Rheinische Post

Neue Staatshilf­e für Galeria

Der Warenhausk­onzern soll offenbar weitere 250 Millionen Euro vom Bund bekommen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Essener Warenhausk­onzern Galeria, durch die Traditions­marken Karstadt und Kaufhof weithin bekannt, hat offenbar vom Bund die Zusage für einen weiteren Kredit erhalten. Nach dpa-Informatio­nen geht es dabei um 250 Millionen Euro an stillen Einlagen, davon 220 Millionen Euro als liquiden Mitteln. Bereits im vergangene­n Jahr war das Unternehme­n mit 460 Millionen Euro vom Staat gestützt worden. Berlin erwarte aber, dass der Galeria-Eigentümer Signa Holding mit dem bekannten österreich­ischen Investor René Benko ebenfalls seinen Teil beitrage, hatte es zuvor geheißen. 15 Prozent Eigenantei­l seien vereinbart worden. Das Wirtschaft­sministeri­um muss noch zustimmen. Der Handelsver­band HDE begrüßte die Hilfe für eines seiner großen Mitgliedsu­nternehmen.

Erneute Nothilfe also für ein Unternehme­n,

das zwar wie alle anderen Non-Food-Händler der Republik unter den Folgen von Corona leidet, dessen ursprüngli­che Probleme aber aus einer Zeit stammen, die weit vor dem Ausbruch der Pandemie liegt. Die haben sich in der aktuellen Situation indes verschärft, beispielsw­eise wegen der 2G-Regeln im Einzelhand­el, die zumindest einen Teil der potenziell­en Klientel vom Einkaufsbu­mmel abhält. Schon während des ersten Lockdowns vor fast zwei Jahren hatte Galeria nach eigenen Angaben jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz verloren. Im zurücklieg­enden Weihnachts­geschäft war von Umsatzrück­gängen um die 40 Prozent die Rede gewesen.

Galeria hatte Anfang Dezember mitgeteilt, dass es ein zweites Mal um staatliche Hilfe bitten wolle. Damals hatte Finanzvors­tand Guido Mager von einem Betrag von bis zu 220 Millionen Euro gesprochen. Mager hatte damals die Erwartung geäußert, noch im Jahr 2021 werde eine „wohlwollen­de Entscheidu­ng“fallen. Das hat nun doch etwas länger gedauert, aber dafür gibt es offenbar sogar ein bisschen mehr Hilfe. Das Geld soll aus dem Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s kommen, der nach dem Ausbruch der Corona-Krise aufgelegt und mit insgesamt 600 Milliarden Euro ausgestatt­et wurde.

Die Hilfsmitte­l führen bei Galeria natürlich auch zu neuen Belastunge­n.

Für die ersten 460 Millionen Euro aus dem Stabilisie­rungsfonds, die Galeria bis 2026 zurückzahl­en muss, werden bereits 6,5 Prozent Zinsen fällig, was einer jährlichen Zinsbelast­ung von knapp 30 Millionen Euro entspricht.

Galeria versucht seit mehreren Monaten, der Shopping-Entwicklun­g in der Pandemie unter anderem mit einer neuen Kategorisi­erung seiner Warenhäuse­r zu begegnen: Premium-Häuser mit Luxuswaren und Attraktion­en, sogenannte lokale Magneten mit zusätzlich­en Serviceang­eboten sowie lokale Foren mit regionalen Schwerpunk­ten. Pilotfilia­len in Frankfurt, Kassel und Kleve hatte der Essener Konzern der Öffentlich­keit im Oktober präsentier­t. Damals hat die Gruppe auch fast anderthalb Jahrhunder­te Warenhaus-Geschichte auf einen Schlag verschwind­en lassen, indem sie die Namen der beiden Traditions­marken ablegte, um einen Neuanfang zu signalisie­ren.

 ?? FOTO: MARC CATTELAENS ?? Kunden stehen vor einer Galeria-Filiale in Kleve.
FOTO: MARC CATTELAENS Kunden stehen vor einer Galeria-Filiale in Kleve.

Newspapers in German

Newspapers from Germany