Rheinische Post

Schicke Wohnungen statt Leerstand

Ein Investor will das Haus an der Bagelstraß­e 141 in ein Objekt mit Eigentumsw­ohnungen verwandeln.

- VON MARC INGEL

Es gibt inzwischen eine vergleichs­weise niedrige Leerstands­quote in Düsseldorf, die bei Wohnhäuser­n zuletzt auf 1,3 Prozent abgesackt ist. Darunter fallen nicht selten vermeintli­ch hoffnungsl­ose Fälle, also Häuser, die verfallen und die entweder für einen hohen Preis saniert werden müssten oder am besten gleich ganz dem Erdboden gleichgema­cht werden. Das Objekt Bagelstraß­e 141 dürfte eine solche Immobilie sein.

Das Haus steht seit Langem leer, Obdachlose oder Drogenabhä­ngige nisteten sich hier ein, was auch nicht unbedingt dazu führte, dass das Gebäude im Wert stieg. Die Eigentümer­in war aus Düsseldorf weggezogen und verstarb. Bis die Erbangeleg­enheiten geklärt waren, verging viel Zeit. Dann erstand die Ketteler & Schwarz Immobilien GmbH in einem Bieterverf­ahren über das Nachlassge­richt das Haus, das vom Ordnungsam­t im Vorjahr geräumt wurde. „Es war bis oben hin vollgemüll­t, wir haben allein 50 tote Tauben da rausgeholt“, berichtet Geschäftsf­ührer Sean Ketteler, der als Grund, warum sein Unternehme­n, das als Immobilien­investor auf den Aufkauf und die Modernisie­rung von Wohnungsob­jekten spezialisi­ert ist, sich einen derartigen Klotz ans Bein bindet, eine logische Antwort parat hat: „Der Markt gibt aktuell sonst nicht viel her.“

Nun benötigt Düsseldorf ja bekanntlic­h Wohnraum, nach Möglichkei­t preisgünst­ig, besser noch preisgedäm­pft. Genau das wird an der Bagelstraß­e 141 mit Sicherheit nicht passieren, daraus macht Ketteler kein Hehl. Es werden Eigentumsw­ohnungen entstehen, kleinere Einheiten unten, größere oben, und sie werden ihren Preis haben. Mit welchem genau Ketteler aktuell kalkuliert, will er lieber noch nicht sagen, aber er empfindet es auch als unfair, wenn vergleichs­weise kleine Immobilien­investoren wie er in solchen Fällen schnell mal als Bonzen hingestell­t werden. „Die Kernsanier­ung

von so einem herunterge­kommenen Objekt verschling­t Unsummen“, nennt er als Richtwert hohe vierstelli­ge Kosten pro Quadratmet­er. Das dann als günstigen Mietwohnun­gsraum an den Mann oder die Frau zu bringen, sei schlichtwe­g nicht darstellba­r. „Wir sind kein Non-Profit-Unternehme­n, wollen auch eine Rendite erzielen“, räumt er ein. Zumal die Preise für Baustoffe zuletzt um bis zu 40 Prozent gestiegen seien.

Und der Vorlauf bei so einem Projekt sei mit Sicherheit steinig. Ketteler

richtet sich auf komplizier­te Gespräche mit dem Bauamt ein, die Politik müsse am Ende ebenfalls Ja sagen. Noch in diesem Monat will er die Bauvoranfr­age einreichen, laufe alles optimal, könnte eine Fertigstel­lung schon 2023 erfolgen. Realisiere­n will er das Bauprojekt zusammen mit der Projektges­ellschaft Projekta DUS X. Das Dachgescho­ss soll abgerissen, dafür ein weiteres Vollgescho­ss plus Staffelges­choss aufgesetzt werden.

Pempelfort gilt mittlerwei­le als teures Pflaster, bei einer Analyse des

Wohnungsma­rktes von BNP Paribas bei Angebotsmi­eten für neue Verträge ist der Stadtteil unter den Top Fünf. Bei Kaufpreise­n weist Pempelfort sogar die stärkste Dynamik überhaupt auf, mit einer Preissteig­erung von 129 Prozent auf 5805 Euro pro Quadratmet­er in den vergangene­n sechs Jahren. Insofern wird sich das Objekt Bagelstraß­e 141, wenn Ketteler seinen Plan umsetzen darf, mit Sicherheit nahtlos in diese Reihe einordnen. Die Frage ist nur: Was wäre die Alternativ­e? Ein weiterer Verfall des Objekts? Abriss und

Neubau? Wäre das wirklich billiger? Oder muss man hin und wieder einfach mal akzeptiere­n, dass ein Immobilien­entwickler, der womöglich viel Geld in die Hand nimmt, Eigentumsw­ohnungen schafft, die eine Stadt bei ihrem Mangel an günstigem Wohnraum zwar nicht weiterbrin­gt, aber zumindest doch einen Schandflec­k im Stadtbild verschwind­en lässt? Das sind zugegebene­rmaßen ganz schön viele Fragen. Aber dabei handelt es sich ja auch immerhin um eine Grundsatzf­rage.

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RP-FOTO: MARC INGEL Das mit Graffiti beschmiert­e Haus an der Bagelstraß­e 141 steht seit Langem leer. Ein Investor hat es jetzt gekauft.
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FOTO: PRIVAT So sahen die Wohnungen bei der Räumung aus – und das ist noch eines der Zimmer, in denen es halbwegs zivilisier­t zuging.

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