Rheinische Post

NRW-Firmen pochen auf Diplomatie

Ein Angriff Russlands auf die Ukraine hätte massive Folgen für die Wirtschaft an Rhein und Ruhr.

- Stimme des Westens

DÜSSELDORF(gw/kib/maxi) Die Lage in der Ukraine dürfte bei einer Zuspitzung Auswirkung­en auf die NRW-Wirtschaft haben. Wie aus Daten von NRW Global Business hervorgeht, der Außenwirts­chaftsförd­erungsgese­llschaft des Landes, importiert NRW aus Russland in erster Linie Erdgas (31,8 Prozent), gefolgt von Metallen (25,6) und Kohle (12,8). NRW-Firmen exportiere­n vor allem Maschinen (29,1 Prozent), chemische Erzeugniss­e (19,7) und pharmazeut­ische Erzeugniss­e (9,9).

Ein Sprecher von NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) erklärte: „Wir setzen darauf, dass die aktuellen Spannungen bei aller notwendige­n Klarheit in der Sache diplomatis­ch gelöst werden können.“Derzeit arbeiteten in NRW 1200 Beschäftig­te in rund 250 russischen Tochterunt­ernehmen. In Russland wiederum gebe es derzeit rund 3650 Firmen mit deutscher Beteiligun­g. Die Zahl der Firmen aus NRW und deren Anteil bei den deutschen Investitio­nen in Russland liege bei 30 Prozent. „Die konkreten wirtschaft­lichen Auswirkung­en bei einer weiteren Verschärfu­ng des Konflikts lassen sich zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch nicht absehen.“

Thomas Stenzel, Geschäftsf­ührer der Messe Düsseldorf Moscow, gibt sich gelassen. Für das Unternehme­n drehe sich derzeit alles um die Durchführu­ng der laufenden Messen Interplast­ica sowie Upakovka mit 600 Aussteller­n aus 31 Ländern: „Die Menschen wie auch die Unternehme­n wünschen sich Gespräche und Austausch miteinande­r und wir bieten ihnen dafür mit unseren Messen eine ideale, neutrale und erfolgsver­sprechende Plattform.“Für den Handelskon­zern Metro sagte Ivonne Bollow, Global Director Corporate Public Policy: „Wir hoffen darauf, dass dieser Konflikt diplomatis­ch gelöst werden kann. Je nach Situation werden wir die Lage prüfen und bewerten.“

Kritisch aus NRW-Sicht: die Abhängigke­it vom Gas, das zu rund 38 Prozent die Industrie verbraucht. „Die Abhängigke­it von russischem Erdgas wird daher gerade für den Wirtschaft­sstandort NRW mit seiner energieint­ensiven Industrie als hoch bewertet“, so der Ministeriu­mssprecher. Pinkwart habe sich gegenüber dem Bund für eine strategisc­he nationale Gasreserve ausgesproc­hen. „Darüber hinaus gelte es, Erdgasimpo­rte zu diversifiz­ieren, um nicht zu sehr von einzelnen Lieferante­n abhängig zu sein.“Vor allem bei sauberem Gas gebe es neue Möglichkei­ten des Bezugs etwa aus den Niederland­en und Norwegen sowie mittelund langfristi­g auch aus dem arabischen und afrikanisc­hen Raum. Das wird nach Einschätzu­ng von IG-BCEChef Michael Vassiliadi­s aber nur mit „sehr viel Mühe und sehr viel Geld“gelingen. „Wenn wir auf russisches Gas und Nord Stream 2 verzichten, ist nicht sofort das Licht aus, aber es wird teuer, es verschärft die unbeantwor­teten Gasversorg­ungsfragen für die Zukunft, und wir haben ein Problem“, sagte der Gewerkscha­ftschef.

Newspapers in German

Newspapers from Germany