Vom Student zum Tutor
Unser Autor schlüpft ab und an von der Seite der Studierenden in die Dozentenrolle. Was er dabei lernen kann und warum ihm der Job besonders viel Spaß macht.
Wie schön, dass ihr euch alle wieder dazu geschaltet habt, und ich freue mich jetzt schon auf eine erfolgreiche neunte, nein ich glaube zehnte Sitzung von unserem Tutorium“, höre ich mich selber in mein Mikrofon sprechen, während ich noch schnell meine Notizen für die nächsten 90 Minuten raussuche.
Durch meinen Computerbildschirm schaue ich in die erwartungsvollen Gesichter und gemütlichen WG-Zimmer der rund 20 Erstsemester-Studierenden, oder kurz Erstis, die in diesem Semester mein wöchentliches Tutorium am Dienstagvormittag besuchen.
Obwohl ich gar nicht von „meinem“Tutorium sprechen möchte, schließlich veranstalte ich dieses Einführungstutorium zusammen mit einer etwas erfahreneren Kommilitonin, die bereits im Master studiert. Zusammen unterstützen wir die Studienneulinge dabei, so gut es geht an der Heinrich-Heine-Uni anzukommen und gedanklich von Schule auf Universität umzustellen.
Neben uns beiden gibt es vier weitere Teams, die ein solches Einführungstutorium leiten. Unsere Aufgabe ist es, zum einen für Fragen rund um den StudierendenAlltag bereitzustehen: Wie melde ich eine Klausur an? Zu welchem Thema könnte ich eine Hausarbeit schreiben? Bei wem kann ich mich über Praktika informieren und welche Mensa hat die besten Nudelgerichte?
Oft nehmen solche organisatorischen Punkte aber nur einen kleinen Teil der Sitzungen ein. Im Zentrum steht vielmehr die Heranführung der Studierenden an komplexe Theorien und Texte und die Vor- und Nachbereitung der drei Hauptvorlesungen, die alle neuen Studierenden der Medienund Kulturwissenschaft an der HHU belegen müssen: Einführung in die Medienwissenschaft, Einführung in die Kulturwissenschaft und Einführung in die Ästhetik. Da in den großen Vorlesungen oft die Zeit fehlt, Inhalte mehrmals zu erklären, haben die Studierenden in den Tutorien Raum, um nachzufragen.
Außerdem bieten sich die überschaubaren Tutoriumsgruppen dafür an, sich intensiver mit Teilaspekten auseinanderzusetzten und über das Gelernte lebhaft zu diskutieren. Das ist nicht nur eine Chance für die Erstis, gut ins Studium zu starten, sondern auch eine Möglichkeit für ältere Studenten wie mich, einmal die andere Seite eines Seminars kennenzulernen – die der Dozierenden. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr es beim eigenen Verständnis von komplexen Theorien und komplizierten Texten hilft, diese für andere herunterzubrechen und zu erklären. Außerdem macht es einen wahnsinnig glücklich, wenn die Studierenden zumindest einen kleinen Teil der eigenen Begeisterung und Faszination mitnehmen können. Ich freue mich deshalb jetzt schon sehr drauf, im nächsten Oktober wieder viele neue Gesichter in meinem Tutorium zu begrüßen.