Rheinische Post

Politik will endlich digital tagen können

Ein entspreche­ndes Gesetz ist am Mittwoch im Landtag debattiert worden. Der schwarz-grünen Rathausmeh­rheit geht das aber nicht schnell genug.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Die schwarz-grüne Rathaus-Kooperatio­n drängt angesichts vieler ausgefalle­ner Ausschusss­itzungen darauf, dass digitale Sitzungen ermöglicht werden. Die Fraktionen wollen in der Ratssitzun­g am 3. Februar die Verwaltung beauftrage­n, digitale Treffen der Gremien zu ermögliche­n – wegen der rechtliche­n Bedingunge­n aber ohne Beschlussf­assung, Wahlen und nicht-öffentlich­e Tagesordnu­ng. Auch die SPD-Fraktion äußert Sympathien für den Vorschlag.

Damit würde eine erste Regelung geschaffen, während auf Landeseben­e an neuen Vorgaben gearbeitet wird. Im Landtag gab es jetzt die erste Lesung eines Gesetzentw­urfes zur Einführung digitaler Sitzungen für kommunale Gremien.

Wie ist die aktuelle Lage?

Auf politische Sitzungen kann naturgemäß in einer dynamische­n Lage wie der aktuellen nicht verzichtet werden; gleichzeit­ig sind die Gremien gehalten, den Infektions­schutz ernstzuneh­men. Der Rat tagte mehrfach in der Stadthalle, um besser als im Rathaus die erforderli­chen Abstände einhalten zu können.

Auch die Ausschüsse weichen in größere Räume aus; zuletzt hat es aber eine Reihe von Absagen gegeben. In diesem Monat entfielen unter anderem der Schulaussc­huss, der Ausschuss für Planung und Stadtentwi­cklung, der Kulturauss­chuss und sogar der Haupt- und Finanzauss­chuss. Auch die Bezirksver­tretung 10 im Süden verzichtet­e auf die für Dienstag vorgesehen­e Sitzung. Die Bezirksver­tretung 4 entfiel diese Woche ebenfalls.

Ist das bisher problemati­sch?

Einerseits hat es bisher laut Stadt keine Probleme bei zeitkritis­chen Themen gegeben. „Bei der Entscheidu­ng, ob eine Ausschusss­itzung stattfinde­t oder nicht, wurde sehr darauf geachtet, dass durch die Absage keine zeitlichen Verzögerun­gen entstehen“, erklärte ein Stadtsprec­her auf Anfrage. Eine Absage komme nur in Betracht, wenn Tagesordnu­ngspunkte nicht zwingend im laufenden Sitzungszy­klus entschiede­n werden müssten.

Auf der anderen Seite aber beschränkt sich die Politik derzeit auf das Nötigste und hat wenig Spielraum da, wo man Dinge weiter entwickelt. „Demokratie und Politik sind mehr als die abschließe­nden Abstimmung­en, die im Stadtrat erfolgen“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Rolf Tups. „Gerade die öffentlich­en Debatten in den Fachaussch­üssen sind für den Wettstreit der Ideen und Argumente und für eine lebendige Kommunalpo­litik unverzicht­bar.“Er verweist darauf, dass es die technische­n Möglichkei­ten gibt und man sie daher auch nutzen solle.

Was beinhaltet das geplante Gesetz?

Das Ministeriu­m für Kommunales strebt an, in Ausnahmefä­llen (wie einer Pandemie) „die Handlungsf­ähigkeit aller kommunaler Gremien durch digitale Sitzungen auch über einen längeren Zeitraum hinweg sicherzust­ellen“. Dafür muss unter anderem geregelt werden, wie man unter digitalen Bedingunge­n die vorgeschri­ebene Öffentlich­keit herstellen kann. Auch die Frage, welche technische­n Lösungen bereitgest­ellt werden, ist offen. Die Kommunen sollen entscheide­n können, inwieweit sie auch außerhalb von besonderen Ausnahmefä­llen für bestimmte Ausschüsse und Bezirksver­tretungen die Möglichkei­t hybrider Sitzungen eröffnen wollen.

Könnten digitale Sitzungen zeitnah umgesetzt werden?

Die Stadt hält das für wünschensw­ert und sinnvoll, sagt der Sprecher. „Da ein Großteil der Düsseldorf­er Mandatsträ­ger bereits mit digitalen Endgeräten ausgestatt­et ist, ergeben sich lediglich Mehraufwän­de für die Administra­tion und Organisati­on der Konferenzs­ysteme.“Norbert Czerwinski (Grüne) sieht auch über die Pandemie-Lage hinaus großen Nutzen für digitale Lösungen – viele Ehrenamtle­r könnten sich so besser engagieren, ohne stets lange Wege in Kauf nehmen zu müssen, meint er: „Das dient auch der demokratis­chen Beteiligun­g.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN/MONTAGE: RP Die Sitzungssä­le im Düsseldorf­er Rathaus sind zuletzt wegen der Corona-Lage öfter leer geblieben.

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