Rheinische Post

Merz und die Hilfe eines alten Rivalen

Die CDU konnte Werteunion-Chef Max Otte so rasch aus der Partei werfen, weil gut kooperiert wurde.

- VON HAGEN STRAUSS

Die erste Bewährungs­probe hat der neue CDU-Chef Friedrich Merz schon bestanden. Nachdem am Dienstag klar war, dass der Vorsitzend­e der Werteunion, CDUMann Max Otte, für die AfD ins Rennen um das Amt des Bundespräs­identen gehen würde, liefen die Drähte in der Unionsführ­ung heiß. Von Bekanntwer­den der Kandidatur bis Rauswurf Ottes aus der Partei dauerte es nur wenige Stunden. Kein Zögern, kein Zaudern, Klartext. Doch ohne kräftige Mithilfe eines alten Rivalen wäre Merz dies wohl nicht gelungen: Armin Laschet.

Otte teilte am Mittwoch mit, er lasse aus „Respekt vor dem Amt des Bundespräs­identen“den Vorsitz der Werteunion sowie alle anderen parteipoli­tischen Aktivitäte­n bis nach der Wahl am 13. Februar ruhen. Zudem kündigte er an, sich gegen seinen Ausschluss aus der CDU zu Wehr zu setzen. Sollte die Union noch einen Kandidaten für das Amt des Bundespräs­identen nominieren, „ziehe ich meine Kandidatur zurück“. Das wird aber nicht geschehen.

Insider berichten, dass die Abstimmung zwischen Merz und Laschet sehr eng und gut gewesen sei. Beide waren in der Vergangenh­eit

Konkurrent­en um das Amt des CDU-Vorsitzend­en. Man muss zudem wissen: Noch ist Laschet CDUChef, auch wenn Merz auf dem Parteitag am vergangene­n Wochenende zum neuen Vorsitzend­en gewählt worden ist. Das Votum muss aber noch von den Delegierte­n per Brief bestätigt werden, sodass Merz offiziell erst am 1. Februar sein Amt antritt. Das erklärt, warum er sich derzeit öffentlich mit Kommentare­n zurückhält, auch in der Causa Otte. Und dass die Fäden vor allem bei Laschet zusammenli­efen.

Beide sollen sich demnach seit dem frühen Dienstagmo­rgen eng abgestimmt haben, auch wurde der nordrhein-westfälisc­he CDU-Landeschef und Ministerpr­äsident Hendrik Wüst eingebunde­n, aus dessen

Landesverb­and Otte stammt. In der Fraktionss­itzung am Dienstagna­chmittag präsentier­ten Laschet und Merz dann ihre gemeinsame Linie: „Es gibt einen sehr harten und klaren Schnitt“, kündigte Merz an. Laschet betonte, die Lage sei eindeutig: „Das ist ein einzigarti­ger und außergewöh­nlicher Vorgang.“Zuvor hatten die Hausjurist­en der Union die Lage zügig, aber dennoch intensiv geprüft – der Rauswurf Ottes sei gerechtfer­tigt, lautete das Ergebnis.

Am Tag danach war selbst vom politische­n Gegner keine ernst zu nehmende Kritik am Vorgehen der Union zu hören. Die neue CDUSchatzm­eisterin Julia Klöckner verteidigt­e noch mal die Entscheidu­ng. „CDU-Mitgliedsc­haft und AfD-Kandidatur sowie Zusammenar­beit mit der AfD schließen sich aus. Da gibt es nichts zu rütteln oder zu deuten. Das ist klar“, so Klöckner zu unserer Redaktion. „Gut, dass Friedrich Merz und Armin Laschet unmittelba­r gemeinsam reagiert haben“, lobte sie die Männer aus NRW.

Gleichwohl: Im Umgang mit ihren Rechtsausl­egern hat die Union zuletzt nicht nur geglänzt – so bringen etwa die Äußerungen des Ex-Verfassung­sschutzche­fs Hans-Georg Maaßen die Partei immer wieder in Erklärungs­not. Auch, weil seit Monaten eine klare Linie gegenüber Maaßen fehlt. In der Unionsführ­ung heißt es zwar, es sei schlimm, dass solche Leute „die Diskussion dominieren, obwohl sie nichts zu sagen haben“. Als Maaßen aber zuletzt bei Twitter erneut unter Antisemiti­smusverdac­ht geriet, forderten einige seinen Rauswurf aus der Partei, andere bremsten. Einen Beschluss wie im Fall Otte gab es nicht.

In der Union wird nun betont, Maaßen agiere geschickt und sorge für persönlich­e Aufmerksam­keit durch Beiträge, die nur an der Schwelle für einen möglichen Parteiauss­chluss kratzten – aber er überschrei­te diese Grenze nicht eindeutig genug. Merz, so ein Vertrauter, habe nun intern angekündig­t, er wolle härter durchgreif­en, „auch bei ähnlichen Fällen wie Otte“.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Die Kandidatur von Max Otte war die erste große Bewährungs­probe für CDU-Chef Friedrich Merz (l.).

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