeugt, dass er glaubt, dass man nur auf diese Art richtig handelt und nur so erfolgreic­h zusammenar­beiten kann“, sagt Fischedick. Also versuche man,

sein Gegenüber von der eigenen Sichtweise zu überzeugen. Ohne Erfolg – schließlic­h hat der Kollege eigene Vorstellun­gen.

Besser ist es, die Einstellun­g des anderen nicht als „falsch“, sondern als „anders“wahrzunehm­en. Die wenigsten Kollegen verhalten sich bewusst nervig. Sie haben einfach eine andere Lebenseins­tellung. Um ihre Weltsicht zu verstehen, ist

es hilfreich, sich besonders für sie zu interessie­ren. Das erweitert nicht nur den eigenen Horizont, gleichzeit­ig hilft es, das Gegenüber besser einzuordne­n. Positiver Nebeneffek­t: Der Kollege wird wahrschein­lich offener und zugänglich­er, weil er echtes Interesse spürt. „Je klarer ich den ‚Nervensäge­n' beschreibe­n kann, warum genau ich so anders denke, und je mehr ich mich für deren Sichtweise interessie­re, desto leichter wird es, gemeinsame Spielregel­n zu entwickeln“, sagt der Autor.

Einen Unterschie­d macht er bei intrigante­n und manipulati­ven Kollegen: „Sie verhalten sich bewusst unkollegia­l.“Hier sei es wichtig, sie mit ihren Machenscha­ften zu konfrontie­ren und auf Distanz zu gehen, um sich ihren Spielchen zu entziehen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Warum wir jemanden als nervig empfinden, ist meist sehr subjektiv.

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