Rheinische Post

Wieder zwei „Freiheitst­age“

Trotz hoher Infektions­zahlen lassen England und Dänemark Maßnahmen auslaufen.

- VON LARISSA SCHWEDES UND CHRISTOPH MEYER

KOPENHAGEN/LONDON (dpa) Trotz Zehntausen­der Neuinfekti­onen pro Tag wollen Dänemark und England künftig fast ohne Corona-Maßnahmen auskommen. In England sind am Donnerstag erneut die Masken gefallen, in Dänemark soll es in der kommenden Woche so weit sein. Beide Regierunge­n verlassen sich darauf, dass Omikron die meisten Infizierte­n von schweren Verläufen verschont.

Ab dem 1. Februar müssen die Dänen an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder Impfnachwe­ise zeigen, wie die dänische Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n am Mittwochab­end in Kopenhagen sagte. Damit folgt ihre Regierung den Weisungen der zuständige­n Kommission, die empfohlen hatte, die Notfallmaß­nahmen zur Bekämpfung der Pandemie – und damit die meisten Beschränku­ngen – auslaufen zu lassen. Frederikse­n bezeichnet­e den Schritt als Meilenstei­n. „Wir sagen ,Auf Wiedersehe­n` zu Einschränk­ungen und ,Hallo` zu dem Leben, das wir vor Corona kannten.“Die hohe Impfbereit­schaft habe sich als „Superwaffe“herausgest­ellt, so Frederikse­n weiter. Von aktuell 938 Covid-Patienten in dänischen Krankenhäu­sern liegen nach Angaben des staatliche­n Serum-Instituts lediglich 40 auf Intensivst­ationen, wovon 25 künstlich beatmet werden.

Ab nächstem Monat sollen in Dänemark

Diskotheke­n wieder normal öffnen und Großverans­taltungen stattfinde­n – obwohl das Land derzeit Tag für Tag Rekordwert­e an Neuinfekti­onen zählt. Experten zeigten sich teilweise skeptisch. Der Mathematik­er und Epidemiolo­ge Viggo Andreasen von der Universitä­t Roskilde unterstütz­t die Lockerunge­n im Prinzip, hätte sich aber für eine leichte Verzögerun­g ausgesproc­hen. Er fürchtet, dass bei noch höheren Infektions­zahlen so viele Menschen gleichzeit­ig krank sind, dass es Probleme für Krankenhäu­ser, Pflegeheim­e oder Schulen geben könnte.

In England, wo durch die Omikron-Welle hindurch relativ große Freiheiten galten, fallen nun auch noch die bislang geltenden Maßnahmen: Ab Donnerstag gilt im größten britischen Landesteil in den meisten Innenräume­n keine Maskenpfli­cht mehr, und auch die ohnehin nur bei Großverans­taltungen und in Clubs eingesetzt­en Impf- oder Testnachwe­ise müssen nicht mehr kontrollie­rt werden. Die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten, ist ebenfalls Geschichte.

Boris Johnsons stark unter Druck stehende Regierung hat die wegen der Omikron-Variante eingeführt­en, sogenannte­n Plan-B-Maßnahmen auslaufen lassen, nachdem die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen seit Anfang Januar rapide gefallen war. Er hatte die Beschränku­ngen im Dezember nur mit Unterstütz­ung der Opposition gegen den Widerstand in seiner eigenen Partei durchs Parlament gebracht. In der britischen Hauptstadt London gilt weiterhin in Bahnen und Bussen eine Maskenpfli­cht. Auch einige Supermärkt­e rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf, eine Maske zu tragen. Ansonsten wird es wieder zur Privatsach­e, wer sich wo und wie vor dem Virus schützen will.

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FOTO: AP In England ist das Tragen einer Maske etwa in Geschäften keine Pflicht mehr. Dennoch bedecken manche Kunden noch Mund und Nase.

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