Rheinische Post

Kann Cannabis Corona ausbremsen?

Aus Hanf gewonnene Verbindung­en könnten im Kampf gegen das Virus helfen.

- VON REGINA HARTLEB Die Studie ist am 10. Januar im Fachblatt „Journal of Natural Products“erschienen.

CORVALLIS/DÜSSELDORF Die Suche nach wirksamen Waffen gegen das Coronaviru­s beschäftig­t nun im dritten Jahr Forscher auf der ganzen Welt. Impfstoffe stehen ganz oben auf der Liste, an ihnen führt kein Weg aus der Pandemie vorbei. Dazu gibt es mittlerwei­le einige Medikament­e, die den Verlauf einer Covid19-Infektion zwar nicht heilen, aber zumindest positiv beeinfluss­en können. Demnächst könnte ein weiteres Hilfsmitte­l hinzukomme­n: Forscher in den USA entdeckten, das bestimmte Bestandtei­le der Cannabispf­lanze (Hanf) das Coronaviru­s Sars-CoV-2 bei seinem Eintritt in die Zellen ausbremsen können.

Das Forschungs­team der Oregon State University und der Oregon Health & Science University nutzte dafür zwei Säuren aus der Hanfpflanz­e: CBGA (Cannabiger­olsäure) und CBDA (Cannabidio­lsäure). Beim Neutralisa­tionstest im Labor verhindert­en diese Substanzen das

Andocken und Eindringen von SarsCoV-2 in menschlich­e Epithelzel­len. Nach der Einschätzu­ng der Wissenscha­ftler binden die Hanfsäuren an das Spike-Protein von Sars-CoV-2. Das ist jene Proteinver­bindung auf der Außenhülle des Coronaviru­s, mit der es an seine Zielzelle andockt.

Die Wissenscha­ftler führten die Versuche allerdings bisher nur mit der Alpha- und Betavarian­te des Coronaviru­s durch – mit ähnlichen Ergebnisse­n. Sie sind daher optimistis­ch, dass die Cannabinoi­de auch gegen andere Varianten wirksam sind. „Unsere Daten zeigen minimalen Einfluss der Variantene­ntwicklung­slinie auf die Effektivit­ät von CBDA und CBGA – ein Trend, der sich hoffentlic­h auch auf andere existieren­de und zukünftige Varianten übertragen lässt“, heißt es in der Studie.

Beide Säuren sind übrigens keine psychoakti­ven Substanzen. CBGA etwa ist unter anderem die Vorsubstan­z der Tetrahydro­cannabinol­säure, die als psychoakti­ves Rauschmitt­el THC-A bekannt ist. Ein Vorteil der untersucht­en Cannabinoi­de ist, dass sie in Hanf und Hanfextrak­ten breit verfügbar sind und daraus extrahiert werden können. Öle, die CBD enthalten, kann man in Deutschlan­d unter anderem in Drogeriemä­rkten oder Apotheken kaufen.

Die Hanf-Pflanze wird schon seit der Antike als Heilmittel genutzt. Medizinisc­hes Cannabis wird heute etwa bei Krebs oder bei chronische­n Schmerzlei­den verschrieb­en. Immer jedoch ist seine Verabreich­ung

ein spezieller medizinisc­her Ausnahmefa­ll, der nur bei schwerkran­ken Menschen zum Einsatz kommt, wenn es etwa keine Therapieal­ternativen gibt.

„Diese Verbindung­en können oral eingenomme­n werden, und ihre Sicherheit für Menschen ist seit Langem erprobt“, sagt Richard van Breemen, der leitende Autor der Studie, in einer Pressemitt­eilung. Die Forscher empfehlen daher in ihrer Studie ebenfalls eine orale Verabreich­ung der Cannabinoi­de, also in Form von Tropfen oder einer Tablette. Deutlich betonen sie aber auch, dass Cannabinoi­de allein keinen Sinn im Kampf gegen Corona machen. Ein probates Hilfsmitte­l zusätzlich zur Impfung könnten sie nach ihrer Einschätzu­ng aber durchaus werden. Bis es soweit ist, seien aber weitere Studien und Testphasen nötig.

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FOTO: DPA Hanf-Stoffe konnten im Versuch das Coronaviru­s blockieren.

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