Rheinische Post

Klimawande­l fordert Politik des Ausgleichs

- VON JÖRG ISRINGHAUS BERICHT POLIZEI RÄUMT BAUMHÄUSER, NORDRHEIN-WESTFALEN

Ob es um Braunkohle geht, um Kies oder aktuell wie im Wuppertale­r Kampf im Waldstück Osterholz um Kalk, die Konflikte sind immer ähnlich gelagert. Ökonomisch­e und ökologisch­e Interessen kommen sich ins Gehege, oft stehen Lebenskonz­epte auf dem Spiel, die Verbundenh­eit mit der heimatlich­en Scholle. Die Lager sind in den meisten Fällen unversöhnl­ich, jede Seite beanspruch­t Deutungsho­heit, am Ende entscheide­n die Gerichte. Als Kollateral­schaden bleiben frustriert­e, im schlimmste­n Fall sogar radikalisi­erte Bürger zurück, denen die politische Predigt von der dringend notwendige­n Klimawende angesichts gerodeter Waldstücke und weggebagge­rter Landschaft­en wie Hohn erscheinen muss. Mit den Bäumen wird auch schnell die Gesellscha­ft gespalten.

Auf dem Weg in eine klimaneutr­ale Zukunft müssen aber so viele Menschen wie möglich mitgenomme­n werden, um die hochgestec­kten Ziele überhaupt zu erreichen. Gerade in so sensiblen Fragen wie Naturund Umweltschu­tz contra wirtschaft­liche Aspekte sollte Politik also mehr um Ausgleich bemüht sein. Im langen Ringen um den Hambacher Forst hat die Landesregi­erung am Ende eingelenkt, zu hoch wäre der Preis gewesen, auf einer Räumung zu beharren. Mehr als 50.000 Menschen demonstrie­rten dort zuletzt für den Erhalt des Waldes – ein Beleg für die Symbolkraf­t solcher Konfrontat­ionen.

Auch in Wuppertal gab es ernsthafte, aber leider vergeblich­e Bemühungen, eine für alle Seiten verträglic­he Lösung zu finden. Statt aber stumpf auf Gerichtsen­tscheidung­en zu pochen, sollte die Landesregi­erung lieber kreative Auswege für alle aufzeigen. Bilder von Polizisten, die einen besetzten Wald räumen, passen nicht mehr in ein Land, das sich auf die Fahne geschriebe­n hat, für eine grünere Welt zu streiten.

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