Gleichbehandlung
Zu „Das ewige Fräulein“(RP vom 15. Januar): Schlimmer als die Anrede Fräulein finde ich es, wenn mein Name komplett verschwindet, nur weil ich verheiratet bin. Noch am letzten Samstag erhielten wir wegen unseres Hauses ein Schreiben an die „Eheleute Dieter Rullich“, als ob es Eheleute gäbe, die nur aus einer Person bestehen. Wenn das Schreiben wie in der Finanzverwaltung geschlechtsneutral (?) an den älteren Ehepartner adressiert wäre, hätte es an mich gehen müssen, stattdessen war es wie selbstverständlich an meinen Mann adressiert. Bereits vor mehr als zehn Jahren habe ich die damalige Gleichstellungsministerin Barbara Steffens von den Grünen per E-Mail auf dieses Problem hingewiesen, aber bis heute keine Antwort erhalten. Es gilt immer noch, was ich damals geschrieben habe: Ich finde es ungeheuerlich, dass ich von einer Landesbehörde – in diesem Fall der Landesbetrieb Information und Technik NRW – immer noch nicht als Person wahrgenommen werde, nur weil ich eine Frau bin. Das Haus, zu dem wir einen Fragebogen bekommen haben, gehört zur Hälfte mir. Es würde mir auch dann noch zur Hälfte gehören, wenn mein Mann sich inzwischen eine neue Frau gesucht hätte. Trotzdem ist der Brief an „Eheleute Dieter Rullich“adressiert, als ob ich mit der Eheschließung das Recht an meinem Eigentum aufgeben müsste; als ob wir im 19. und nicht im 21. Jahrhundert lebten. Hier geht es ja nicht um das große Binnen-I oder Doppelpunkte in irgendeiner GrünenPublikation, sondern um konkrete Einzelpersonen, die bewusst ignoriert werden. – Inzwischen sind wir im Jahr 2022 und es wird höchste Zeit, dass die Landesverwaltung uns Frauen wahrnimmt.
Ursula Rullich Willich