Rheinische Post

War der Gangster-Rapper ein brutaler Loverboy?

Ein 32-Jähriger steht vor Gericht. Er soll unter anderem eine 15-Jährige zur Prostituti­on gezwungen und vergewalti­gt haben.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Er ist zwar GangsterRa­pper mit „gewissem Bekannthei­tsgrad in den sozialen Medien“, pflegt bewusst sein Image als „markant männlicher und stark tätowierte­r Typ“– aber eigentlich ist er ein lieber, sensibler Zeitgenoss­e. So ungefähr haben seine Anwälte am Dienstag den bis weit in die Stirn tätowierte­n 32-Jährigen beschriebe­n, der sich vor dem Landgerich­t 16 schweren Vorwürfen ausgesetzt sieht.

So soll er sich neben seinem Musikgesch­äft auch als Rauschgift­Dealer hervorgeta­n und mindestens sechs Frauen, darunter eine 15-Jährige, mit brutalen Methoden und der „Loverboy-Masche“in die Prostituti­on getrieben oder dabei zumindest kräftig abkassiert haben. Auch von einer Vergewalti­gung mit Waffen ist in der Anklage die Rede, die außerdem vergleichs­weise harmlose Vorwürfe wie Nötigung und Beleidigun­g auflistet.

Zu Prozessbeg­inn ließ der Mann mit dem kahl rasierten Kopf über seinen Anwalt Wolf Bonn ausrichten, dass er die Anklage bestreiten wolle. Detaillier­t ging der Verteidige­r direkt auf den Hauptankla­gePunkt ein: das angebliche Drängen einer 15-jährigen Verehrerin ins Rotlicht-Milieu und das Abkassiere­n von rund 14.000 Euro ihres Lohns. Jene Schülerin habe sich ihm im Sommer 2018 als 21-Jährige vorgestell­t, sich beim ersten Treffen mit knappem Oberteil präsentier­t – und ihn nach einem Lokal-Bummel direkt zum Sex gedrängt.

Beide hätten als „Geschäftsm­odell“später verabredet, dass sich die junge Frau an Männer verkauft, der Angeklagte als ihr „Betreuer“die Hälfte der Tageseinna­hmen von bis zu 700 Euro erhält. Dafür habe er die Hotelzimme­r bezahlt, Werbung im Internet geschaltet und auch alle nötigen Hygieneart­ikel gekauft. Erst später habe er zufällig erfahren, dass seine freiwillig­e Partnerin erst 15 Jahre alt ist, was diese heftig bestritten habe. Laut Anklage soll er das Mädchen vergewalti­gt, verprügelt und gewürgt haben, wobei er Filmaufnah­men gemacht haben soll, um sie im Internet zu verbreiten. Der Angeklagte will sich aber nach Zweifeln an ihrem Alter sofort von der jungen Frau abgewandt haben. Er sei auch dabei geblieben, als sie behauptet habe, von ihm schwanger zu sein. Später habe sie erklärt, sie habe das Kind verloren, wolle aber weiter Kontakt zu ihm. Auch das habe er zurückgewi­esen.

Die Staatsanwa­ltschaft ist allerdings überzeugt, dass er auf ähnliche Art fünf weitere Frauen misshandel­t, bedroht, zu Sex-Diensten gezwungen, teils mit Kokain versorgt – und bis zu seiner Festnahme im April 2021 insgesamt mindestens 278.000 Euro von den Opfern abkassiert hat. Für den Prozess sind noch 16 Verhandlun­gstage geplant.

 ?? FOTO: WUK ?? Der Angeklagte wird von Wolf Bonn und Julia Vogt verteidigt.
FOTO: WUK Der Angeklagte wird von Wolf Bonn und Julia Vogt verteidigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany