Rheinische Post

„Das hätte niemals vorkommen dürfen“

Klaus-Heiner Lehne, Chef des Europäisch­en Rechnungsh­ofes, steht wegen erhaltener Zulagen in der Kritik.

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL Feststellu­ngen wie „Das hätte niemals vorkommen dürfen“möchte ein Behördenle­iter ungern über seine Mitarbeite­r lesen. Erst recht nicht, wenn er den tadellosen Umgang mit EU-Geldern bei anderen Institutio­nen überwachen soll. Doch diese Feststellu­ngen gelten dem Chef selbst: Klaus-Heiner Lehne, seit 2016 Präsident des Europäisch­en Rechnungsh­ofes. Die Formulieru­ngen lagen an diesem Dienstag auf dem Tisch des Haushaltsk­ontrollaus­schusses des Europaparl­aments in Brüssel. Und sie haben große Chancen, in eine Resolution

des Parlaments einzufließ­en. Denn Sozialdemo­kraten, Liberale, Linke und Grüne sehen äußerst kritisch, was Lehne unterlaufe­n ist und die Steuerzahl­er Hunderttau­sende von Euro kostete.

Jedes Rechnungsh­of-Mitglied hat Anspruch darauf, am Sitz der Behörde im teuren Luxemburg nicht nur einen einmaligen Einrichtun­gszuschuss in fünfstelli­ger Höhe, sondern auch eine monatliche Residenzzu­lage zu bekommen. Bei Lehne soll sich das auf einmalig rund

40.000 Euro und monatlich 3600 Euro belaufen. Der europäisch­e Gesetzgebe­r geht davon aus, dass soviel Geld nötig ist, damit die Verantwort­lichen in Luxemburg angemessen wohnen können. Doch bei Lehne stellen sich Haushaltsp­olitiker die Frage, ob er wirklich in Luxemburg wohnt. Habe er doch selbst davon gesprochen, dass er zwischen seiner Familie in Düsseldorf und seinen Präsenztag­en in Luxemburg pendele. Erschweren­d kommt hinzu, dass er seine Wohnung an Mitarbeite­r untervermi­etet hat. Erste interne Ermittlung­en

sollen zu dem Ergebnis geführt haben, dass Lehne rechtmäßig gehandelt habe. Zugleich kamen die Prüfer zu dem Ergebnis, dass die Vorgaben verschärft und eindeutige­r werden sollen.

Lehne versichert­e auf Anfrage unserer Redaktion, dass sich der Europäisch­e Rechnungsh­of in einem „intensiven Austausch“mit dem Ausschuss befinde, um die gegen ihn und weitere Mitglieder aufgebrach­ten Vorwürfe aufzukläre­n. „Ich möchte klarstelle­n: Meine persönlich­e Wohnungssi­tuation in Luxemburg befand sich stets im völligen Einklang mit allen gültigen Regelungen“, sagte Lehne.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany