Rheinische Post

Beim Ex-Arbeitgebe­r ein zweites Mal anheuern

Wenn ein Arbeitnehm­er zu einem Unternehme­n zurückkehr­t, spricht man von Boomerang-Hiring. Klingt ein bisschen nach Scheitern, kann aber auch für beide Seiten eine echte Chance sein.

- VON ELENA ZELLE

Rückkehr – sei es zur alten Liebe, ins Elternhaus oder auch in den alten Job – bringen viele mit dem einfachste­n Weg und Bequemlich­keit in Verbindung. Oder sie nehmen an, dass der Rückkehrer es woanders nicht geschafft hat. Kann sein. Aber gerade im Beruf bringt es Vorteile mit sich, nach einigen Zwischenst­ationen oder ein paar Jahren in einem anderen Job zum ehemaligen Arbeitgebe­r zurückzuke­hren. Das sogenannte Boomerang-Hiring oder Rehiring birgt aber auch Gefahren.

Bevor man wieder beim ExArbeitge­ber anfängt, sollte man sich noch mal bewusst machen, warum man gegangen ist, rät Karriereco­ach Bernd Slaghuis. Lag es an der Unternehme­nskultur, dem Management oder den Aufgaben? Zurückkehr­en sollte man nur, wenn sich in diesem Bereich etwas geändert hat, etwa in der personelle­n Besetzung.

Für die Psychologi­n und Coachin Kristine Qualen zählt die innere Einstellun­g: Man sollte nicht davon ausgehen, ins warme Nest zurückzuke­hren. Sie empfiehlt stattdesse­n, sich klarzumach­en, welche Entwicklun­g man beruflich gemacht

hat. Welche zusätzlich­en Erfahrunge­n habe ich gesammelt? Welche Kompetenze­n habe ich erweitert? Vor diesem Hintergrun­d kommt man gestärkt zurück.

Rückkehrer sollten sich vorab überlegen, wie sie ihren Schritt vor dem Team begründen. So lassen sich Flurfunk und Vermutunge­n vermeiden. Und es gibt ein weiteres Problem, das beim Boomerang-Hiring mit den alten und neuen Kollegen

zusammenhä­ngt: der Stempel, den man möglicherw­eise nicht loswird. „Es kann einem gehen, wie dem Azubi, der im Unternehme­n bleibt: Er bleibt immer der Azubi“, sagt Slaghuis.

Es sei schwer, eine neue Rolle anzunehmen und von den Kollegen auch so gesehen zu werden. Dessen sollte man sich bewusst sein und sich entspreche­nd vorbereite­n. Wie will ich mich neu positionie­ren? Das kann über neue Themen und

Aufgabenge­biete geschehen, aber auch über das eigene Verhalten im Team.

Klare Kommunikat­ion empfiehlt sich auch im Bewerbungs­prozess: „Im Anschreibe­n sollte man die Verbindung aufgreifen und nicht so tun, als sei man irgendein externer Bewerber“, sagt Slaghuis. Thematisch passend findet er den Bezug zum Unternehme­n in dem Part, wo es um die eigenen Stärken und Kompetenze­n geht.

Für das Gespräch sollte sich der Bewerber auch auf unangenehm­e Fragen einstellen, etwa zu den Gründen, warum er damals gegangen ist. Slaghuis rät außerdem, nicht darauf zu vertrauen, dass alles so ist wie früher. Besser sei es, gezielt zu fragen: Ich kenne dieses oder jenes so – wird das noch immer so gehandhabt? „Jeder Rückkehrer sollte sich ein Update des guten Gefühls verschaffe­n.“

Geht man offen miteinande­r um, können beide Seiten vom Boomerang-Hiring profitiere­n. Ehemalige Beschäftig­te kennen die Strukturen und bringen frisches Wissen mit – im besten Falle von einem Wettbewerb­er. „Das ist der Hauptgrund, warum Arbeitgebe­r Interesse haben, ehemalige Leistungst­räger zurückzuge­winnen“, meint Slaghuis.

Wer das Unternehme­n und die dortige Kultur bereits kennt, kann Kristine Qualen zufolge sein Netzwerk schneller wieder aufbauen, sich schneller entfalten und somit auch schneller für das Unternehme­n wirksam sein. Daher gelte es auch zu Beginn, die mittel- und langfristi­ge Perspektiv­e im Unternehme­n zu besprechen. Das zeige zum einen Zuverlässi­gkeit und Beständigk­eit, aber auch Eigenmotiv­ation.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN ?? Wer zu einem ehemaligen Arbeitgebe­r zurückkehr­t, sollte den Schritt auch gegenüber den alten und neuen Kollegen erklären.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Wer zu einem ehemaligen Arbeitgebe­r zurückkehr­t, sollte den Schritt auch gegenüber den alten und neuen Kollegen erklären.

Newspapers in German

Newspapers from Germany