Immer mehr Corona-Fälle an Schulen und Kitas
Die Zunahme an positiven Tests besorgt Eltern und Mitarbeiter. Die Verantwortlichen wollen aber keine erneute Schließung.
Die steigenden Fallzahlen an Schulen und Kitas besorgen Eltern und Mitarbeiter. Die täglichen Meldungen der Stadt zeigen seit dem Jahresbeginn eine deutliche Aufwärtstendenz – parallel zur insgesamt steigenden Inzidenz. Dadurch verschärft sich die Debatte zu der Frage möglicher weiterer Einschränkungen im Betrieb. Die Verantwortlichen bei Land und Stadt lehnen eine Schließung aber entschieden ab.
Die Stadt Düsseldorf veröffentlicht täglich die Infektionsmeldungen aus Schulen und Kitas auf ihrer Internetseite. Die Zahlen schwanken stark von Tag zu Tag je nachdem, wann Pooltests anstehen. Seit dem Jahreswechsel zeigt sich eine deutliche Zunahme der Infektionsmeldungen. Wegen des Wochenendes scheint die Kurve jetzt wieder abwärts zu gehen – allerdings dürften weitere Ausschläge nach oben folgen.
Darauf deutet auch hin, dass die Stadt am Dienstag einen größeren Ausbruch in der Kita Metro-Sternchen in Flingern-Nord vermeldet hat. Dort sind 18 infizierte Kinder sowie drei positive Fälle unter Beschäftigten aufgetreten. Dass die Zahlen zwischen den einzelnen Tagen so schwanken, liegt nach Einschätzung der Stadt an der Überlastung der Labore – außerdem gebe es derzeit Probleme mit der Software des RKI, in der das Düsseldorfer Gesundheitsamt die Fälle erfasst.
Unter Eltern und Beschäftigten ist die Verunsicherung groß. Wenn Pooltests positiv ausfallen, muss in einem weiteren Test geklärt werden, wer in der Klasse oder Kitagruppe infiziert ist – teilweise bedeutet das mehrere Tage Abwarten. Darüber hinaus wird auch in Düsseldorf vermehrt die Frage diskutiert, ob der Schul- und Kita-Betrieb wegen der Infektionsgefahr weiter eingeschränkt werden muss.
Die Verantwortlichen wollen diesen Schritt vermeiden. Es sei das oberste Ziel der Landesregierung, die Schulen offenzuhalten und den Präsenzunterricht weiterhin zu sichern, sagte ein Sprecher des Schulministeriums am Dienstag. Dies geschehe auch mit Blick auf die anstehenden Prüfungen. Die Stadtverwaltung unterstützt die Linie. „Ich sehe derzeit keinen Grund für Schul- oder Kitaschließungen“, sagt der Schuldezernent und Leiter des Düsseldorfer Krisenstabs, Burkhard Hintzsche. Die Bildungsund Betreuungseinrichtungen seien nicht maßgeblich für die Ausbreitung des Virus, dazu könnten Infektionsketten gut nachvollzogen werden. „Dazu kommt, dass der Zugang zu Bildung wichtig ist.“Hintzsche verweist auch darauf, dass in Düsseldorf bislang ausschließlich milde Verläufe bei Kindern bekannt geworden seien und sich insgesamt die Lage auf den Intensivstationen derzeit gut entwickle.
Die steigenden Fallzahlen haben in den Schulgemeinden eine Debatte ausgelöst, ob es zeitnah wieder Distanz- oder Wechselunterricht geben soll. „Ich würde mir für die Berufskollegs wünschen, dass wir die Abschlussklassen weiter in Präsenz, die restlichen Jahrgänge schon jetzt auf Distanz unterrichten können“, sagt Heinrich Kuypers, Leiter der Lore-Lorentz-Schule. 28 der 1400 Schüler sind bei ihm aktuell infiziert. „Das klingt nach wenig, es entspricht aber rechnerisch einer Schul-Inzidenz von mehr als 2000.“
An Notfallplänen arbeitet bereits das Kollegium der katholischen Grundschule an der Fuldaer Straße in Eller. Zwei Lehrerinnen sind dort aktuell infiziert. „Wenn es mehr werden, kriegen wir das mit den üblichen Vertretungsregelungen nicht mehr hin“, sagt Schulleiterin Birgit Nösser. Von einem generellen Wechsel- oder Distanzmodell hält sie nichts. Aktuell fehlen 16 der 200 Grundschüler, weil sie positiv getestet wurden, 15 weitere, weil sie nach der Infektion eines Familienmitglieds als Ungeimpfte in Quarantäne müssen: „Das bedeutet aber auch, dass rund 170 Schüler vor Ort sind.“Daher sollen auch bei steigenden Fallzahlen täglich möglichst vier volle Unterrichtsstunden und eine Notfallbetreuung stattfinden. „Die Schere zwischen den von ihren Eltern optimal unterstützten Kindern und denen, die uns auf Distanz verloren gehen, ginge sonst viel zu weit auseinander“, sagt die Pädagogin.
Hin und hergerissen ist Anna Braun. „Jeder kennt inzwischen Geboosterte, die sich trotzdem angesteckt haben, natürlich denkt man dann auch über die Präsenz in den Schulen nach“, sagt die Mutter von drei Kindern, die eine Grundschule, eine Realschule und ein Gymnasium besuchen. Für Distanzmodelle ist die Mutter aber dennoch nicht. „Solange das Leben in fast allen Bereichen normal weiterläuft, sollten wir den Kampf gegen diese Welle nicht schon wieder auf dem Rücken der Kita- und Schulkinder austragen“, sagt Braun, die für passgenaue, standortbezogene Lösungen plädiert.