Wieder zwei „Freiheitstage“
Trotz hoher Infektionszahlen lassen England und Dänemark Maßnahmen auslaufen.
KOPENHAGEN/LONDON (dpa) Trotz Zehntausender Neuinfektionen pro Tag wollen Dänemark und England künftig fast ohne Corona-Maßnahmen auskommen. In England sind am Donnerstag erneut die Masken gefallen, in Dänemark soll es in der kommenden Woche so weit sein. Beide Regierungen verlassen sich darauf, dass Omikron die meisten Infizierten von schweren Verläufen verschont.
Ab dem 1. Februar müssen die Dänen an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder Impfnachweise zeigen, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Mittwochabend in Kopenhagen sagte. Damit folgt ihre Regierung den Weisungen der zuständigen Kommission, die empfohlen hatte, die Notfallmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – und damit die meisten Beschränkungen – auslaufen zu lassen. Frederiksen bezeichnete den Schritt als Meilenstein. „Wir sagen ,Auf Wiedersehen` zu Einschränkungen und ,Hallo` zu dem Leben, das wir vor Corona kannten.“Die hohe Impfbereitschaft habe sich als „Superwaffe“herausgestellt, so Frederiksen weiter. Von aktuell 938 Covid-Patienten in dänischen Krankenhäusern liegen nach Angaben des staatlichen Serum-Instituts lediglich 40 auf Intensivstationen, wovon 25 künstlich beatmet werden.
Ab nächstem Monat sollen in Dänemark
Diskotheken wieder normal öffnen und Großveranstaltungen stattfinden – obwohl das Land derzeit Tag für Tag Rekordwerte an Neuinfektionen zählt. Experten zeigten sich teilweise skeptisch. Der Mathematiker und Epidemiologe Viggo Andreasen von der Universität Roskilde unterstützt die Lockerungen im Prinzip, hätte sich aber für eine leichte Verzögerung ausgesprochen. Er fürchtet, dass bei noch höheren Infektionszahlen so viele Menschen gleichzeitig krank sind, dass es Probleme für Krankenhäuser, Pflegeheime oder Schulen geben könnte.
In England, wo durch die Omikron-Welle hindurch relativ große Freiheiten galten, fallen nun auch noch die bislang geltenden Maßnahmen: Ab Donnerstag gilt im größten britischen Landesteil in den meisten Innenräumen keine Maskenpflicht mehr, und auch die ohnehin nur bei Großveranstaltungen und in Clubs eingesetzten Impf- oder Testnachweise müssen nicht mehr kontrolliert werden. Die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten, ist ebenfalls Geschichte.
Boris Johnsons stark unter Druck stehende Regierung hat die wegen der Omikron-Variante eingeführten, sogenannten Plan-B-Maßnahmen auslaufen lassen, nachdem die Zahl der Corona-Neuinfektionen seit Anfang Januar rapide gefallen war. Er hatte die Beschränkungen im Dezember nur mit Unterstützung der Opposition gegen den Widerstand in seiner eigenen Partei durchs Parlament gebracht. In der britischen Hauptstadt London gilt weiterhin in Bahnen und Bussen eine Maskenpflicht. Auch einige Supermärkte rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf, eine Maske zu tragen. Ansonsten wird es wieder zur Privatsache, wer sich wo und wie vor dem Virus schützen will.