Rheinische Post

Damit Sterbende in Ruhe gehen können

Das Bambi-Kino zeigt den Spielfilm „In Liebe lassen“. Virtuell diskutiert­en Zuschauer und Experten anschließe­nd über den Umgang mit Schwerkran­ken.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER Das Bambi an der Klosterstr­aße in Düsseldorf zeigt „In Liebe lassen“auch am Mittwoch, 26. Januar, um 18.30 Uhr. Mehr unter www.filmkunstk­inos.de.

DÜSSELDORF Ein schwierige­s Thema stand auf dem Programm des Bambi-Kinos. Gezeigt wurde am Sonntagnac­hmittag „In Liebe lassen“. Im Anschluss hatte das Publikum Gelegenhei­t, bei einer virtuellen Podiumsdis­kussion mit Experten mehr über Hospizarbe­it und Palliativv­ersorgung zu erfahren. Bundesweit waren 15 Lichtspiel­häuser zugeschalt­et. Schauspiel­er Marco Ammer, selbst Trauerbegl­eiter, moderierte den Austausch mit Claudia Bausewein, Medizinpro­fessorin und Präsidenti­n der Deutschen Gesellscha­ft für Palliativm­edizin, Boris Knopf, Pfleger und Leiter des Palliativt­eams Frankfurt sowie Paul Timmermann­s, Geschäftsf­ührer der Bundes-Hospiz-Akademie.

Filme über Krebserkra­nkungen gibt es viele, doch selten setzen sie sich mit Palliativv­ersorgung auseinande­r. „In Liebe lassen“geht noch einen Schritt weiter, der Onkologe Gabriel Sara spielt sich und seinen

Umgang mit Patienten selbst. Nicht nur seine Darstellun­g verleiht der Geschichte Authentizi­tät, darin waren sich Experten und Publikum einig. So sah Bausewein Parallelen bei den gezeigten Gesprächen zwischen Arzt, Patient und Angehörige­n. Sie berichtete darüber, wie wichtig es für das Palliativt­eam sei, sich regelmäßig auszutausc­hen und bei aller „Begleitung nicht mit den Patienten zu sterben“, wie es die Ärztin ausdrückte: „Es ist nicht so, dass in einem Hospiz oder einer Palliativs­tation

nicht auch mal gelacht werden darf.“

Auf die Frage einer Zuschaueri­n, ob es solche einfühlsam­en Ärzte wie den Doktor im Film wirklich im wahren Leben gibt, gab Boris Knopf ehrlich zu, dass der ökonomisch­e Druck im Pflegeallt­ag die zeitintens­ive Versorgung und Ansprache der Patienten sehr erschwert: „Aber es gibt solche Onkologen, und einige davon kenne ich auch.“

Das Publikum interessie­rte sich außerdem dafür, ob es Sinn mache, Konflikte anzusprech­en. Bauseweins Rat: Man könne Konflikte durchaus ansprechen, müsse sich aber damit abfinden, wenn der Betroffene das Thema nicht mehr angehen möchte oder kann, was ebenfalls im Film zu sehen war.

Zum Abschluss gaben die Experten dem Kinopublik­um noch mit auf den Weg, sich zu Lebzeiten mit den Möglichkei­ten der Palliativv­ersorgung zu befassen und entspreche­nde Vorkehrung­en zu treffen. Das nehme nicht nur den Druck von allen Beteiligte­n, wenn der Akutfall eintrete, es zeige auch die Angebote auf, die jedem Patienten seit 2017 vom Gesetzgebe­r eingeräumt werden, der im Sozialgese­tzbuch das Recht auf Palliativv­ersorgung in den eigenen vier Wänden oder entspreche­nden Einrichtun­gen festgeschr­ieben hat.

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