Rheinische Post

Nowaks Olympia-Traum geht in Erfüllung

Der Verteidige­r der Düsseldorf­er EG ist von Bundestrai­ner Toni Söderholm für Peking nominiert worden.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Es gab am Sonntag im Derby gegen die Kölner Haie (2:1) diesen einen Schreckmom­ent. Plötzlich machte DEG-Verteidige­r Marco Nowak ein schmerzver­zerrtes Gesicht, schleppte sich nur mit Mühe zur Spielerban­k. Hatte er sich etwa verletzt? Ausgerechn­et im letzten Spiel vor Olympia? Seinem großen Traum, auf den er seit Jahren hinarbeite­t? Das waren ein paar bange Minuten, bis Marco Nowak im nächsten Wechsel einfach wieder auf dem Eis stand und sich in Zweikämpfe und Schüsse warf. War da gar keine Angst im Spiel? „Nein, an so etwas denkt man gar nicht“, sagt er. „Wenn man ins Spiel geht, um verletzung­sfrei zu bleiben, wird das eh nichts. Es tat ein bisschen weh, aber so ist das im Eishockey, da hat man manchmal blaue Flecken.“

Die dürfte er auch in den nächsten Wochen bekommen. Denn während seine DEG-Kollegen dann ein paar freie Tage genießen, wird Nowak weiter Eishockey spielen. In Peking.

Am Dienstag gab der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) sein Aufgebot für die Olympische­n Spiele bekannt. Und der 31-Jährige ist dabei. Als erster DEG-Spieler seit 2010. Und als einziger. Das war mal anders, in den 1990ern bestand fast das halbe Olympia-Team aus Düsseldorf­ern wie Helmut de Raaf, Uli Hiemer, Gerd Truntschka oder Dieter Hegen. Aber die Zeiten sind längst vorbei. Umso mehr freut sich Manager Niki Mondt, dass es mit Nowak mal wieder einer geschafft hat: „Ich wünsche ihm viel Erfolg und tolle Erfahrunge­n. Er hat die Nominierun­g absolut verdient.“

Das steht außer Frage, selbst wenn die nordamerik­anische Eliteliga NHL ihr Personal für Peking freigegebe­n hätte, wäre Nowak wohl dabei gewesen. Zwar etablierte er sich erst mit Ende 20 bei der DEB-Auswahl, hat sich seitdem aber auch im höheren Sportleral­ter immer wieder gesteigert. Nicht umsonst soll sich nach RP-Informatio­nen Meister Eisbären Berlin die Dienste Nowaks ab der nächsten Saison gesichert haben. Und auch im Nationalte­am ist sein Stellenwer­t gestiegen. Im Frühsommer spielte er eine starke WM, im November führte er das Team beim Deutschlan­d-Cup als Kapitän aufs Eis. Bundestrai­ner Toni Söderholm war danach begeistert: „Er hat die Mannschaft stark geführt.“Ebenso wichtig wie als konsequent­er Verteidige­r ist er für die Kabine.

Trotzdem sei Nowak bei der Nominierun­g nun „ein Stein vom Herzen

gefallen, dass ich das endlich geschafft habe“, wie er sagt. Hatte er etwa Zweifel? „Zweifel sind immer da, weil der Toni nur nach Leistung geht. Mir war klar, dass ich weiter meine Leistung bringen muss.“Das tat er. Auch wenn er zuletzt häufiger auf die Strafbank wanderte und weniger punktete. Und auch wenn er sich im Dezember mit Corona infizierte und wochenlang in Quarantäne saß.

Damit das nicht nochmal passiert, isoliere er sich nun in den letzten Tagen bis zum ersten Treffen mit dem Nationalte­am. Bis dahin gebe es nur „Training und Familie, alles ganz piano“, sagt Nowak, „ich will nicht provoziere­n, dass ich mir noch etwas einfangen kann“. Klappt das, geht es Montag nach Mannheim, am Mittwoch hebt der Flieger von Frankfurt nach Peking ab, am Freitag steigt die Eröffnungs­feier. Die kenne er „bislang nur aus dem Fernsehen, es ist schon klasse, da mal dabei zu sein“. Am 10. Februar geht das EishockeyT­urnier los. Erster Gegner: Kanada. „Ich kann es kaum erwarten.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Marco Nowak ist bei den Winterspie­len in China dabei.

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