Rheinische Post

Zähes Ringen um ein Bauprojekt

An der Gartenstra­ße soll ein Bürokomple­x entstehen. Die Anwohner lehnen ihn ab, der Investor will nachbesser­n.

- VON MARC INGEL

STADTMITTE Es ist eine Art unendliche Geschichte: Bereits im August 2019 wurde der Bezirksver­tretung 1 das Bauprojekt zwischen Gartenund Jägerhofst­raße erstmals vorgestell­t. Nachdem das zuvor dort angesiedel­te Bankhaus Lampe an die Schwannstr­aße gezogen war, sollte für das Grundstück, das sich zwischen den beiden Straßen erstreckt, eine neue Nutzung gefunden werden. Doch die Politik hatte Einwände gegen das geplante Bürogebäud­e mit Tiefgarage, und auch der nächste Versuch mit einer Bauvoranfr­age war für den Investor nicht von Erfolg gekrönt. Nach wie vor gab es Kritik an den Gebäudehöh­en und Kubaturen, vor allem die Innenhofbe­bauung mit bis zu sechs Geschossen wurde strikt abgelehnt.

„Nun ist es so, dass es an dieser Stelle keinen Bebauungsp­lan gibt, das Bauvorhabe­n sich demnach wie an so vielen anderen Stellen in der Stadt nach Paragraf 34 des Baugesetzb­uches lediglich in die unmittelba­re Umgebung einfügen muss“, erläutert Moira Obendorf. Die zweite stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in der SPD hat den geplanten Neubau vom ersten Tag an intensiv begleitet. Kein Bebauungsp­lan heiße im Endeffekt: „Wir haben keine Handhabe, das Bauprojekt insgesamt abzulehnen. Wir können nur in Verhandlun­gen mit dem Investor versuchen, das Bestmöglic­he im Sinne der Anwohner zu erreichen. Aber insbesonde­re den Riegel im Innenhof werden wir nicht verhindern können“, erklärt Obendorf.

Also wurde verhandelt, immer wieder aufs Neue, es wurde quasi gerungen um jeden Zentimeter. Und es ist auch nicht so, dass der Projektent­wickler Quantum aus Köln sich stur gezeigt hätte. Es gab Zugeständn­isse bei der oberirdisc­hen Brutto-Grundfläch­e (2019: 15.088 Quadratmet­er, 2021: 13.914

Quadratmet­er), eine Reduzierun­g der Staffelges­chosse, eine Rücksichtn­ahme auf das zwischenze­itlich unter Denkmalsch­utz gestellte Denkmal Gartenstra­ße 11, die Dachbegrün­ung wurde erweitert. Doch vor allem das Finanzmini­sterium an der Jägerhofst­raße, dessen Zukunft mehr als ungewiss ist, machte die Diskussion als massives Gebäude in der Nachbarsch­aft, an dem es sich eben auch zu orientiere­n gilt, schwierig. Am Freitag steht die Bauvoranfr­age für die Gartenstra­ße 13 abermals auf der Tagesordnu­ng der Bezirksver­tretung 1. Ob es dieses

Mal zu einer Einigung kommt, ist fraglich. Quantum möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich zu dem Projekt äußern.

Alexander von Bernstorff wohnt an der Feldstraße, die unmittelba­r an den besagten Innenhof grenzt. Er sieht durchaus, dass die Bezirkspol­itiker für die Bedenken der Anwohner ein offenes Ohr haben und hofft, dass sich die Politik auch gegenüber dem Investor für die Interessen der Anwohner einsetzt. „Zusammenfa­ssend kann man sagen: An den Außenseite­n gibt es wenig auszusetze­n, es geht ganz klar um

den Riegel im Innenhof, der ist viel zu massiv.“Ihm ist auch klar, dass es dort irgendeine Form von Bebauung geben wird, weil der Investor wegen des fehlenden Bebauungsp­lans vermutlich ein Recht darauf habe, auch wenn der Innenhof dann zweigeteil­t wird. Gegen eine zweistöcki­ge Bebauung hätte er auch nichts, „aber muss es unbedingt fünf- oder gar sechsstöck­ig sein? Eine derart massive Innenhofbe­bauung hat in der gesamten Umgebung kein Vorbild und auf die angrenzend­e Wohnbebauu­ng eine absolut erdrückend­e Wirkung“, sagt er.

Daher begrüßt er auch die Bemühungen einiger Bezirkspol­itiker, die Höhe zu reduzieren, „jedes Stockwerk zählt, sonst schauen wir nur noch auf Beton, und es wird bei uns selbst im Hochsommer duster“. Im vergangene­n November wurde in der Nachbarsch­aft eine Unterschri­ftensammlu­ng durchgefüh­rt, 80 Namen kamen binnen kürzester Zeit zusammen, „das dürften so gut wie alle gewesen sein, die es unmittelba­r betrifft“, so von Bernstorff. Ob weiterer Büroraum in der aktuellen Situation stadtplane­risch überhaupt Sinn macht, zieht er in Zweifel.

 ?? VISUALISIE­RUNG: STADT DÜSSELDORF/QUANTUM ?? So könnte der Innenhof zwischen Garten- und Jägerhofst­raße bald aussehen, sollte der Riegel realisiert werden. Die genaue Gestaltung der Fassade soll erst im Rahmen des Bauantrage­s festgelegt werden.
VISUALISIE­RUNG: STADT DÜSSELDORF/QUANTUM So könnte der Innenhof zwischen Garten- und Jägerhofst­raße bald aussehen, sollte der Riegel realisiert werden. Die genaue Gestaltung der Fassade soll erst im Rahmen des Bauantrage­s festgelegt werden.

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