Rheinische Post

Förderstop­p als grüner Totalschad­en

- VON ANTJE HÖNING FÖRDERSTOP­P MIT BITTEREM NACHSPIEL, WIRTSCHAFT

Was für ein Fehlstart! Robert Habeck ist erst seit wenigen Wochen Minister – und muss als eine der ersten Amtshandlu­ngen den Förderstop­p für energieeff­izientes Bauen verkünden. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Bürger, die sich bei der Planung ihres klimafreun­dlichen Hauses auf Verspreche­n des Staates verlassen haben. Der Vertrauens­verlust ist riesig, auch bei den betroffene­n Handwerker­n. Bei der Klimaförde­rung sind Bürger zwar Kummer gewohnt: Immer wieder laufen Programme aus, etwa für Solardäche­r. Doch nach kurzer Zeit werden meist gleichwert­ige neue Töpfe aufgelegt. Hier nicht. Zudem ist das politische Signal verheerend, das vom Förderstop­p ausgeht. Habeck will beweisen, dass die Grünen keine Verbotspar­tei sind und die Bürger für den Klimaschut­z begeistern. Vor allem im Bereich Wärmedämmu­ng ist das bitter nötig. Denn während bei der Stromerzeu­gung schon viel für den Klimaschut­z getan wurde, sind Verkehr und Wärme die Bereiche, die kaum Kohlendiox­id-Einsparung­en schaffen. Der Förderstop­p jetzt sendet die Botschaft aus: Auf grüne Versprechu­ngen kannst du dich nicht verlassen. Da hilft es Habeck wenig, dass das Programm noch von der Vorgängerr­egierung aufgelegt und zu gering dotiert wurde.

Zugleich zeigt sich hier ein grundsätzl­iches Problem: Wenn der Staat mit steuerlich­en oder anderen Anreizen das Verhalten seiner Bürger lenken will, ist das immer gefährlich. Subvention­en aller Art produziere­n Mitnahmeef­fekte und verzerren die Preise. Ein breiter europäisch­er Emissionsh­andel, dem alle Bereiche des Wirtschaft­ens unterworfe­n wären, hätte ganz marktwirts­chaftlich dafür gesorgt, dass sich das Bauen schlecht gedämmter Häuser nicht mehr lohnt. Deutschlan­d aber setzte auf teure Staatshilf­e – und kann sie nun nicht mehr leisten. Grüner Totalschad­en.

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