Die Schulministerin ist überfordert
Immerhin das hat Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer gelernt: Sie lässt die Schulen offen, um Kinder nicht um ihre Lernchancen zu bringen und Kinder aus bildungsfernen Schichten nicht noch weiter abzuhängen. Damit macht sie (noch) bessere Politik als etwa Berlin, wo unter der onkelhaften Formulierung „Abschaffung der Präsenzpflicht“die Kinder wieder sich selbst überlassen werden. Doch beim Thema Corona-Tests zeigen sich aufs Neue die alten Probleme der FDP-Politikerin: Sie reagiert zu spät, sie reagiert halbherzig – und überfällt dann damit die Schulen. Seit Wochen bahnt sich die Überlastung der Labore mit den PCR-Tests an. Erst als Schulen schließen müssen, weil es massenhaft positive Pooltests gibt, aber keine Auflösung mehr, welches einzelne Kind denn nun Corona hat, reagiert Gebauer. Ihre Antwort ist halbherzig. Anstatt die Pooltests für Grundschulen abzuschaffen, hält sie am überkommenen Modell fest: regelmäßige Pooltests; erst die Nachtestungen erfolgen per Schnelltest.
Das ist doppelt unsinnig. Erstens: Pooltests sind sinnlos, wenn fast jeder Klassenpool Fälle anzeigt. Ihr Vorteil bestand allenfalls darin, bei wenigen Infizierten rasch zu ermitteln, wo man suchen muss. Zweitens: Wenn die Grundschulen nun ohnehin massenhaft Schnelltests einsetzen, warum dann nicht sofort?
Gebauer bejubelt ihre Lolli-Tests an Grundschulen als „nahezu einzigartig“. Man fragt sich schon, welche Interessen sie hier eigentlich vertritt. Jedenfalls nicht die der Kinder, Eltern und Lehrer. Schafft die Pooltests endlich ab und testet die Kinder per Schnelltest, wie es sich an weiterführenden Schulen bewährt! Dass Kinder immer wieder zu Hause bleiben müssen, weil sie auf Ergebnisse warten, ist wie eine Schulschließung.
Gebauer ist überfordert, wie 2020 und 2021 auch schon. Das werden sich die Wähler bis Mai merken.