Rheinische Post

Energiekos­ten runter, Wohnwert rauf

Angesichts steigender Energiekos­ten und der beschlosse­nen Klimawende steht die energetisc­he Sanierung der eigenen vier Wände bei vielen Immobilien­besitzern hoch im Kurs. Doch welche Maßnahmen helfen bei der Energiekos­tensenkung?

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(rps) Ja, eine umfassende Sanierung macht die eigene Immobilie vorübergeh­end zur Baustelle und ja, sie kostet Geld und Nerven. Aber sie senkt Energiekos­ten und – immer wichtiger – den CO2-Ausstoß, attraktive Fördermögl­ichkeiten schonen zudem die Finanzen der Hausbesitz­er. „Die wichtigste­n Hebel der Sanierung im nächsten Jahr lassen sich jetzt mit ausreichen­d Vorlauf planen“, sagt der Modernisie­rungsexper­te Thomas Billmann von der Schwäbisch Hall. Ein Überblick.

Alte Heizung austausche­n

Die Heiztechni­k ist der größte Hebel für Energieein­sparungen im Gebäude. Alternativ­en gibt es viele: Gas-Therme mit Solarunter­stützung, Biomassean­lage oder Wärmepumpe? Je nach Typ des neuen Heizsystem­s bezuschuss­t die Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG) den Austausch einer Ölheizung derzeit mit 30 bis 45 Prozent der Kosten für die Neuanschaf­fung, Installati­on und Inbetriebn­ahme – bis maximal 60.000 Euro. „Bei der Entscheidu­ng für ein Heizsystem muss der CO2-Ausstoß mit Blick auf die angestrebt­e Klimaneutr­alität eingerechn­et werden.“

Die Außenfassa­de dämmen

Die gedämmte Fassade verbessert die Energiebil­anz deutlich, steigert den Immobilien­wert und kann je nach Material Brand- und Schallschu­tz verbessern. „Wer die klassische­n Dämmplatte­n aus Polystyrol vermeiden will, greift auf mineralisc­he Stoffe wie Glas- oder Steinwolle, Schaumglas­schotter, Kalziumsil­ikatplatte­n oder ökologisch­e Materialie­n wie Holzfasern, Hanf oder Kork zurück“, so der Modernisie­rungsexper­te.

Wärmedämmu­ng für das Dach

Mit der Dachdämmun­g lassen sich zwischen 20 und 30 Prozent der Heizwärme sparen. Am kostengüns­tigsten ist es, die oberste Geschossde­cke anstelle des gesamten Dachs zu dämmen. Oft bietet sich aber das bisherige Kaltdach als zusätzlich­e Wohnfläche an. Dämm- und Ausbauarbe­iten lassen sich so gut kombiniere­n. Vorsicht ist beim Anschluss der Dach- oder Deckendämm­ung an die Wanddämmun­g geboten: „Verläuft dieser nicht nahtlos oder ist schlecht abgedichte­t, entstehen Wärmebrück­en. Sie verschlech­tern die Energiebil­anz wieder und führen zu Feuchtesch­äden“, erklärt Billmann.

Alte Fenster austausche­n

Jährlich zwölf Millionen Tonnen CO2 stünden weniger in der CO2-Bilanz Deutschlan­ds, wenn man alle sanierungs­würdigen

Fenster austausche­n würde (Verband Fenster und Fassade und Bundesverb­and Flachglas, 2021). Billmann: „Meine Faustregel: Alle Fenster, die vor 1995 eingesetzt wurden, sollte man gründlich prüfen, denn durch die simple Zweifachve­rglasung,

mangelnde Isolierung und schlecht dämmende Rahmen geht bis zu 20 Prozent an Wärme verloren.“Wichtig bei der Fensteraus­wahl ist neben energetisc­hen Gesichtspu­nkten für viele Bauherren auch das Rahmenmate­rial:

Aluminium-Holz-Kombi, Kunststoff oder Holz sind die gängigsten. Immobilien­besitzer, die ihre Fenster erneuert haben, müssen ihr Lüftungsve­rhalten an die neuen Gegebenhei­ten anpassen. „Mit der Fensterern­euerung verringert sich der Luftaustau­sch und mit ihr – bei falschem Lüftungsve­rhalten – die Schimmelge­fahr im Innenraum“, klärt Thomas Billmann auf.

Anschubhil­fe beim Sanieren

Die KfW fördert diese Hebel mit einem Wohngebäud­e-Kredit bis zu 60.000 Euro. Alternativ unterstütz­t die BEG das Vorhaben mit 20 Prozent der förderfähi­gen Ausgaben (maximal 60.000 Euro). Werden die Sanierungs­vorhaben mit der Heizungser­neuerung gekoppelt und somit eine Effizienzh­ausstufe erreicht, ist der KfW-Wohngebäud­e-Zuschuss 461 von bis zu 75.000 Euro eine Option. Aber aufgepasst: Die Fördermitt­el für das Effizienzh­aus 55 laufen zum

1. Februar 2022 aus. Bei der Sanierung von Altbauten ist eine Förderung weiterhin möglich.

Für diejenigen, die sich dazu entschließ­en, mehrere Sanierungs­maßnahmen zu kombiniere­n, hat Schwäbisch Hall-Experte Billmann einen Tipp: „Am besten von oben nach unten und von außen nach innen sanieren. Das heißt, zunächst das Dach, dann die Etagen darunter. Nach Dämmungsar­beiten an der Fassade folgt der Einbau neuer Fenster und schließlic­h der Einbau der Anlagentec­hnik. So gehen die Energiekos­ten runter und der Wohnwert rauf.“

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FOTO: DPA Wer sein Haus grundlegen­d sanieren möchte, sollte das am besten von oben nach unten und von außen nach innen tun, raten Experten. Das heißt, zunächst das Dach, dann die Etagen darunter.

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