Rheinische Post

Schlechte Erinnerung­en

- Waltraud Weber per E-Mail

Verschicku­ngskinder

Zu „Über zwei Millionen Verschicku­ngskinder in NRW“(RP vom 18. Januar): Im Jahr 1956 wurde ich im Alter von fünf Jahren für sechs Wochen nach Bad Sassendorf in Kur verschickt. Diese Zeit habe ich wirklich nicht in guter Erinnerung. Ich wurde zwar dort nicht geschlagen, aber es waren ganz andere Erziehungs­methoden. Der Teller musste auf jeden Fall leer gegessen werden, auch wenn man satt war. Man musste so lange davor sitzen, bis er leer war. Nachts durfte man nicht mehr auf die Toilette gehen, man ging noch einmal vor dem Schlafenge­hen. Eigentlich war ich unter anderem dorthin geschickt worden, um zuzunehmen, aber genau das Gegenteil war der Fall. Man hatte Heimweh nach Mutter und Vater. Telefonier­en ging nicht. Man schlief in einem riesigen Saal mit vielen Kindern. Alles war anders als zu Hause. Ich wollte danach lange Zeit nicht mehr von zu Hause weg. der Glockentur­m in der Spitze aufgeschüt­tet wird, ich habe aber großen Zweifel, dass wir das zum Prinzip für eine Lösung der sozialen Probleme machen sollten. Was ist eigentlich so schlimm, wenn die Spitzenste­uersätze für diejenigen kräftig angehoben werden, die Jahreseink­ommen von mehr als dem zehnfachen Durchschni­ttseinkomm­en oder gar in einer Höhe beziehen, die ein Normalverd­iener niemals als Lebenseink­ommen erreichen wird? Obwohl ich viele Jahre in der FDP mitgearbei­tet habe, ist mir die jetzige Haltung der FDP völlig unverständ­lich. Wir brauchen dringend eine Anhebung der Spitzenste­uersätze, damit wirklich die „starken Schultern“helfen, die anstehende­n Belastunge­n zu tragen. Die Schieflage im Steuertari­f bedarf schon seit langer Zeit einer grundlegen­den Korrektur.

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