Licht und Schatten im „Goldenen Zeitalter“
Vor rund 400 Jahren erlebten die Niederlande unfassbar erfolgreiche Jahre. Mittendrin wurde ein Mann zum berühmtesten Künstler seiner Zeit.
Täglich legten neue Schiffe im Hafen von Amsterdam in den Niederlanden an. Sie hatten eine lange Reise hinter sich, kamen aus Südamerika, aus der Karibik oder Indien. Geladen hatten sie kostbare Fracht, zum Beispiel Gewürze, Zucker oder auch Holz. Im Hafen war also mächtig was los. Genauso wie in der Stadt. Dort wimmelte es nur so von Händlern und Kaufleuten. Denn die Niederlande machten vor rund 400 Jahren eine rasante Entwicklung durch. Das kleine Land hatte Gegenden auf der ganzen Welt erobert und wurde so zu einer wichtigen Handelsmacht. Viele Menschen in den Niederlanden wurden mächtig und vor allem sehr reich. Aber nicht nur die Geschäfte mit Waren brummten, auch die mit Kunst. Jedes Jahr wurden um die 70.000 Bilder verkauft. Manche dieser Gemälde sind heute weltberühmt. Kunstfachleute sprechen deshalb oft vom „Goldenen Zeitalter“.
Inmitten dieses Trubels lebte der wohl berühmteste aller niederländischen Künstler. Sein Name: Rembrandt. Er war nicht nur ein genialer
Maler, sondern auch ein super Verkäufer. „Kein anderer Künstler der europäischen Geschichte – vor oder nach ihm – hat sich so oft selbst gemalt wie Rembrandt“, erzählt Anna Huber. Sie arbeitet im Städel-Museum in der Stadt Frankfurt am Main. Dort läuft gerade eine große Ausstellung über Rembrandt und das „Goldene Zeitalter“.
Für seine Selbstbildnisse schlüpfte Rembrandt in verschiedene Rollen. Mal trug er zum Beispiel eine Rüstung, ein anderes Mal einen Federhut.
Was bezweckte Rembrandt damit? „Heute würde man sagen, er hat sich als Marke aufgebaut. Sein Gesicht wird zu seinem Markenzeichen. Wie eine Art Selfie“, erklärt Anna Huber. In den Niederlanden wurde Rembrandt zum berühmtesten und erfolgreichsten Maler seiner Zeit. Er malte einzigartige Bilder, die fast wie Schnappschüsse wirken. Rembrandt zeigte Momente und Gefühle. „Er selbst nannte es die größte und natürlichste Beweglichkeit“, sagt Anna Huber. Um die Stimmung der Menschen einzufangen, nutzte Rembrandt eine besondere Technik: Er spielte mit Licht und Schatten, mit hellen und dunklen Farben. Unwichtige Dinge malte er zum Beispiel nur in Umrissen und in dunklen Farben, sodass man sie auf den Bildern kaum erkennen kann. Die wichtigen Dinge aber, wie zum Beispiel das Gesicht, malte er besonders fein und in hellen Farben.