Klimawandel fordert Politik des Ausgleichs
Ob es um Braunkohle geht, um Kies oder aktuell wie im Wuppertaler Kampf im Waldstück Osterholz um Kalk, die Konflikte sind immer ähnlich gelagert. Ökonomische und ökologische Interessen kommen sich ins Gehege, oft stehen Lebenskonzepte auf dem Spiel, die Verbundenheit mit der heimatlichen Scholle. Die Lager sind in den meisten Fällen unversöhnlich, jede Seite beansprucht Deutungshoheit, am Ende entscheiden die Gerichte. Als Kollateralschaden bleiben frustrierte, im schlimmsten Fall sogar radikalisierte Bürger zurück, denen die politische Predigt von der dringend notwendigen Klimawende angesichts gerodeter Waldstücke und weggebaggerter Landschaften wie Hohn erscheinen muss. Mit den Bäumen wird auch schnell die Gesellschaft gespalten.
Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft müssen aber so viele Menschen wie möglich mitgenommen werden, um die hochgesteckten Ziele überhaupt zu erreichen. Gerade in so sensiblen Fragen wie Naturund Umweltschutz contra wirtschaftliche Aspekte sollte Politik also mehr um Ausgleich bemüht sein. Im langen Ringen um den Hambacher Forst hat die Landesregierung am Ende eingelenkt, zu hoch wäre der Preis gewesen, auf einer Räumung zu beharren. Mehr als 50.000 Menschen demonstrierten dort zuletzt für den Erhalt des Waldes – ein Beleg für die Symbolkraft solcher Konfrontationen.
Auch in Wuppertal gab es ernsthafte, aber leider vergebliche Bemühungen, eine für alle Seiten verträgliche Lösung zu finden. Statt aber stumpf auf Gerichtsentscheidungen zu pochen, sollte die Landesregierung lieber kreative Auswege für alle aufzeigen. Bilder von Polizisten, die einen besetzten Wald räumen, passen nicht mehr in ein Land, das sich auf die Fahne geschrieben hat, für eine grünere Welt zu streiten.