Schicke Wohnungen statt Leerstand
Ein Investor will das Haus an der Bagelstraße 141 in ein Objekt mit Eigentumswohnungen verwandeln.
Es gibt inzwischen eine vergleichsweise niedrige Leerstandsquote in Düsseldorf, die bei Wohnhäusern zuletzt auf 1,3 Prozent abgesackt ist. Darunter fallen nicht selten vermeintlich hoffnungslose Fälle, also Häuser, die verfallen und die entweder für einen hohen Preis saniert werden müssten oder am besten gleich ganz dem Erdboden gleichgemacht werden. Das Objekt Bagelstraße 141 dürfte eine solche Immobilie sein.
Das Haus steht seit Langem leer, Obdachlose oder Drogenabhängige nisteten sich hier ein, was auch nicht unbedingt dazu führte, dass das Gebäude im Wert stieg. Die Eigentümerin war aus Düsseldorf weggezogen und verstarb. Bis die Erbangelegenheiten geklärt waren, verging viel Zeit. Dann erstand die Ketteler & Schwarz Immobilien GmbH in einem Bieterverfahren über das Nachlassgericht das Haus, das vom Ordnungsamt im Vorjahr geräumt wurde. „Es war bis oben hin vollgemüllt, wir haben allein 50 tote Tauben da rausgeholt“, berichtet Geschäftsführer Sean Ketteler, der als Grund, warum sein Unternehmen, das als Immobilieninvestor auf den Aufkauf und die Modernisierung von Wohnungsobjekten spezialisiert ist, sich einen derartigen Klotz ans Bein bindet, eine logische Antwort parat hat: „Der Markt gibt aktuell sonst nicht viel her.“
Nun benötigt Düsseldorf ja bekanntlich Wohnraum, nach Möglichkeit preisgünstig, besser noch preisgedämpft. Genau das wird an der Bagelstraße 141 mit Sicherheit nicht passieren, daraus macht Ketteler kein Hehl. Es werden Eigentumswohnungen entstehen, kleinere Einheiten unten, größere oben, und sie werden ihren Preis haben. Mit welchem genau Ketteler aktuell kalkuliert, will er lieber noch nicht sagen, aber er empfindet es auch als unfair, wenn vergleichsweise kleine Immobilieninvestoren wie er in solchen Fällen schnell mal als Bonzen hingestellt werden. „Die Kernsanierung
von so einem heruntergekommenen Objekt verschlingt Unsummen“, nennt er als Richtwert hohe vierstellige Kosten pro Quadratmeter. Das dann als günstigen Mietwohnungsraum an den Mann oder die Frau zu bringen, sei schlichtweg nicht darstellbar. „Wir sind kein Non-Profit-Unternehmen, wollen auch eine Rendite erzielen“, räumt er ein. Zumal die Preise für Baustoffe zuletzt um bis zu 40 Prozent gestiegen seien.
Und der Vorlauf bei so einem Projekt sei mit Sicherheit steinig. Ketteler
richtet sich auf komplizierte Gespräche mit dem Bauamt ein, die Politik müsse am Ende ebenfalls Ja sagen. Noch in diesem Monat will er die Bauvoranfrage einreichen, laufe alles optimal, könnte eine Fertigstellung schon 2023 erfolgen. Realisieren will er das Bauprojekt zusammen mit der Projektgesellschaft Projekta DUS X. Das Dachgeschoss soll abgerissen, dafür ein weiteres Vollgeschoss plus Staffelgeschoss aufgesetzt werden.
Pempelfort gilt mittlerweile als teures Pflaster, bei einer Analyse des
Wohnungsmarktes von BNP Paribas bei Angebotsmieten für neue Verträge ist der Stadtteil unter den Top Fünf. Bei Kaufpreisen weist Pempelfort sogar die stärkste Dynamik überhaupt auf, mit einer Preissteigerung von 129 Prozent auf 5805 Euro pro Quadratmeter in den vergangenen sechs Jahren. Insofern wird sich das Objekt Bagelstraße 141, wenn Ketteler seinen Plan umsetzen darf, mit Sicherheit nahtlos in diese Reihe einordnen. Die Frage ist nur: Was wäre die Alternative? Ein weiterer Verfall des Objekts? Abriss und
Neubau? Wäre das wirklich billiger? Oder muss man hin und wieder einfach mal akzeptieren, dass ein Immobilienentwickler, der womöglich viel Geld in die Hand nimmt, Eigentumswohnungen schafft, die eine Stadt bei ihrem Mangel an günstigem Wohnraum zwar nicht weiterbringt, aber zumindest doch einen Schandfleck im Stadtbild verschwinden lässt? Das sind zugegebenermaßen ganz schön viele Fragen. Aber dabei handelt es sich ja auch immerhin um eine Grundsatzfrage.