Funkel: Preußer fehlt die Erfahrung
Die Fortuna-Legende kennt den Kampf um den Klassenerhalt. Was Christian Preußer aus seiner Sicht dafür noch fehlt.
Sobottka sieht das Team in keiner guten Position
In Hamburg gibt es Uwe Seeler. In Düsseldorf Friedhelm Funkel. Was beide eint: Sie machen sich in verlässlichen Abständen Sorgen um „ihren“Fußballverein vor Ort. Funkel hat sich in den vergangen Monaten immer mal wieder zu Wort gemeldet – und oft düstere Prognosen für Fortuna ausgesprochen. Dafür wurde er immer wieder scharf kritisiert. Es wurde aber auch die Frage aufgeworfen, warum er überhaupt eine so große Plattform dafür bekommt.
Was dabei von einigen gern verschwiegen wird: Mit einem Großteil seiner Prognosen lag und liegt er richtig. Unter anderem mit diesem Ausspruch aus dem November 2021: „Fortuna ist in akuter Abstiegsgefahr. Mir ist da in den vergangenen Monaten zu viel schöngeredet worden. So kommt man keinen Schritt weiter.“Nun steckt der Klub tatsächlich in einer mehr als prekären Situation. Die sportliche Talfahrt geht ungebremst weiter. Sportvorstand Klaus Allofs hat etwas überraschend Cheftrainer Christian Preußer das Vertrauen ausgesprochen. Es war allerdings nur eine Jobgarantie zweiter Klasse, weil sie so schwammig formuliert worden ist, dass selbst denkbar wäre, dass sich noch im Lauf der nächsten Tage an der Situation etwas ändert.
Funkel selbst hat schon viele solcher Phasen in seiner Karriere erlebt. Entsprechend nüchtern stellt er fest: „Sobald du öffentlich angezählt wirst, ist es eigentlich vorbei. Dann ist es wirklich schwer, noch die Wende hinzubekommen, weil natürlich jeder Schritt von dir unter dem Brennglas beobachtet wird und es verdammt schwer ist, sich die Leichtigkeit zu bewahren. Es ist einfach gerade eine sehr schwierige Situation aus ganz unterschiedlichen Gründen.“Funkel hatte sich mit Preußer wiederholt getroffen.
Der junge Trainer hatte gezielt das Gespräch mit dem Routinier gesucht. Beide haben sich ausgetauscht und den Kontakt gehalten. Dementsprechend respektvoll sagt Funkel über seinen Kollegen: „Ich mag den Christian. Er ist ein guter Typ, hat in der Theorie unfassbare Ahnung über das Spiel. Aber er sieht
natürlich jetzt auf dem Niveau auch, dass das nicht alles ist.“Was Funkel damit meint: „Du musst deine Inhalte auch transportiert bekommen. Dafür braucht es mitunter eben nicht nur das Wissen. Der Umgang mit dem einzelnen Menschen ist das Entscheidende. Für junge Trainer ist das verdammt schwierig.“
Er selbst müsse sich eingestehen, dass es sicher Trainer gebe, die mehr Ahnung von Spielsystemen und Taktik hätten als er. „Aber als Dirigent musst du nicht jedes Instrument besser als der Profi spielen. Du musst nur ein Gefühl dafür haben, was zusammen harmoniert und was eben nicht.“Ein Entwicklungsprozess,
der mitunter seine Zeit braucht.
Die Ergebnisse, so Funkel, würden ja am Ende für sich sprechen. „Da kannst du dich ja nicht ernsthaft hinstellen und sagen, weil wir alle zusammenhalten, wird es schon irgendwie besser. Es waren leider einige richtig schlechte Auftritte dabei. Mittlerweile ist es schwierig, sich da unten wieder zu befreien. Auch wenn ich es Christian und vor allem Fortuna natürlich wünsche.“
Der Verein insgesamt sei merklich angeschlagen. Fehler der vergangenen Jahre würden jetzt sichtbar. „Man ist jetzt wieder dort angekommen, wo man im März 2016 war“, befindet Funkel – natürlich ein nicht zufällig gewähltes Datum, schließlich hatte er damals als Cheftrainer übernommen und dem Team zu einem bemerkenswerten Höhenflug verholfen.
Funkel sagt: „Jetzt muss möglichst schnell Stabilität herein. Die einfachen Dinge müssen in den Vordergrund geschoben werden, der Spaß am Spiel. Die Situation ist ernst, aber noch längst nicht ausweglos, man sollte jetzt nur nicht die Augen vor den Realitäten verschließen und entsprechend in alle Richtungen handeln.“ (gic) Seine Arbeitskollegen trainieren ein paar Meter entfernt mit dem Ball. Marcel Sobottka sitzt freiwillig nach. Weil er zu Beginn der Vorbereitung einige Tage ausgefallen war, will er jetzt in der Ligapause ein paar Grundlagen aufarbeiten. Sich wieder in eine Position bringen, dass er mehr als 60 Minuten auf dem Platz stehen kann. Er will mithelfen, Fortuna aus der prekären Situation wieder zu befreien.
Wie gefährlich die Situation aktuell ist? „Ich glaube, da müssen wir nicht lange drumherumreden. Jeder muss sich im Klaren darüber sein, worum es geht und wo wir auch stehen“, sagt der Mittelfeldspieler. „Die letzten Ergebnisse haben gezeigt, dass wir in keiner guten Position sind. Aber ich glaube, jeder ist sich bei uns der Situation bewusst und dass man nur mit harter Arbeit da rauskommt.“
Die Ausgangslage ist nicht besonders vielversprechend. Entsprechend nüchtern beschreibt der 27-Jährige auch die Situation. „Uns ist bewusst, wo wir gerade stehen“, sagt er. „Wenn Sandhausen das Nachholspiel gewinnen sollte, dann sind sie vor uns. Es ist jetzt nichts mehr mit Larifari und Hacke, Spitze, sondern man muss sich auf die Grundtugenden berufen im Fußball. Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, die Punkte einzufahren.“
Der gebürtige Gelsenkirchener ist nicht bereit, den Panik-Knopf zu drücken. „Klar ist die Stimmung schlechter, als wenn du sieben Spiele in Folge gewinnst, ist ja klar. Wir haben erfahrene Spieler in der Mannschaft, die solche Situationen schon mitgemacht haben. Wir wissen damit umzugehen. Unter der Woche im Training ist Intensität drin, am Wochenende haben wir nicht das nötige Glück und haben dann vorne nicht die Qualität, durch wenig Chancen Tore zu machen. Das ist uns aktuell abhanden gekommen. Und für die Gegner ist es relativ einfach, ein Tor zu schießen.“