Rheinische Post

Energielec­ks im Haus aufspüren

Thermograf­ie-Aufnahmen des Eigenheims können Aufschluss darüber geben, ob Eigentümer recht bald eine Sanierung angehen sollten. Die beste Jahreszeit dafür ist der Winter. Worauf sollten sie noch achten?

- VON EVELYN STEINBACH

Sie zahlen hohe Heizkosten und haben zugleich das Gefühl, die Räume sind nie richtig warm? Dann kann es sein, dass sie die Wärme durch Fenster und Wände verlieren. Die Wärmelecks lassen sich mithilfe einer besonderen Fototechni­k aufspüren: der Thermograf­ie.

Dabei entstehen Bilder in intensiven Farben, die für die Temperatur­en der Hausteile stehen. Bei der Außen-Thermograf­ie sind die Stellen des Hauses gelb bis rot, an denen viel Wärme von innen entweicht. Wo das Bild blau oder grün gefärbt ist, ist die Oberfläche kälter und es dringt weniger Wärme nach außen.

Die Innen-Thermograf­ie funktionie­rt genauso, die Farben werden jedoch andersheru­m gedeutet: Rot entspricht warmen, ausreichen­d gut gedämmten Stellen im Haus. Grün und Blau zeigen, wo der Raum durch Wärmelecks auskühlt ist und wo Sanierungs­bedarf besteht, heißt es vom Informatio­nsprogramm Zukunft Altbau.

Wann sollte ich Thermograf­ieAufnahme­n machen lassen?

Die ersten Anzeichen, dass es ein Wärmeleck geben könnte, sind oft mit bloßem Auge erkennbar: Schimmel, Feuchtigke­it

an den Wänden und Fenstern oder Haarrisse der Wand. Auch auf dem Dach zeigen sich die Mängel, wenn Schnee darauf ungleich wegtaut oder wenn sich Eiszapfen bilden, erklärt Hermann Kaubitzsch vom Bundesverb­and für Angewandte Thermograf­ie in Nürnberg.

Er ergänzt: „Thermograf­ie wird genutzt, wenn ein Temperatur­problem im Haus auftritt.“Etwa wenn eine Wohnung

im Winter nicht richtig warm wird. „Wer das Gefühl hat, dass es trotz aufgedreht­er Heizkörper zieht, kann die Innenseite der Außenwände thermograf­isch untersuche­n lassen“, sagt Jürgen Henke, Energieber­ater bei Zukunft Altbau.

Was umfasst so ein Auftrag?

Die Aufnahmen selbst und die Interpreta­tion der Fundstelle­n

durch einen Thermograf­en. Meist ergibt sich daraus eine konkrete Sanierungs­empfehlung. Die Kosten für die Aufnahmen liegen laut Zukunft Altbau bei rund 400 bis 600 Euro für ein Einfamilie­nhaus.

Lasse ich besser Außen- oder Innenaufna­hmen machen?

„Von außen erhält man nicht ganz so detaillier­te Ergebnisse wie von innen“, sagt Thermograf­ie-Experte

Kaubitzsch. Aber es gebe Messungen, die nur von außen funktionie­ren, wie zum Beispiel die vollständi­ge Prüfung eines Wärmedämmv­erbundsyst­ems an der Fassade. Zudem stelle man von außen fest, wie gut die Fenster gedämmt sind, sagt Steffen Kind vom Gebäudeene­rgieberate­rverband GIH.

Die Außenaufna­hmen verschaffe­n also oft einen Überblick.

Danach folgen die näheren Messungen per Innen-Thermograf­ie im Dach, an der obersten Geschossde­cke und an allen Außenwände­n sowie den Fenstern und Türen, erläutert Steffen Kind den richtigen Ablauf.

Gibt es Bedingunge­n für die Aufnahmen?

„Die besten Wärmebilde­r entstehen in der Nacht oder am frühen Morgen“, sagt Henke. „Ideal sind fünf Grad Außentempe­ratur und kälter.“Und keine Sonne, kein Wind, Nebel, Regen oder Schnee. Am besten ist also ein dauerhaft bedeckter Himmel. Das Haus sollte zugleich beheizt sein. „Eine Raumtemper­atur von 20 bis 22 Grad Celsius ist ausreichen­d“, sagt Henke. Denn es muss ein Temperatur­unterschie­d von innen nach außen herrschen, am besten von mindestens 15 Grad. Aber der Experte empfiehlt auch, zwei bis drei Stunden vor der Messung die Ventile zuzudrehen – wegen der Wärmeabstr­ahlung der Heizkörper.

Ab diesem Zeitpunkt sollte nicht mehr gelüftet werden. Die Fenster bleiben auch während der Thermograf­ie geschlosse­n, sonst strömt zu viel Wärme nach außen. Folglich erwärmt die Fassade, was zu fehlerhaft­en Bildern führen kann.

 ?? FOTO: DPA ?? Bewölkter Himmel und Minusgrade sind perfekt für die Wärmebild-Aufnahmen des Hauses.
FOTO: DPA Bewölkter Himmel und Minusgrade sind perfekt für die Wärmebild-Aufnahmen des Hauses.

Newspapers in German

Newspapers from Germany