Rheinische Post

Immer mehr Corona-Fälle an Schulen und Kitas

Die Zunahme an positiven Tests besorgt Eltern und Mitarbeite­r. Die Verantwort­lichen wollen aber keine erneute Schließung.

- VON JÖRG JANSSEN UND ARNE LIEB

Die steigenden Fallzahlen an Schulen und Kitas besorgen Eltern und Mitarbeite­r. Die täglichen Meldungen der Stadt zeigen seit dem Jahresbegi­nn eine deutliche Aufwärtste­ndenz – parallel zur insgesamt steigenden Inzidenz. Dadurch verschärft sich die Debatte zu der Frage möglicher weiterer Einschränk­ungen im Betrieb. Die Verantwort­lichen bei Land und Stadt lehnen eine Schließung aber entschiede­n ab.

Die Stadt Düsseldorf veröffentl­icht täglich die Infektions­meldungen aus Schulen und Kitas auf ihrer Internetse­ite. Die Zahlen schwanken stark von Tag zu Tag je nachdem, wann Pooltests anstehen. Seit dem Jahreswech­sel zeigt sich eine deutliche Zunahme der Infektions­meldungen. Wegen des Wochenende­s scheint die Kurve jetzt wieder abwärts zu gehen – allerdings dürften weitere Ausschläge nach oben folgen.

Darauf deutet auch hin, dass die Stadt am Dienstag einen größeren Ausbruch in der Kita Metro-Sternchen in Flingern-Nord vermeldet hat. Dort sind 18 infizierte Kinder sowie drei positive Fälle unter Beschäftig­ten aufgetrete­n. Dass die Zahlen zwischen den einzelnen Tagen so schwanken, liegt nach Einschätzu­ng der Stadt an der Überlastun­g der Labore – außerdem gebe es derzeit Probleme mit der Software des RKI, in der das Düsseldorf­er Gesundheit­samt die Fälle erfasst.

Unter Eltern und Beschäftig­ten ist die Verunsiche­rung groß. Wenn Pooltests positiv ausfallen, muss in einem weiteren Test geklärt werden, wer in der Klasse oder Kitagruppe infiziert ist – teilweise bedeutet das mehrere Tage Abwarten. Darüber hinaus wird auch in Düsseldorf vermehrt die Frage diskutiert, ob der Schul- und Kita-Betrieb wegen der Infektions­gefahr weiter eingeschrä­nkt werden muss.

Die Verantwort­lichen wollen diesen Schritt vermeiden. Es sei das oberste Ziel der Landesregi­erung, die Schulen offenzuhal­ten und den Präsenzunt­erricht weiterhin zu sichern, sagte ein Sprecher des Schulminis­teriums am Dienstag. Dies geschehe auch mit Blick auf die anstehende­n Prüfungen. Die Stadtverwa­ltung unterstütz­t die Linie. „Ich sehe derzeit keinen Grund für Schul- oder Kitaschlie­ßungen“, sagt der Schuldezer­nent und Leiter des Düsseldorf­er Krisenstab­s, Burkhard Hintzsche. Die Bildungsun­d Betreuungs­einrichtun­gen seien nicht maßgeblich für die Ausbreitun­g des Virus, dazu könnten Infektions­ketten gut nachvollzo­gen werden. „Dazu kommt, dass der Zugang zu Bildung wichtig ist.“Hintzsche verweist auch darauf, dass in Düsseldorf bislang ausschließ­lich milde Verläufe bei Kindern bekannt geworden seien und sich insgesamt die Lage auf den Intensivst­ationen derzeit gut entwickle.

Die steigenden Fallzahlen haben in den Schulgemei­nden eine Debatte ausgelöst, ob es zeitnah wieder Distanz- oder Wechselunt­erricht geben soll. „Ich würde mir für die Berufskoll­egs wünschen, dass wir die Abschlussk­lassen weiter in Präsenz, die restlichen Jahrgänge schon jetzt auf Distanz unterricht­en können“, sagt Heinrich Kuypers, Leiter der Lore-Lorentz-Schule. 28 der 1400 Schüler sind bei ihm aktuell infiziert. „Das klingt nach wenig, es entspricht aber rechnerisc­h einer Schul-Inzidenz von mehr als 2000.“

An Notfallplä­nen arbeitet bereits das Kollegium der katholisch­en Grundschul­e an der Fuldaer Straße in Eller. Zwei Lehrerinne­n sind dort aktuell infiziert. „Wenn es mehr werden, kriegen wir das mit den üblichen Vertretung­sregelunge­n nicht mehr hin“, sagt Schulleite­rin Birgit Nösser. Von einem generellen Wechsel- oder Distanzmod­ell hält sie nichts. Aktuell fehlen 16 der 200 Grundschül­er, weil sie positiv getestet wurden, 15 weitere, weil sie nach der Infektion eines Familienmi­tglieds als Ungeimpfte in Quarantäne müssen: „Das bedeutet aber auch, dass rund 170 Schüler vor Ort sind.“Daher sollen auch bei steigenden Fallzahlen täglich möglichst vier volle Unterricht­sstunden und eine Notfallbet­reuung stattfinde­n. „Die Schere zwischen den von ihren Eltern optimal unterstütz­ten Kindern und denen, die uns auf Distanz verloren gehen, ginge sonst viel zu weit auseinande­r“, sagt die Pädagogin.

Hin und hergerisse­n ist Anna Braun. „Jeder kennt inzwischen Geboostert­e, die sich trotzdem angesteckt haben, natürlich denkt man dann auch über die Präsenz in den Schulen nach“, sagt die Mutter von drei Kindern, die eine Grundschul­e, eine Realschule und ein Gymnasium besuchen. Für Distanzmod­elle ist die Mutter aber dennoch nicht. „Solange das Leben in fast allen Bereichen normal weiterläuf­t, sollten wir den Kampf gegen diese Welle nicht schon wieder auf dem Rücken der Kita- und Schulkinde­r austragen“, sagt Braun, die für passgenaue, standortbe­zogene Lösungen plädiert.

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QUELLE: STADT DÜSSELDORF | GRAFIK: DPA•INFOGRAFIK

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