Zähes Ringen um ein Bauprojekt
An der Gartenstraße soll ein Bürokomplex entstehen. Die Anwohner lehnen ihn ab, der Investor will nachbessern.
STADTMITTE Es ist eine Art unendliche Geschichte: Bereits im August 2019 wurde der Bezirksvertretung 1 das Bauprojekt zwischen Gartenund Jägerhofstraße erstmals vorgestellt. Nachdem das zuvor dort angesiedelte Bankhaus Lampe an die Schwannstraße gezogen war, sollte für das Grundstück, das sich zwischen den beiden Straßen erstreckt, eine neue Nutzung gefunden werden. Doch die Politik hatte Einwände gegen das geplante Bürogebäude mit Tiefgarage, und auch der nächste Versuch mit einer Bauvoranfrage war für den Investor nicht von Erfolg gekrönt. Nach wie vor gab es Kritik an den Gebäudehöhen und Kubaturen, vor allem die Innenhofbebauung mit bis zu sechs Geschossen wurde strikt abgelehnt.
„Nun ist es so, dass es an dieser Stelle keinen Bebauungsplan gibt, das Bauvorhaben sich demnach wie an so vielen anderen Stellen in der Stadt nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches lediglich in die unmittelbare Umgebung einfügen muss“, erläutert Moira Obendorf. Die zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin der SPD hat den geplanten Neubau vom ersten Tag an intensiv begleitet. Kein Bebauungsplan heiße im Endeffekt: „Wir haben keine Handhabe, das Bauprojekt insgesamt abzulehnen. Wir können nur in Verhandlungen mit dem Investor versuchen, das Bestmögliche im Sinne der Anwohner zu erreichen. Aber insbesondere den Riegel im Innenhof werden wir nicht verhindern können“, erklärt Obendorf.
Also wurde verhandelt, immer wieder aufs Neue, es wurde quasi gerungen um jeden Zentimeter. Und es ist auch nicht so, dass der Projektentwickler Quantum aus Köln sich stur gezeigt hätte. Es gab Zugeständnisse bei der oberirdischen Brutto-Grundfläche (2019: 15.088 Quadratmeter, 2021: 13.914
Quadratmeter), eine Reduzierung der Staffelgeschosse, eine Rücksichtnahme auf das zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellte Denkmal Gartenstraße 11, die Dachbegrünung wurde erweitert. Doch vor allem das Finanzministerium an der Jägerhofstraße, dessen Zukunft mehr als ungewiss ist, machte die Diskussion als massives Gebäude in der Nachbarschaft, an dem es sich eben auch zu orientieren gilt, schwierig. Am Freitag steht die Bauvoranfrage für die Gartenstraße 13 abermals auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung 1. Ob es dieses
Mal zu einer Einigung kommt, ist fraglich. Quantum möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich zu dem Projekt äußern.
Alexander von Bernstorff wohnt an der Feldstraße, die unmittelbar an den besagten Innenhof grenzt. Er sieht durchaus, dass die Bezirkspolitiker für die Bedenken der Anwohner ein offenes Ohr haben und hofft, dass sich die Politik auch gegenüber dem Investor für die Interessen der Anwohner einsetzt. „Zusammenfassend kann man sagen: An den Außenseiten gibt es wenig auszusetzen, es geht ganz klar um
den Riegel im Innenhof, der ist viel zu massiv.“Ihm ist auch klar, dass es dort irgendeine Form von Bebauung geben wird, weil der Investor wegen des fehlenden Bebauungsplans vermutlich ein Recht darauf habe, auch wenn der Innenhof dann zweigeteilt wird. Gegen eine zweistöckige Bebauung hätte er auch nichts, „aber muss es unbedingt fünf- oder gar sechsstöckig sein? Eine derart massive Innenhofbebauung hat in der gesamten Umgebung kein Vorbild und auf die angrenzende Wohnbebauung eine absolut erdrückende Wirkung“, sagt er.
Daher begrüßt er auch die Bemühungen einiger Bezirkspolitiker, die Höhe zu reduzieren, „jedes Stockwerk zählt, sonst schauen wir nur noch auf Beton, und es wird bei uns selbst im Hochsommer duster“. Im vergangenen November wurde in der Nachbarschaft eine Unterschriftensammlung durchgeführt, 80 Namen kamen binnen kürzester Zeit zusammen, „das dürften so gut wie alle gewesen sein, die es unmittelbar betrifft“, so von Bernstorff. Ob weiterer Büroraum in der aktuellen Situation stadtplanerisch überhaupt Sinn macht, zieht er in Zweifel.