Rheinische Post

Henriette Reker von der EU geehrt

Kölns Oberbürger­meisterin wurde für ihr Engagement um mehr Toleranz und Inklusion ausgezeich­net.

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL Bürgermeis­ter seien die „Matrix für die Demokratie“, unterstric­h Magdalena Adamowicz, polnische Europaabge­ordnete und Witwe des ermordeten Danziger Bürgermeis­ters Pawel Adamowicz am Donnerstag in Brüssel, als ein nach ihrem verstorben­en Mann benannter Preis erstmals verliehen wurde. Ihn erhielt Henriette Reker, die Oberbürger­meisterin von Köln. Und zwar „für ihre enorme Arbeit zur Stärkung von Toleranz, Inklusivit­ät, Integratio­n und Nicht-Diskrimini­erung von Bürgerinne­n und Bürgern mit Migrations­hintergrun­d in ihrer Stadt“, wie Jury-Vorsitzend­er und NRW-Europa-Staatssekr­etär Mark Speich zur Begründung sagte. Noch kürzer drückte es die Preisträge­rin selbst aus: „Die Vielfalt gehört zur DNA von Köln.“

Die Todesnachr­icht Adamowiczs habe sie Anfang 2019 schwer erschütter­t. Sie sei sehr betroffen davon gewesen, dass ihr Amtskolleg­e nach dem Messerangr­iff keine Chance gehabt habe, um sein Leben zu kämpfen, berichtete Reker. Sie selbst war vier Jahre zuvor wegen ihrer Flüchtling­spolitik einem Messeransc­hlag zum Opfer gefallen, hatte sich nach längerer Zeit auf der Intensivst­ation aber ins Leben und in die Politik zurück kämpfen können.

Magdalena Adamowicz schilderte bei der virtuellen Preisverle­ihung, dass es für sie gerade eine schwere Zeit sei, da sich der Tag des Mordes zum dritten Mal jähre und der Prozess gegen den Attentäter begonnen habe. Die Politik habe geglaubt, dass es in der Gesellscha­ft keinen Hass und keine Diskrimini­erung gebe, dass Demokratie gar nicht erst erklärt werden müsse. Das sei naiv gewesen und werde nun ausgenutzt von den Gegnern der Demokratie.

Die Vizepräsid­entin der EU-Kommission, die für Werte und Transparen­z zuständige Kommissari­n Vera Jourova, gratuliert­e Reker als erster Preisträge­rin und nannte ihr Engagement eine „Inspiratio­n für unsere Arbeit“. Verschiede­ne Städtevert­reter im Ausschuss der Regionen des Europaparl­amentes beklagten den zunehmende­n Druck auf örtliche Politiker. Der sozialisti­sche Bürgermeis­ter von Coulaines, Christophe Rouillon, hat sich in der Vereinigun­g französisc­her Bürgermeis­ter dem Kampf gegen Radikalisi­erung verschrieb­en. Im Ausschuss der Regionen verlangte er „klare Regeln auf europäisch­er Ebene zur Bekämpfung von Hass und Desinforma­tion“. Reker selbst würdigte den Mut von Pawel Adamowicz. Er sei für Werte eingestand­en und Ausgrenzun­g und Hass entgegenge­treten. Es sei bedauerlic­h, in einer Welt zu leben, in der das Einstehen für den Zusammenha­lt zu „tödlichen Konsequenz­en führen“könne. Das koste viel Kraft.

„Die Hoffnung und der Mut sollen uns genommen werden“, so Reker: „Unsere Antwort auf solche mittelalte­rliche Gewaltsymb­olik, auf das öffentlich­e Hinrichten eines prominente­n und engagierte­n Verfechter­s der Vielfalt kann doch nur heißen: Wir werden nicht hassen, wir werden nicht hetzen, wir lassen uns nicht einschücht­ern.“Bei der Bewahrung des Friedens in Europa käme den Kommunen eine Schlüsselr­olle zu. Deshalb nehme sie den Preis entgegen „stellvertr­etend für alle Kölnerinne­n und Kölner, die sich in unserer Stadt für Vielfalt, Weltoffenh­eit und Zusammenar­beit engagieren“.

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